Die 20 besten Romane des Jahrhunderts (BBC-Ranking von 2000-2014)
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Die besten Romane des Jahrhunderts? Die britische Rundfunkanstalt BBC hat Anfang 2015 eine Liste der 20 besten Romane zwischen 2000 und 2014 veröffentlicht.
Zur Ermittlung dieser Bestenliste hatte sie zuvor eine Reihe von (überwiegend US-amerikanischen) Literaturkritikern gebeten, aus ihrer Sicht herausragende Romane, die seit 2000 auf Englisch erschienen sind, zu benennen. Im Ergebnis sollte eine Rangfolge ausgezeichneter Romane entstehen, welche das Potenzial besitzen, später einmal zu den Klassikern des 21. Jahrhunderts zu zählen.
Genannt wurden von den Kritikern daraufhin insgesamt 156 verschiedene Romane. Mit Ausnahme zweier Werke (Elena Ferrantes "Meine geniale Freundin" und Zadie Smiths "London NW") sind sämtliche Bücher hiervon auch bereits mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet worden (Pulitzer-Preis, Deutscher Bücherpreis etc.).
Nachfolgend präsentiere auch ich Ihnen die so entstandene Bestenliste der 20 am häufigsten genannten Romane, beginnend mit Platz 1 für den Titel mit den meisten Stimmen, und dann mit jeweils abnehmender Zahl an Nennungen bis Platz 20.
Falls Sie eine viel längere Liste der besten Bücher der letzten 20 Jahre interessiert, so empfehle ich Ihnen übrigens auch meine Liste der besten Romane des 21. Jahrhunderts.
Von Marcel B.
Liste der 20 besten Romane des 21. Jahrhunderts
Junot Díaz: Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao
Originaltitel: The Brief Wondrous Life of Oscar Wao
Autor: Junot Díaz, US-amerikanisch-dominikanischer Schriftsteller
Brillant erzählte Sehnsuchtsgeschichte. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize.
Edward P. Jones: Die bekannte Welt
Originaltitel: The Known World
Autor: Edward P. Jones, US-amerikanischer Schriftsteller
Ungewöhnlicher und berührender Roman über die Sklaverei.
Hilary Mantel: Wölfe
Originaltitel: Wolf Hall
Autorin: Hilary Mantel, britische Schriftstellerin, Kritikerin und Juristin
Historischer Roman rund um höfische Machtspiele in England 1520. Ausgezeichnet mit dem Booker Prize.
Marilynne Robinson: Gilead
Autorin: Marilynne Robinson, US-amerikanische Romanautorin und Essayistin
Große Lebensrückschau mit Nachdenklichkeiten zum Wunder der Existenz.
Jonathan Franzen: Die Korrekturen
Originaltitel: The Corrections
Autor: Jonathan Franzen, US-amerikanischer Schriftsteller
Meisterhaft erzählte Familien- und Gesellschaftsgeschichte. Ausgezeichnet mit dem National Book Award und James Tait Black Memorial Prize.
Michael Chabon: Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay
Originaltitel: The Amazing Adventures of Kavalier & Clay
Autor: Michael Chabon, US-amerikanischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Fernsehproduzent
Poetischer Roman über das Ringen zweier Männer um den amerikanischen Traum. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize.
Jennifer Egan: Der größere Teil der Welt
Originaltitel: A Visit from the Goon Squad
Autorin: Jennifer Egan, US-amerikanische Schriftstellerin
Mitreißende Zeitreise von den 70er Jahren bis zur digitalen Revolution. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize for Fiction und dem National Book Critics Circle Award for Fiction.
Ben Fountain: Die irre Heldentour des Billy Lynn
Originaltitel: Billy Lynn’s Long Halftime Walk
Autor: Ben Fountain, US-amerikanischer Schriftsteller
Gefühlvolle Groteske bzw. Realsatire über manipulierten Soldaten. Ausgezeichnet mit dem National Book Critics Circle Award.
Ian McEwan: Abbitte
Originaltitel: Atonement
Autor: Ian McEwan, britischer Schriftsteller
Tiefenpsychologisches Meisterwerk über Liebe, Selbsterkenntnis, Treue und Verrat. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Bücherpreis und dem National Book Critics Circle Award.
Chimamanda Adichie: Die Hälfte der Sonne
Originaltitel: Half of a Yellow Sun
Autorin: Chimamanda Adichie, nigerianische Schriftstellerin
Preisgekrönte Geschichte über Liebe und Verrat, Rassismus und Loyalität. Ausgezeichnet mit dem Orange Prize.
Zadie Smith: Zähne zeigen
Originaltitel: White Teeth
Autorin: Zadie Smith, britische Schriftstellerin und Hochschullehrerin
Jahrhundertroman mit Geschichten dreier Familien unterschiedlicher Herkunft in London. Mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.
Jeffrey Eugenides: Middlesex
Autor: Jeffrey Eugenides, US-amerikanischer Schriftsteller
Hochgelobte, verschlungene Familienchronik zwischen den Kulturen und Geschlechtern. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis.
Chimamanda Ngozi Adichie: Americanah
Autorin: Chimamanda Ngozi Adichie, nigerianische Schriftstellerin
Virtuos erzählte Liebesgeschichte zwischen drei Kontinenten. Ausgezeichnet mit National Book Critics Circle Award Fiction.
W. G. Sebald: Austerlitz
Autor: W. G. Sebald, deutscher Schriftsteller und Literaturwissenschaftler
Der namenlose Ich-Erzähler des Romans begegnet 1967 auf einem belgischen Bahnhof zufällig dem Kunsthistoriker Jacques Austerlitz. Man kommt ins Gespräch, trifft sich regelmäßig wieder, sogar über Jahrzehnte. Hierbei offenbart ihm Austerlitz immer mehr aus seiner Biografie. So wuchs er eigentlich als Einzelkind mit anderem Namen in Wales bei einem Prediger-Ehepaar auf. Erst nach dessen Tod erfuhr er davon, adoptiert worden zu sein, konnte sich aber nicht an seine ersten Lebensjahre und seine wahren Eltern erinnern. Und erst am Ende seines Berufslebens macht er sich auf Spurensuche nach seiner eigentlichen Herkunft, die schließlich nach Prag und auf seine Verschiffung als Rettungsaktion seiner jüdischen Eltern nach dem Einmarsch der Wehrmacht verweist. Nach der Freilegung von immer mehr Teilstücken seiner Familiengeschichte überwältigen ihn seine Gefühle bis an den Rand einer existenziellen Krise.
In den uns überlieferten Aufzeichnungen aus den Gesprächen mit Austerlitz manifestiert sich die Chronik eines Lebens, in dem bis zum Rentenalter die Frage nach der eigenen Familiengeschichte, Identität und Herkunft verdrängt und somit die Ausgestaltung eines wichtigen Teils des Selbstbildes verhindert wurde. Die ernste und melancholische Erzählung in einer altertümlich wirkenden Sprache kreist um das Thema der späten Identitätssuche und der Entwurzelung vor dem Hintergrund der europäischen Geschichte. Sie demonstriert hierbei den unschätzbar großen Wert persönlicher Erinnerungen, die auch in großer Literatur wie dieser bewahrt und dadurch jederzeit wieder lebendig werden können.
Sebald wurde bereits in den 1990er Jahren im englischsprachigen Ausland als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart angesehen, während er dann kurz vor seinem Tod 2001 mit "Austerlitz" schließlich sogar Weltruhm erlangte. Der Roman wurde von vielen Literaturkritikern als Meisterwerk gefeiert, mehrfach ausgezeichnet und erscheint regelmäßig auf Listen der wichtigsten Bücher des 21. Jahrhunderts.
Elena Ferrante: Meine geniale Freundin
Originaltitel: L’amica geniale
Autorin: Elena Ferrante (Pseudonym), italienische Schriftstellerin
Hochgelobtes Gemälde einer Freundschaft im Neapel der 50er/60er Jahre
Alan Hollinghurst: Die Schönheitslinie
Originaltitel: The Line of Beauty
Autor: Alan Hollinghurst, britischer Schriftsteller
Exquisit beschriebenes Sittenbild der Thatcher-Ära. Ausgezeichnet mit dem Booker Prize.
Cormac McCarthy: Die Straße
Originaltitel: The Road
Autor: Cormac McCarthy, US-amerikanischer Schriftsteller
Finsterer Kreuzweg durch ein Endzeitamerika. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize.
Zadie Smith: London NW
Originaltitel: NW
Autorin: Zadie Smith, britische Schriftstellerin und Hochschullehrerin
Unterhaltsames, scharfsinniges und rührendes Gesellschaftsporträt.
Roberto Bolaño: 2666
Autor: Roberto Bolaño, chilenischer Schriftsteller
Jahrhundertwerk mit atemberaubender Reise ins finstere Herz der Gegenwart.
Shirley Hazzard: Das Große Feuer
Originaltitel: The Great Fire
Autorin: Shirley Hazzard, australisch-US-amerikanische Schriftstellerin
Faszinierender Roman über die Liebe in einer kriegerischen Welt.