Die besten Romane aller Zeiten
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In der traditionellen, auf Aristoteles zurückgehenden Dreiteilung der Literatur finden sich neben der Lyrik und Dramatik die epischen Texte. Unter Epik versteht man erzählende Literatur in Vers- oder Prosaform, wobei die Prosa – anders als Dichtung mit Reimen oder Versmaßen – eine sprachlich ungebundene, freie Erzählweise darstellt. Epische Werke zeichnen sich oft durch große inhaltliche und strukturelle Komplexität aus, indem sie etwa mehrere Handlungsstränge, Zeitebenen oder Erzählperspektiven miteinander verweben. Inhaltlich stehen meist fiktive Geschichten im Mittelpunkt, wobei reale Personen oder historische Ereignisse mitunter ebenfalls eine Rolle spielen können. Die thematische Vielfalt hat über die Jahrhunderte zahlreiche literarische Gattungen hervorgebracht, die jeweils eigene Leserschaften gefunden haben. Zu den bekanntesten gehören historische Romane, Kriminalromane und Thriller, Gesellschafts-, Bildungs-, Entwicklungs-, Liebes-, Erotik-, Abenteuer- und Kriegsromane sowie Werke der Science-Fiction und Fantasy.
Der Begriff "Roman" für erzählende Literatur dieser Art geht auf das Französische zurück und ersetzte im 17. Jahrhundert das bis dahin gebräuchliche Wort "Historie". Doch schon in vielen frühen Hochkulturen waren epische Erzählungen verbreitet. Im Folgenden möchte ich Ihnen daher die bedeutendsten Romane aller Zeiten vorstellen – von der Antike bis in die Gegenwart. Natürlich ist jede Bestenliste in gewisser Weise subjektiv, doch ich habe mich bemüht, Empfehlungen angesehener Literaturkritiker, bekannte Long- und Bestseller sowie insbesondere bei den Romanen des 21. Jahrhunderts die Favoriten vieler Leser zu berücksichtigen. Falls Sie also auf der Suche nach fesselnden Werken aus der gesamten Literaturgeschichte sind, finden Sie hier sicherlich einige Anregungen.
Die Sortierung der Romane erfolgt rein zeitlich nach den verschiedenen Epochen und Erscheinungsjahren.
Von Marcel Behling
Die besten Romane der Antike
Die Wurzeln des Romans reichen weit zurück – bereits in der Antike entstanden epische Erzählwerke, die bis heute gelesen und bewundert werden. Diese frühen Romane vereinen Abenteuer, Mythologie, historische Bezüge und oft auch philosophische Reflexionen. Sie beeinflussten die Literaturgeschichte maßgeblich und legten den Grundstein für viele spätere Erzähltraditionen. Die folgende Liste präsentiert die bedeutendsten Romane der Antike – Werke, die nicht nur faszinierende Geschichten erzählen, sondern auch wertvolle Einblicke in die Kultur und das Denken ihrer Zeit geben.
Titus Petronius: Satyricon
Autor: Titus Petronius, römischer Senator
"Satyricon" ist eines der faszinierendsten Werke der römischen Antike und gilt als früher Roman, der in seiner Mischung aus Satire, Gesellschaftskritik und abenteuerlicher Erzählkunst einzigartig ist. Das Werk stammt aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und wird traditionell Titus Petronius, einem Höfling am Hofe Neros, zugeschrieben. Es bietet eine lebendige, oft groteske Darstellung des römischen Alltagslebens, der Dekadenz der Oberschicht und der Eskapaden eines umherziehenden Antihelden.
Im Mittelpunkt der überlieferten Fragmente steht der junge Encolpius, der gemeinsam mit seinem Geliebten Giton und seinem Rivalen Ascyltos durch verschiedene Episoden voller Täuschungen, Liebeswirren und komischer Verstrickungen reist. Die wohl berühmteste Passage ist das Gastmahl des Trimalchio, eine groteske Schilderung eines übermäßig luxuriösen Festmahls, bei dem der neureiche, geschmacklose Gastgeber Trimalchio mit absurdem Pomp seine Gäste bewirtet. Diese Episode bietet eine bissige Karikatur des römischen Reichtums und Machtstrebens und zählt zu den literarischen Höhepunkten der Antike.
Neben seinen satirischen und humorvollen Elementen überzeugt das "Satyricon" durch seine lebendige Sprache und die abwechslungsreiche Erzählstruktur, die Prosa mit Versen mischt. Das Werk gibt faszinierende Einblicke in das Alltagsleben, die Moralvorstellungen und die sozialen Strukturen des Römischen Reiches – von der Unterschicht bis zur neureichen Elite.
Obwohl große Teile des Romans verloren gegangen sind, hat das "Satyricon" bis heute seinen Reiz nicht verloren. Es beeinflusste zahlreiche Schriftsteller, darunter François Rabelais und James Joyce, und bleibt ein unverzichtbares Werk für alle, die sich für die antike Literatur, Satire und römische Kultur interessieren.
Apuleius: Der goldene Esel (anderer Titel: Metamorphosen)
Originaltitel: Asinus aureus / Metamorphoses
Autor: Apuleius, antiker Schriftsteller, Redner und Philosoph
"Der goldene Esel" (auch bekannt als "Metamorphosen") ist ein faszinierendes Werk der antiken Literatur, das tief in die römische Kultur und Mythologie eintaucht. Es wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. von Apuleius, einem römischen Philosophen und Schriftsteller, verfasst und ist das einzige vollständig erhaltene Beispiel einer antiken Romanerzählung. Der Roman ist ein Meisterwerk der Erzählkunst, das Humor, Philosophie, Magie und Gesellschaftskritik auf einzigartige Weise miteinander verwebt.
Die Geschichte folgt Lucius, einem neugierigen jungen Mann, der auf einer Reise in der römischen Welt von Zauberei und Wundern fasziniert ist. Durch einen unglücklichen Zwischenfall wird er in einen Esel verwandelt und muss fortan das Leben als tierisches Wesen führen. Während seiner Wanderung durch verschiedene Städte und Abenteuer begegnet Lucius einer Vielzahl von skurrilen Charakteren, von Dieben über Betrüger bis hin zu weisen Philosophen. Jede Episode des Romans ist eine Mischung aus Abenteuer, sozialer Satire und moralischen Reflexionen.
Das Besondere an "Der goldene Esel" ist die Mischung aus ernsthaften philosophischen und religiösen Themen mit humorvollen und oft burlesken Szenen. Apuleius verwebt in seiner Erzählung nicht nur unterhaltsame Anekdoten und fantastische Elemente, sondern auch tiefgründige Reflexionen über das menschliche Leben, den Glauben und die Suche nach Erleuchtung. Besonders die mystische Schlusssequenz, in der Lucius schließlich durch die Göttin Isis wieder in einen Menschen verwandelt wird, bringt einen symbolischen Höhepunkt des Romans, der Themen wie spirituelle Wiedergeburt und Transformation behandelt.
Neben seiner fesselnden Handlung ist das Werk auch ein wertvolles Dokument der römischen Gesellschaft, in dem Sitten, Bräuche und die soziale Struktur der Zeit auf humorvolle und kritische Weise beleuchtet werden. "Der goldene Esel" beeinflusste viele spätere Schriftsteller, darunter Chaucer und Cervantes, und gilt als frühes Beispiel für die Entwicklung des Romans als literarische Form.
Longos von Lesbos: Daphnis und Chloe
Originaltitel: Δάφνις καὶ Χλόη
Autor: Longos von Lesbos, griechischer Schriftsteller
"Daphnis und Chloe" ist ein antiker griechischer Roman, der als eines der bedeutendsten Werke der klassischen Literatur gilt und in seiner Form einen der ersten "Pastoralromane" darstellt. Der Autor Longos von Lesbos, der vermutlich im 2. Jahrhundert n. Chr. lebte, verwebt in dieser Erzählung Themen von Liebe, Natur und Jugend in einer meisterhaft erzählten Geschichte.
Die Handlung folgt den beiden jungen, unschuldigen Protagonisten, Daphnis und Chloe, die auf einer griechischen Insel aufwachsen und sich ineinander verlieben. Beide sind Kinder von unbekannten Eltern, und ihre Kindheit ist von Unschuld und Naturverbundenheit geprägt. Daphnis ist ein Hirte, und Chloe, die Tochter eines Ziegenhirten, lebt ein ähnliches Leben, ohne viele äußere Einflüsse. Doch im Laufe des Romans entdecken sie nicht nur die Geheimnisse ihrer Herkunft, sondern auch die tiefen Gefühle der Liebe, die sie füreinander entwickeln.
Das Besondere an "Daphnis und Chloe" ist die Darstellung der Entwicklung von Liebe und Sexualität in einem idealisierten ländlichen Rahmen. Longos nutzt die unberührte Natur und das einfache Leben der Hirten als Kulisse für die ersten Erfahrungen von Liebe, Leidenschaft und Verlust. Der Roman ist durchzogen von einer tiefen Sehnsucht nach einer reinen und natürlichen Liebe, die im Einklang mit der Natur steht, und gleichzeitig behandelt er die gesellschaftlichen und kulturellen Normen der Antike in einer subtilen, aber klaren Weise.
Neben der Liebesgeschichte enthält der Roman zahlreiche Elemente, die für die antike Literatur typisch sind: Abenteuer, Prüfungen, Verwicklungen und mythologische Anspielungen. Die Erzählung ist zudem durchzogen von einer gewissen Melancholie, die die Übergänge zwischen Kindheit und Erwachsensein sowie die Herausforderungen der Liebe thematisiert. Die ständigen Missverständnisse und die Notwendigkeit, sich im Einklang mit der Natur und der Gesellschaft zu finden, bilden die Grundlage für die Spannung im Roman.
Für Leser, die an antiker Literatur interessiert sind, bietet "Daphnis und Chloe" nicht nur eine bezaubernde Liebesgeschichte, sondern auch wertvolle Einblicke in die antike Vorstellung von Romantik, Natur und den Übergang von der Jugend ins Erwachsenenalter. Longos’ Werk beeinflusste viele späteren literarischen Traditionen, einschließlich der pastoralen Dichtung der Renaissance und der modernen romantischen Literatur. Es ist ein Werk, das durch seine Schönheit, Tiefe und die Darstellung einer idealisierten Welt der Liebe und Harmonie besticht.
Die besten Romane des Mittelalters
Das Mittelalter brachte eine faszinierende Vielfalt an erzählender Literatur hervor – von höfischen Romanen und abenteuerlichen Ritterepen bis hin zu volkstümlichen Geschichten voller List und Humor. Diese Werke spiegeln die Weltbilder, Ideale und Wertvorstellungen ihrer Zeit wider und prägen die Literatur bis heute. Die folgende Liste versammelt die bedeutendsten Romane des Mittelalters – Meisterwerke, die mit ihrer epischen Kraft, ihren vielschichtigen Figuren und zeitlosen Themen auch moderne Leser in ihren Bann ziehen.
Murasaki Shikibu: Die Geschichte vom Prinzen Genji
Originaltitel: 源氏物語
Autorin: Murasaki Shikibu, Hofdame am Kaiserhof und Schriftstellerin
"Die Geschichte vom Prinzen Genji" ist ein Meisterwerk der japanischen Literatur und gilt als der erste echte Roman der Weltgeschichte. Ursprünglich im 11. Jahrhundert während der Heian-Zeit in Japan verfasst, entfaltet sich in diesem epischen Werk eine komplexe und tiefgründige Erzählung über Liebe, Ehrgeiz, politisches Intrigen und die Natur des menschlichen Lebens.
Die Geschichte folgt dem Prinzen Genji, dem "Lichtritter", einem edlen und begabten Sohn des Kaisers, der jedoch aufgrund seiner niedrigen Geburt nie den Thron besteigen kann. Trotz seiner hervorragenden Eigenschaften, wie seinem Charme, seiner Intelligenz und seiner Schönheit, wird Genji von den politischen und sozialen Zwängen seiner Zeit geprägt. Die Erzählung begleitet Genji durch sein Leben, seine vielen Liebesbeziehungen und die politischen Verwicklungen am Kaiserhof, die seine Existenz bestimmen. Die Vielzahl von Frauen, mit denen er romantische Verhältnisse eingeht, und die emotionalen sowie tragischen Wendungen seines Lebens machen den Roman zu einem tiefgehenden Porträt menschlicher Beziehungen und des Streben nach Erfüllung in einer von Ritualen und Hierarchien geprägten Gesellschaft.
Das Werk ist sowohl eine detaillierte Darstellung der heian-japanischen Kultur als auch eine introspektive Betrachtung von Sehnsüchten und innerer Zerrissenheit. Besonders bemerkenswert ist Murasakis Fähigkeit, die inneren Konflikte ihrer Charaktere, insbesondere die von Genji, auf subtile und prägnante Weise darzustellen. Inmitten der zahlreichen Wendungen und Herausforderungen, denen Genji gegenübersteht, wird die Komplexität von Liebe und Verlust sowie die Flüchtigkeit des Lebens thematisiert.
Die poetische Sprache und die tiefgründigen psychologischen Einblicke, die Murasaki Shikibu in "Die Geschichte vom Prinzen Genji" bietet, haben das Werk zu einem ikonischen Bestandteil der japanischen Literatur gemacht. Es ist nicht nur ein literarisches Meisterwerk, sondern auch ein unschätzbares kulturelles Erbe, das die Werte, Ästhetik und Philosophie des japanischen Kaiserhofes widerspiegelt.
Für Leser, die sich für klassische Literatur und die Erforschung menschlicher Emotionen interessieren, ist "Die Geschichte vom Prinzen Genji" ein unverzichtbares Werk. Es lädt dazu ein, über die ewigen Themen von Liebe, Macht und Verlust nachzudenken und bietet eine unvergessliche Leseerfahrung.
Wolfram von Eschenbach: Parzival
Autor: Wolfram von Eschenbach, deutschsprachiger Dichter
Wolfram von Eschenbachs "Parzival" ist ein herausragendes Werk der mittelalterlichen Literatur und gilt als eines der bedeutendsten epischen Gedichte der deutschen Literaturgeschichte. Es erzählt die Geschichte des jungen Ritters Parzival, der auf einer langen und oftmals schmerzhaften Reise zu sich selbst geht, um den Gral zu finden – das Symbol für das höchste spirituelle Wissen und die Verbindung mit Gott.
Die Erzählung beginnt mit Parzivals Kindheit, in der er von seiner Mutter vor der Welt der Ritter und der Gefahren des Krieges verborgen gehalten wird. Doch der junge Parzival spürt das Drängen des Abenteuers und bricht auf, um ein Ritter zu werden. Auf seinem Weg begegnet er einer Vielzahl von Charakteren – von edlen Rittern bis hin zu dunklen Gestalten – und wird immer wieder mit schwierigen Prüfungen konfrontiert, die sowohl seine moralischen als auch seine spirituellen Werte herausfordern. Besonders prägend für Parzivals Reise ist seine Begegnung mit dem Gralshüter, der ihm die entscheidende Frage stellt, die er jedoch nicht zu stellen weiß, was zu einer verhängnisvollen Verzögerung seiner Erlösung führt.
Wolfram von Eschenbach entwirft in "Parzival" eine Welt, in der Ritterlichkeit, Ehre und Tapferkeit zentrale Themen sind, aber ebenso die innere Reifung und die Suche nach spiritueller Erleuchtung. Der Held Parzival muss lernen, dass der wahre Gral nicht nur durch äußere Taten erlangt wird, sondern durch Selbstverständnis und Erleuchtung in den eigenen Handlungen. In der Konfrontation mit seiner eigenen Unvollkommenheit und dem Mangel an Wissen über sich selbst beginnt Parzival, die wahre Bedeutung des Grals zu verstehen.
Das Werk ist nicht nur ein Abenteuerroman, sondern auch ein tiefgründiges philosophisches und spirituelles Gedicht, das die Themen menschlicher Schwächen, des Glaubens, der Suche nach Wahrheit und des inneren Wachstums behandelt. Wolfram von Eschenbach verbindet christliche und keltische Elemente und schafft so eine komplexe, faszinierende Welt, die voller Symbolik und mythologischer Bedeutung steckt.
"Parzival" ist ein Meisterwerk der mittelhochdeutschen Literatur und zeigt den Ritter als eine Figur, die nicht nur durch äußere Heldentaten, sondern auch durch ihre innere Entwicklung und ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion wahrhaft erleuchtet wird. Es ist ein Werk, das die Leser dazu einlädt, über Fragen der Existenz, des Glaubens und der Moral nachzudenken und das bis heute als Klassiker in der Weltliteratur gilt. Für Liebhaber der mittelalterlichen Literatur und der literarischen Reise des "Helden" ist "Parzival" ein unvergessliches Erlebnis.
Gottfried von Straßburg: Tristan
Autor: Gottfried von Straßburg, deutschsprachiger Dichter
"Tristan" von Gottfried von Straßburg ist ein Meisterwerk der mittelalterlichen Literatur und eines der bedeutendsten Werke der deutschen Artusromane. Die Erzählung dreht sich um die tragische Liebesgeschichte zwischen Tristan, einem tapferen Ritter, und Isolde, der Königin von Irland, die ungewollt das Objekt seiner Leidenschaft wird. Diese Liebe, die sowohl von Schönheit als auch von Verboten geprägt ist, entfaltet sich vor dem Hintergrund von Ehre, Verrat und einer schicksalhaften Bestimmung.
Das Werk ist reich an mittelalterlicher Symbolik und zeigt die komplexen Emotionen und moralischen Dilemmata seiner Figuren. Besonders die Konflikte zwischen persönlichem Begehren und gesellschaftlicher Pflicht spielen eine zentrale Rolle. Gottfried von Straßburg verwebt in seiner Erzählung Themen wie das Konzept der "höheren Liebe", den Konflikt zwischen der Pflicht gegenüber dem König und der Liebe zu einer Frau, sowie die Folgen von Geheimnissen und Verrat.
Durch seine poetische Sprache und tiefgründige Erkundung der menschlichen Natur wird "Tristan" zu einem faszinierenden Klassiker, der die Leser auf eine emotionale Reise durch die Höhen und Tiefen der Liebe und des Schicksals mitnimmt. Besonders lesenswert ist es für Liebhaber mittelalterlicher Literatur, die an der Symbolik und den tieferen Bedeutungsebenen des Werkes interessiert sind.
Die besten Romane der Neuzeit
Die frühe Neuzeit markierte einen Wandel in der Literatur: Der Roman entwickelte sich weiter, wurde vielschichtiger und gewann an psychologischer Tiefe. Satirische Gesellschaftsbilder, pikareske Abenteuer und barocke Erzählexperimente prägten diese Epoche und legten den Grundstein für den modernen Roman. Die folgende Liste versammelt die bedeutendsten Romane der frühen Neuzeit – Werke, die nicht nur literarische Meilensteine setzen, sondern auch faszinierende Einblicke in die Denk- und Lebenswelten dieser bewegten Zeit bieten.
Thomas Morus: Utopia
Lateinischer Volltitel: De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia
Autor: Thomas Morus, englischer Staatsmann und humanistischer Renaissance-Schriftsteller
Philosophischer Roman (1516)
François Rabelais: Gargantua und Pantagruel
Autor: François Rabelais, französischer Schriftsteller der Renaissance, Humanist und Arzt
Romanzyklus (1532-1564)
Miguel de Cervantes: Don Quijote
Originaltitel: El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha
Autor: Miguel de Cervantes, spanischer Schriftsteller
Von der Literaturkritik bis heute hochgelobter Schelmenroman (1605/1615)
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Der abenteuerliche Simplicissimus
Autor: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, deutscher Schriftsteller
Satirischer Roman über Abenteuer im Dreißigjährigen Krieg (1668)
Daniel Defoe: Robinson Crusoe
Autor: Daniel Defoe, englischer Schriftsteller
Erzählung eines Insel-Abenteuers und anschließende Gesellschaftskritik (1719)
Jonathan Swift: Gullivers Reisen
Autor: Jonathan Swift, irischer Schriftsteller und Satiriker
Roman (1726)
Henry Fielding: Tom Jones - Die Geschichte eines Findelkindes
Autor: Henry Fielding, englischer Romanautor, Satiriker, Dramatiker, Journalist und Jurist
Komischer Roman (1749)
Voltaire: Candide oder der Optimismus
Autor: Voltaire, französischer Philosoph und Schriftsteller
Philosophisch-satirischer Kurzroman (1759)
Laurence Sterne: Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman
Autor: Laurence Sterne, englisch-irischer Schriftsteller
Roman (1759-1767)
Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werther
Autor: Johann Wolfgang Goethe, deutscher Dichter und Naturforscher
Briefroman (1774)
Denis Diderot: Jacques der Fatalist und sein Herr
Autor: Denis Diderot, französischer Schriftsteller, Übersetzer, Philosoph, Aufklärer, Literatur- und Kunsttheoretiker
Gekonnt komponierter philosophischer Roman (1784)
Cao Xueqin: Der Traum der Roten Kammer
Originaltitel: 紅樓夢 / 红楼梦 (Pinyin: Hóng Lóu Mèng)
Autor: Cao Xueqin, chinesischer Schriftsteller
Veröffentlichung: 18. Jahrhundert
Klassischer chinesischer Roman
Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre
Autor: Johann Wolfgang Goethe, deutscher Dichter und Naturforscher
Roman (1795)
Die besten Romane des 19. Jahrhunderts
Das 19. Jahrhundert war eine Blütezeit des Romans, in der einige der größten Meisterwerke der Weltliteratur entstanden. Realismus und Romantik, Gesellschaftsromane und psychologische Tiefenschärfe prägten diese Epoche, in der Autoren neue Erzähltechniken erprobten und zeitlose Figuren schufen. Viele der hier versammelten Werke sind nicht nur literarische Meilensteine, sondern auch Spiegel der politischen, sozialen und kulturellen Umbrüche ihrer Zeit. Die folgende Liste präsentiert die bedeutendsten Romane des 19. Jahrhunderts – Bücher, die Generationen von Lesern fesselten und bis heute nichts von ihrer Kraft verloren haben.
Novalis: Heinrich von Ofterdingen
Autor: Novalis, deutscher Schriftsteller und Philosoph
Roman (1802)
Johann Wolfgang Goethe: Die Wahlverwandtschaften
Autor: Johann Wolfgang Goethe, deutscher Dichter und Naturforscher
Roman (1809)
Jane Austen: Stolz und Vorurteil
Autorin: Jane Austen, britische Schriftstellerin
Entwicklungsroman, Liebesgeschichte, zeitgenössische Gesellschaftsstudie (1813)
E. T. A. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels
Autor: E. T. A. Hoffmann, deutscher Schriftsteller
Roman (1815-1816)
Mary Shelley: Frankenstein oder Der Moderne Promotheus
Autorin: Mary Shelley, britische Schriftstellerin
Grandios erzählter Klassiker über die Erschaffung eines künstlichen Menschen (1818)
Johann Wolfgang Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre
Autor: Johann Wolfgang Goethe, deutscher Dichter und Naturforscher
Roman (1821)
James Fenimore Cooper: Der letzte Mohikaner
Autor: James Fenimore Cooper, amerikanischer Schriftsteller
Historischer Roman über Vorherrschafts-Kämpfe im Nordosten Amerikas im 18. Jh. (1826)
Victor Hugo: Der Glöckner von Notre-Dame
Autor: Victor Hugo, französischer Schriftsteller und Politiker
Historischer Roman (1831)
Charles Dickens: Oliver Twist
Autor: Charles Dickens, englischer Schriftsteller
Gesellschaftsroman (1837-1839)
Alexandre Dumas: Die drei Musketiere
Autor: Alexandre Dumas, französischer Schriftsteller
Historischer Roman (1843)
Alexandre Dumas: Der Graf von Monte Christo
Autor: Alexandre Dumas, französischer Schriftsteller
Abenteuerroman rund um einen Rachefeldzug in nachnapoleonischer Zeit (1844-46)
Nathaniel Hawthorne: Der scharlachrote Buchstabe
Autor: Nathaniel Hawthorne, US-amerikanischer Schriftsteller der Romantik
Geschichte einer Ehebrecherin und ihrer Stigmatisierung (1850)
Herman Melville: Moby Dick; oder: Der Wal
Autor: Herman Melville, amerikanischer Schriftsteller, Dichter und Essayist
Philosophischer Roman über die schicksalhafte Fahrt eines Walfangschiffes (1851)
Harriet Beecher Stowe: Onkel Toms Hütte
Autorin: Harriet Beecher Stowe, US-amerikanische Schriftstellerin
Berühmter Roman über das Schicksal afroamerikanischer Sklaven im 19. Jahrhundert (1852)
Gottfried Keller: Der grüne Heinrich
Autor: Gottfried Keller, Schweizer Dichter und Politiker
Teils autobiographischer Roman (1854-1855)
Gustave Flaubert: Madame Bovary
Autor: Gustave Flaubert, französischer Schriftsteller
Mitreißender Gesellschaftsroman mit brisantem Sittenbild (1856)
Charles Dickens: Eine Geschichte aus zwei Städten
Autor: Charles Dickens, englischer Schriftsteller
Historischer Roman (1859)
Bewegender historischer Roman über eine unerfüllte Liebe und die Terrorherrschaft des Revolutionstribunals während der Französischen Revolution. Der junge Engländer Sydney besteigt in Paris das Schafott, und das, obwohl er unschuldig ist. Doch er ist unsterblich verliebt in Lucy, die Frau des eigentlich verurteilten Charles. Die auf tragische Weise miteinander verbundenen Schicksale der drei Protagonisten führen schließlich dazu, dass Sydney für seine unerreichbare Liebe bis in den Tod geht, um Charles zu retten.
Die Erzählung wurde zügig zu einem großen Bestseller und zu einem sehr oft in anderen Medien adaptierten Werk der Weltliteratur.
Jules Verne: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
Autor: Jules Verne, französischer Schriftsteller
Roman über eine abenteuerliche Expedition ins Innere der Erdkugel (1864)
Jules Verne: Von der Erde zum Mond
Autor: Jules Verne, französischer Schriftsteller
Science-Fiction-Roman, der die Mondfahrt um etwa hundert Jahre vorwegnimmt (1865)
Lewis Carroll: Alice im Wunderland
Autor: Lewis Carroll, britischer Schriftsteller
Kinderbuch (1865)
Fjodor M. Dostojewski: Verbrechen und Strafe (Andere Übersetzung: Schuld und Sühne)
Autor: Fjodor M. Dostojewski, russischer Schriftsteller
Sprachgewaltig-existenzialistischer Krimi über die Verzweiflung an einer Mordschuld (1866)
Für alle Werke Dostojewskis empfehle ich übrigens die von der Fachwelt hochgelobten deutschen Übersetzungen von Swetlana Geier.
Leo Tolstoi: Krieg und Frieden
Autor: Leo Tolstoi, russischer Schriftsteller
Weltliteratur über die eng verwobene Geschichte dreier Familien (1868-1869)
Fjodor M. Dostojewski: Der Idiot
Autor: Fjodor M. Dostojewski, russischer Schriftsteller
Roman (1868-1869)
Für alle Werke Dostojewskis empfehlen wir übrigens die von der Fachwelt hochgelobten deutschen Übersetzungen von Swetlana Geier.
Jules Verne: 20.000 Meilen unter dem Meer
Autor: Jules Verne, französischer Schriftsteller
Science-Fiction-Klassiker, der die Entwicklung des U-Bootes vorwegnimmt (1869-1870)
Jules Verne: Reise um den Mond
Autor: Jules Verne, französischer Schriftsteller
Fortsetzung von "Von der Erde zum Mond" (1870)
Jules Verne: Die geheimnisvolle Insel
Autor: Jules Verne, französischer Schriftsteller
Abenteuerroman über das Stranden auf einer unbekannten Insel voller Gefahren (1874/75)
Mark Twain: Die Abenteuer des Tom Sawyer
Autor: Mark Twain, US-amerikanischer Schriftsteller
Klassiker über große Abenteuer am Mississippi und einen vorwitzigen Jungen (1876)
Leo Tolstoi: Anna Karenina
Autor: Leo Tolstoi, russischer Schriftsteller
Komplexer Romanepos über Ehe und Moral im russischen Adel des 19. Jh. (1877/78)
Karl May: Winnetou
Autor: Karl May, deutscher Schriftsteller
Weltberühmte Western-Romanreihe (ab 1878)
Johanna Spyri: Heidis Lehr- und Wanderjahre
Autorin: Johanna Spyri, Schweizer Kinder- und Jugendschriftstellerin
Kinderbuch (1880)
Lew Wallace: Ben Hur
Autor: Lew Wallace, US-amerikanischer Rechtsanwalt, General, Politiker und Schriftsteller
Historischer Roman über einen Kampf gegen die römische Besatzung im 1. Jh. n. Chr. (1880)
Percy Greg: Jenseits des Zodiakus
Autor: Percy Greg, englischer Schriftsteller
Reisebeschreibung einer Mars-Expedition mit vielen Visionen rund um die Raumfahrt (1880)
Henry James: Bildnis einer Dame
Autor: Henry James, US-amerikanisch-britischer Schriftsteller
Klassiker rund um Glück und Schicksal, Hoffnung und Scheitern (1881)
Robert Louis Stevenson: Die Schatzinsel
Autor: Robert Louis Stevenson, schottischer Schriftsteller
Abenteuerliche Suche nach einem Piratenschatz (1881-1882)
Mark Twain: Die Abenteuer des Huckleberry Finn
Autor: Mark Twain, amerikanischer Schriftsteller
Kinderbuch mit Mississippi-Abenteuern in ernüchternden Gesellschaftsverhältnissen (1884)
Knut Hamsun: Hunger
Originaltitel: Sult
Autor: Knut Hamsun, norwegischer Schriftsteller
Weltberühmter Roman von Knut Hamsun, der in tragikomischer Weise schildert, wie der namenlose Ich-Erzähler hungernd und obdachlos durch die Gegend streicht und in dieser existenziellen Grenzerfahrung fiebrig zwischen depressiver Verzweiflung, Scham und Euphorie schwankt.
Mit dem Werk gelang dem späteren Literatur-Nobelpreisträgers Knut Hamsun der literarische Durchbruch. Die Schriftstellerin Astrid Lindgren bekannte, dass sie wohl niemals ein größeres Leseerlebnis als bei der Lektüre dieser Erzählung gehabt habe. Auch viele andere Autoren und Literaturkritiker loben den Roman bis heute überschwänglich.
Arthur Conan Doyle: Sherlock Holmes
Autor: Arthur Conan Doyle, britischer Arzt und Schriftsteller
Kriminalroman-Serie (1892-1927)
Henryk Sienkiewicz: Quo Vadis?
Autor: Henryk Sienkiewicz, polnischer Schriftsteller
Historischer Roman (1895)
H. G. Wells: Die Zeitmaschine
Autor: H. G. Wells, englischer Schriftsteller
Klassiker über eine Reise in die Zukunft; Schlüsselwerk zur Entstehung des Steampunk (1895)
Theodor Fontane: Effi Briest
Autor: Theodor Fontane, deutscher Schriftsteller und Journalist
Gesellschaftsroman über den bürgerlichen Moralkodex der Wilhelminischen Ära (1896)
Kurd Laßwitz: Auf zwei Planeten
Autor: Kurd Laßwitz, deutscher Schriftsteller
Roman über die zunächst freundliche Begegnung von Menschen und Marsbewohnern (1897)
Theodor Fontane: Der Stechlin
Autor: Theodor Fontane, deutscher Schriftsteller, Journalist und Kritiker
Roman über das Leben der Familie Stechlin in der Mark Brandenburg (1898)
H. G. Wells: Der Krieg der Welten
Autor: H. G. Wells, englischer Schriftsteller
Berühmter Roman über eine außerirdische Invasion zur Eroberung der Erdrohstoffe (1898)
Joseph Conrad: Herz der Finsternis
Autor: Joseph Conrad, polnisch-britischer Schriftsteller
Erzählung rund um Kolonialismus und Profitgier in Afrika (1899)
Die besten Romane des 20. Jahrhunderts (1. Hälfte)
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war eine Zeit tiefgreifender Umbrüche – in der Weltgeschichte ebenso wie in der Literatur. Der Roman entwickelte sich in neue, experimentelle Richtungen: Der Einfluss der Moderne, psychologische Tiefenschärfe, formale Innovationen und gesellschaftskritische Perspektiven prägten die großen Werke dieser Epoche. Viele dieser Bücher zählen heute zu den bedeutendsten Klassikern der Weltliteratur. Die folgende Liste versammelt die besten Romane der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – Werke, die ihre Zeit reflektieren, literarische Maßstäbe setzten und bis heute Leser in ihren Bann ziehen.
Thomas Mann: Buddenbrooks - Verfall einer Familie
Autor: Thomas Mann, deutscher Schriftsteller
Über das hanseatische Großbürgertum in den Jahren von 1835 bis 1877 (1901)
Jack London: Der Ruf der Wildnis
Autor: Jack London, US-amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Fotograf
Roman über das harte Leben zur Zeit des Goldrausches im 19. Jahrhundert in Alaska (1903)
Jack London: Der Seewolf
Autor: Jack London, US-amerikanischer Schriftsteller und Journalist
Abenteuerroman rund um einen tyrannischen Kapitän (1904)
Hermann Hesse: Unterm Rad
Autor: Hermann Hesse, deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler
Erzählung (1906)
Lucy Maud Montgomery: Anne auf Green Gables
Autorin: Lucy Maud Montgomery, kanadische Schriftstellerin und Dichterin
Kinderbuch (1908)
Jack London: Martin Eden
Autor: Jack London, US-amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Fotograf
Autobiografischer Roman rund um Kämpfe um gesellschaftliche Anerkennung (1909)
Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Autor: Marcel Proust, französischer Schriftsteller und Sozialkritiker
Autobiografischer Roman über die allegorische Suche nach der Wahrheit (1913-1927)
Thomas Mann: Der Zauberberg
Autor: Thomas Mann, deutscher Schriftsteller
Bildungsroman über die europäische Befindlichkeit vor dem Ersten Weltkrieg (1924)
John Dos Passos: Manhattan Transfer
Autor: John Dos Passos, US-amerikanischer Schriftsteller
Roman über das Leben im Großstadtdschungel von New York und v.a. von Manhattan (1925)
F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby
Autor: F. Scott Fitzgerald, US-amerikanischer Schriftsteller
Meisterwerk über Dekadenz, Ausschweifungen, Idealismus und soziale Umbrüche (1925)
Franz Kafka: Der Prozess
Autor: Franz Kafka, österreichisch-tschechoslowakischer, deutschsprachiger Schriftsteller
Roman (1925)
Franz Kafka: Das Schloss
Autor: Franz Kafka, österreichisch-tschechoslowakischer, deutschsprachiger Schriftsteller
Roman (1926)
Hermann Hesse: Der Steppenwolf
Autor: Hermann Hesse, deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler
Vielschichtiger Roman über innere Zerissenheit und Gesellschaftskritik (1927)
Virginia Woolf: Orlando
Autorin: Virginia Woolf, britische Schriftstellerin und Verlegerin
Vielschichtige, das Leben und die Liebe feiernde, biografische Huldigung einer Freundin (1928)
Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz
Autor: Alfred Döblin, deutscher Psychiater und Schriftsteller
Expressionistischer Großstadtroman (1929)
Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues
Autor: Erich Maria Remarque, deutscher Schriftsteller
Klassiker über die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus Soldatensicht (1929)
Dashiell Hammett: Rote Ernte
Autor: Dashiell Hammett, US-amerikanischer Schriftsteller
Harter Thriller über Korruption, Gangsterbanden und einen aufräumenden Detektiv (1929)
Hermann Hesse: Narziß und Goldmund
Autor: Hermann Hesse, deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler
Erzählung über zwei Grundformen des schöpferischen Menschen (1930)
Dashiell Hammett: Der Malteser Falke
Autor: Dashiell Hammett, US-amerikanischer Schriftsteller
Klassiker-Krimi rund um skrupellose Gangster auf der Jagd nach einem Kleinod (1930)
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften
Autor: Robert Musil, österreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker
Roman (1930-1932, unvollendet)
William Faulkner: Licht im August
Autor: William Faulkner, US-amerikanischer Schriftsteller
Sprachgewaltiger Roman über drei Lebenswege in den amerikanischen Südstaaten (1932)
Aldous Huxley: Schöne Neue Welt
Autor: Aldous Huxley, britischer Schriftsteller
Einflussreiche Dystopie über eine dumm und versklavt gehaltene Gesellschaft (1932)
Erich Kästner: Das fliegende Klassenzimmer
Autor: Erich Kästner, deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter
Jugendbuch (1933)
Thomas Mann: Joseph und seine Brüder
Autor: Thomas Mann, deutscher Schriftsteller
Episches Mammutwerk rund um biblische Geschichten (1933-1943)
James M. Cain: Wenn der Postmann zweimal klingelt
Autor: James M. Cain, US-amerikanischer Journalist und Schriftsteller
Brutaler Thriller über einen Mordkomplott und die unerwartete Strafe hierfür (1934)
Margaret Mitchell: Vom Winde verweht
Autorin: Margaret Mitchell, US-amerikanische Schriftstellerin
Saga über eine zerbrochene Liebe und Epochenporträt des 19. Jahrhunderts (1936)
Elias Canetti: Die Blendung
Autor: Elias Canetti, bulgarisch-britischer Schriftsteller deutscher Sprache
Roman (1936)
Karen/Tania Blixen: Afrika, dunkel lockende Welt
Autorin: Karen/Tania Blixen, dänische Schriftstellerin
Bildgewaltiger, autobiografischer Roman rund um Kaffeeanbau und das Leben in Kenia (1937)
Agatha Christie: Tod auf dem Nil
Autorin: Agatha Christie, britische Schriftstellerin
Kriminalroman rund um einen konspirativen Mord auf einem Nildampfer in Ägypten (1937)
John R. R. Tolkien: Der Hobbit oder Hin und zurück
Autor: John R. R. Tolkien, britischer Schriftsteller und Philologe
Fantasy-Roman (1937)
John Steinbeck: Von Mäusen und Menschen
Autor: John Steinbeck, US-amerikanischer Schriftsteller
Roman über den "American Dream", den Traum von einem besseren Leben (1937)
Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr
Autorin: Agatha Christie, britische Schriftstellerin
Berühmter Bestseller-Krimi über zehn mysteriöse Todesfälle (1939)
Raymond Chandler: Der große Schlaf
Autor: Raymond Chandler, US-amerikanischer Schriftsteller
Komlexer Klassiker, der ein neues Genre des Detektivromans geschaffen hat (1939)
Ernest Hemingway: Wem die Stunde schlägt
Autor: Ernest Hemingway, US-amerikanischer Schriftsteller
Dramatischer Klassiker über Krieg, Heroismus und das moralische Dilemma seiner Zeit (1940)
Raymond Chandler: Das hohe Fenster
Autor: Raymond Chandler, US-amerikanischer Schriftsteller
Krimi rund um Erpressung, Lügen und Mord in einer Familie (1942)
Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel
Autor: Hermann Hesse, deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler
Utopie über das Streben nach Wahrheit (1943)
Raymond Chandler: Die Tote im See
Autor: Raymond Chandler, US-amerikanischer Schriftsteller
Detektivroman rund um eine verschwundene Ehefrau (1943)
George Orwell: Die Farm der Tiere
Autor: George Orwell, englischer Schriftsteller, Essayist und Journalist
Roman (1945)
George Orwell: 1984
Autor: George Orwell, englischer Schriftsteller, Essayist und Journalist
Dystopischer Roman über einen totalitären Überwachungsstaat (1949)
Die besten Romane des 20. Jahrhunderts (2. Hälfte)
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte eine immense Vielfalt an literarischen Strömungen hervor: Von der Postmoderne über magischen Realismus bis hin zu avantgardistischen Erzähltechniken wurde der Roman immer wieder neu erfunden. Autoren experimentierten mit Sprache, Perspektiven und Strukturen, während sie zugleich die großen gesellschaftlichen und politischen Umbrüche ihrer Zeit reflektierten. Viele dieser Werke sind längst zu Klassikern geworden und haben die Literatur nachhaltig geprägt. Die folgende Liste präsentiert die bedeutendsten Romane der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – Bücher, die mit ihrer erzählerischen Kraft, ihrem Ideenreichtum und ihrer literarischen Brillanz unvergessen bleiben.
Clive Staples Lewis: Die Chroniken von Narnia
Autor: Clive Staples Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler
Fantasy-Romanserie (1950-1956)
Jerome David Salinger: Der Fänger im Roggen
Autor: Jerome David Salinger, US-amerikanischer Schriftsteller
Einblick in das Seelenleben eines sozialen Außenseiters (1951)
James Baldwin: Von dieser Welt
Autor: James Baldwin, US-amerikanischen Schriftsteller
Hochgelobtes, biblisch-poetisches Meisterwerk über Selbstbestimmung und -befreiung (1953)
Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Autor: Thomas Mann, deutscher Schriftsteller
Abenteuerliche Parodie des klassischen Bildungs- und Entwicklungsromans (1922/1954)
John R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe
Autor: John R. R. Tolkien, britischer Schriftsteller und Philologe
Weltbekannter Klassiker der Fantasy-Literatur (1954-1955)
Max Frisch: Homo faber
Autor: Max Frisch, Schweizer Schriftsteller und Architekt
Roman über Identität, Beherrschbarkeit des Schicksals und ein verfehltes Leben (1957)
Günter Grass: Die Blechtrommel
Autor: Günter Grass, deutscher Schriftsteller, Bildhauer, Maler und Grafiker
Jahrhundertwerk, Mix aus Schelmen-, Entwicklungs- und historischem Roman (1959)
Harper Lee: Wer die Nachtigall stört
Autor: Harper Lee, US-amerikanische Schriftstellerin
Moderner Klassiker über Vorurteile und Rassismus (1960)
Gabriel García Márquez: Hundert Jahre Einsamkeit
Autor: Gabriel García Márquez, kolumbianischer Schriftsteller und Journalist
Anekdotenreich erzählte Familiengeschichte als Spiegel Lateinamerikas (1967)
Siegfried Lenz: Deutschstunde
Autor: Siegfried Lenz, deutscher Schriftsteller
Roman über die Verquickung von Schuld und Pflicht in der NS-Zeit (1968)
Richard Bach: Die Möwe Jonathan
Autor: Richard Bach, amerikanischer Schriftsteller und Pilot
Poetische Fabel rund um die Wichtigkeit von Träumen und Sehnsüchten (1970)
Lothar-Günther Buchheim: Das Boot
Autor: Lothar-Günther Buchheim, deutscher Maler, Fotograf, Verleger, Schriftsteller und Filmemacher
Kriegsroman (1973)
Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis
Autor: Douglas Adams, britischer Schriftsteller
Kultroman mit Mischung aus Komödie, Satire und Science Fiction (1979)
Umberto Eco: Der Name der Rose
Originaltitel: Il nome della rosa
Autor: Umberto Eco, italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler und Semiotiker
Veröffentlichung: 1980
Der große Weltbestseller-Mittelalterkrimi von Umberto Eco:
Wir schreiben das Jahr 1327. Der Franziskanerbruder William von Baskerville reist in einer delikaten politischen Mission mit seinem jungen Gehilfen Adso von Melk in ein abgelegenes Benediktinerkloster mitten in den italienischen Bergen. Er soll dort als Sondergesandter des Kaisers ein brisantes Treffen von ketzerischen Minoriten und Abgesandten des Papstes organisieren. Doch noch bevor es zu dem geplanten politisch-theologischen Disput kommt, bittet der Abt William, der als ehemaliger Inquisitor für seinen Scharfsinn bekannt ist, um Ermittlungen zu einem seltsamen Todesfall, der sich kürzlich im Kloster ereignet hat. Während seiner Untersuchungen kommen jedoch weitere Mönche auf mysteriöse Arten zu Tode, die an die Plagen in der biblischen Johannes-Offenbarung erinnern. William sammelt Indizien, entschlüsselt geheime Schriften und Zeichen, entdeckt ein gespenstisches Labyrinth in der weithin berühmten Klosterbibliothek, und kann schließlich über das wahnhaft-religiöse Motiv des Täters zuerst dessen perfide Mordmethode, und dann den gerissenen Serienmörder selber ausmachen. Statt sich festnehmen zu lassen, will dieser jedoch lieber ebenfalls sterben und neben weiteren Menschen auch eine ganze Geisteswelt mit in den Abgrund ziehen…
Doch der Roman ist weit mehr als ein spannender historischer Krimi. Randvoll mit philosophischen, theologischen, historischen und literarischen Reflexionen, Anspielungen und Zitaten ist "Der Name der Rose" ein vielschichtiges Epochenporträt des Mittelalters mitsamt seinen politischen, sozialen und religiösen Eigenarten und Konflikten. Das Zusammenspiel aus thrillerhafter Kriminalgeschichte in unheimlicher Mittelalter-Atmosphäre sowie gelehrsam-interessanten geistesgeschichtlichen Einschüben, und das alles glänzend geschrieben, machte die Geschichte schnell zum Welterfolg.
Übrigens lohnt sich die Lektüre auch für alle, die bereits die berühmte Verfilmung mit Sean Connery und Christian Slater gesehen haben, da das je nach Ausgabe ca. 550-650 Seite dicke Buch weitaus vielschichtiger als der zusammengekürzte Film ist. Eco veröffentlichte sogar noch eine etwa 100-seitige "Nachschrift", um dem Leser die Hintergründe und tieferen Schichten des Romans zu erläutern.
Morton Rhue: Die Welle
Autor: Morton Rhue, US-amerikanischer Schriftsteller
Roman über ein Schulexperiment zur Anfälligkeit für faschistoides Handeln und Denken (1981)
Isabel Allende: Das Geisterhaus
Autorin: Isabel Allende, chilenisch-US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin
Brillant erzählte Geschichte einer reichen Oberschichtsfamilie in Südamerika (1982)
Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit
Autor: Sten Nadolny, deutscher Schriftsteller
Seefahrerroman rund um Abenteuersehnsucht und Beharrlichkeit (1983)
Stephen King: Friedhof der Kuscheltiere
Autor: Stephen King, US-amerikanischer Schriftsteller
Gruseliger Bestseller-Roman über Moral, Leben und Tod (1983)
Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Autor: Milan Kundera, tschechisch-französischer Schriftsteller
Philosophischer Roman über die Liebe und die Existenz (1984)
John Irving: Gottes Werk und Teufels Beitrag
Autor: John Irving, US-amerikanisch-kanadischer Schriftsteller
Epischer Roman über Mühen der sexuellen Emanzipation (1985)
Patrick Süskind: Das Parfum
Autor: Patrick Süskind, deutscher Schriftsteller und Drehbuchautor
Veröffentlichung: 1985
Mit Jean-Baptiste Grenouille betritt eine der ungewöhnlichsten Romanfiguren die Bühne der deutschen Literaturgeschichte. Im Sommer 1738 in einer Pariser Fischbude heimlich zur Welt gekommen, entgeht er nur knapp dem Tod durch seine Mutter, die ihn eigentlich wie vier frühere Kinder entsorgen wollte und daher als Kindsmörderin hingerichtet wird. Dass er ungewollt war, die Fischbude ebenso wie die meisten damaligen Gassen und Menschen extrem stinkt, und Grenouilles Geburtsort direkt an einen Friedhof grenzt, ist derweil kein Zufall, denn Liebesentzug, Gerüche und der Tod ziehen sich als Grundkonstanten durch seine ganze Existenz.
Zunächst wächst er als isoliertes Waisenkind mit kärglichem Essen, unter vielen Demütigungen und ohne jegliche Empathie seiner Erzieher auf. Und doch besitzt er zwei Eigenarten, die ihn überleben lassen und antreiben. Da ist einerseits sein unbedingter Lebenswille, und andererseits sein übermenschlich-genialer Geruchssinn, der ihn die gesamte Welt detailliert mit seiner Nase wahrnehmen lässt. Bei einer geruchlichen Erkundung von Paris wird er vom atemberaubenden Duft eines jungen Mädchens angezogen, das der emotional verkümmerte Grenouille anschließend im Drang, seinen Körpergeruch besitzen zu wollen, ermordet. Entschlossen, der größte Parfumeur aller Zeiten zu werden und Methoden zur Konservierung von Düften kennenzulernen, wird er Lehrling in einer Parfümerie – und hinterlässt wiederum Tod und Verderben, nachdem er seinen Nutzen gezogen hat.
Erst nach mehrjähriger Selbstisolation, in der das Geruchsgenie die gigantische Duftbibliothek in seinem Geist sortiert, erkennt er schockiert, dass er keinerlei Eigengeruch besitzt. Diesen komponiert er schließlich selbst und manipuliert damit seine Mitmenschen nach Belieben. Nachdem er alle nötigen handwerklichen Techniken zur Duftkonservierung und Parfumherstellung abschließend erlernt hat, wird er zum Kreieren seines Meisterparfums, das ihn allen Menschen überlegen und von ihnen geliebt machen soll, zum Serienmörder. Er bringt reihenweise junge Mädchen um, die er hierzu halt "braucht", wie der später Festgenommene lapidar der Polizei berichtet. Dank seines vollendeten parfümistischen Meisterwerks kann er sich zunächst den Konsequenzen entziehen und sich alle Menschen untertan machen, bevor er dann jedoch von ihnen angeekelt und desillusioniert beschließt, das ultimative Parfum auf andere Art und Weise zu nutzen, um seinen seelischen Qualen zu entgehen…
Mit Übersetzungen in fast 50 Sprachen, über 20 Millionen verkauften Büchern, fast einem ganzen Jahrzehnt in der SPIEGEL-Bestsellerliste und einer der teuersten deutschen Verfilmungen aller Zeiten ist Patrick Süskinds "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" einer der größten Weltbestseller unter den deutschsprachigen Romanen des 20. Jahrhunderts.
Die Erfolgsrezepte des Werkes liegen v.a. im faszinierenden und von der Literatur vernachlässigten Thema der flüchtigen Welt der Düfte, Gerüche und Parfums, die so detailliert und gekonnt beschrieben sind, dass der Leser sie bei der Lektüre oftmals selber zu riechen glaubt. Neben diesem roten Faden ist da natürlich dann die tragische Person des Antihelden, der als empathieloser Serienkiller abstößt, dessen Motiv hierzu im Suchen von Achtung und Liebe jedoch nachvollziehbar erscheint. Aber auch die zahlreichen und vielschichtigen sonstigen Motive, Themen und Anspielungen des Werkes überzeugen. So hält uns der Roman z.B. vor, wie sinnliche Einflussfaktoren unbewusst unser Denken und Handeln manipulieren, während wir uns für selbstgesteuert halten. Außerdem ist die Geschichte ein entlarvendes Sittenbild, in dem kleinbürgerliches und antiaufklärerisches Denken bei gleichzeitiger Selbstüberschätzung vieler Gruppen und Schichten aufs Korn genommen wird, von einfachen Menschen und Kaufleuten über den Klerus bis hin zur Justiz und Pseudowissenschaft. Zu den großen Qualitäten des Romans gehört ebenfalls der leicht erscheinende Erzählstil, die klare Sprache und die fortwährende, teils offene, teils subtile Ironie, die den Text oftmals zum amüsanten Lesevergnügen macht.
All diese inhaltlichen Vielschichtigkeiten und formalen Vorzüge erlauben es, den Roman als faszinierend-unterhaltsamen Entwicklungs-, Bildungs-, Künstler-, Fantasy-, Schauer- und Kriminalroman zu lesen – sowie gleichzeitig als Parodie auf diese Genres. Schlichtweg ein Meisterwerk der deutschen Gegenwartsliteratur.
Stephen King: Es
Autor: Stephen King, US-amerikanischer Schriftsteller
Horror-Roman über eine gewalttätige Clique und ein Kinder mordendes Monster (1986)
Noah Gordon: Der Medicus
Autor: Noah Gordon, US-amerikanischer Schriftsteller
Historischer Roman über eine fiktive Medizinerdynastie (1986)
Umberto Eco: Das Foucaultsche Pendel
Autor: Umberto Eco, italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler und Semiotiker
Roman (1988)
Paulo Coelho: Der Alchimist
Autor: Paulo Coelho, brasilianischer Schriftsteller
Warm und klug erzählte Parabel zur Frage nach dem Sinn (1988)
Ken Follett: Die Säulen der Erde
Autor: Ken Follett, britischer Schriftsteller
Historischer Roman im mittelalterlichen England (1990)
Jostein Gaarder: Sofies Welt
Autor: Jostein Gaarder, norwegischer Schriftsteller
Jugendroman über die Geschichte der Philosophie (1991)
Harry Mulisch: Die Entdeckung des Himmels
Autor: Harry Mulisch, niederländischer Schriftsteller
Roman über eine intensive Freundschaft und Gesellschaftsbild der Niederlande (1992)
Robert Schneider: Schlafes Bruder
Autor: Robert Schneider, österreichischer Schriftsteller
Welterfolgs-Bildungsroman über eine tragische Biografie und dörfliche Doppelmoral (1992)
Bernhard Schlink: Der Vorleser
Autor: Bernhard Schlink, deutscher Schriftsteller
Internationaler Bestseller über eine grausame Liebe (1995)
Philip Pullman: His Dark Materials
Autor: Philip Pullman, britischer Schriftsteller
Fantasy-Romanreihe (1995-2000)
Frank McCourt: Die Asche meiner Mutter
Autor: Frank McCourt, US-amerikanischer Schriftsteller
Autobiografische Erinnerungen an eine Jugend in den dreißiger Jahren (1996)
Joanne K. Rowling: Harry Potter
Autorin: Joanne K. Rowling, britische Schriftstellerin
Fantasy-Romanreihe (1997-2007)
Die besten Romane des 21. Jahrhunderts
Das 21. Jahrhundert hat bereits eine beeindruckende Fülle an herausragenden Romanen hervorgebracht. In einer globalisierten und digitalisierten Welt greifen Autoren aktuelle Themen auf, experimentieren mit Erzählstrukturen und verbinden Tradition mit Innovation. Ob literarische Meisterwerke, gesellschaftskritische Romane oder internationale Bestseller – die Vielfalt an Stilrichtungen und Perspektiven ist so groß wie nie zuvor. Die folgende Liste versammelt die bedeutendsten Romane des 21. Jahrhunderts – Bücher, die die Gegenwartsliteratur geprägt haben und zeigen, wohin sich der Roman in unserer Zeit entwickelt.
Philip Roth: Der menschliche Makel
Originaltitel: The Human Stain
Autor: Philip Roth, amerikanischer Schriftsteller
"Der menschliche Makel" von Philip Roth ist ein meisterhaftes Werk, das sich mit den Themen Identität, Schuld, Verleugnung und gesellschaftlichen Normen auseinandersetzt. Die Geschichte dreht sich um Coleman Silk, einen angesehenen Professor an einer Universität, der im Alter von 71 Jahren wegen eines Skandals in seiner akademischen Karriere und seinem persönlichen Leben zu Fall kommt. Silk wird fälschlicherweise des Rassismus beschuldigt, was seine Vergangenheit, die er jahrelang geheim gehalten hat, ans Licht bringt und seine gesamte Existenz infrage stellt.
Roth erzählt die Geschichte mit einer Mischung aus scharfsinnigem Humor und scharfer Gesellschaftskritik. Der Roman setzt sich nicht nur mit den Auswirkungen von Geheimnissen auf das Individuum auseinander, sondern auch mit der Frage, wie gesellschaftliche Kategorien wie Rasse, Herkunft und sexuelle Orientierung das Leben und die Wahrnehmung eines Menschen prägen. Silk hat, aus Angst vor gesellschaftlicher Verurteilung, seine wahre Identität lange Zeit verborgen, was ihm schließlich zum Verhängnis wird.
"Der menschliche Makel" ist sowohl eine psychologische Studie als auch eine gesellschaftliche Anklage. Roth beleuchtet die Komplexität der menschlichen Natur und die Konsequenzen von Lügen und Selbsttäuschung. Mit seiner tiefgründigen Erzählweise und den vielschichtigen Charakteren ist dieses Buch ein Must-Read für alle, die sich für die Mechanismen von Macht, Identität und sozialer Wahrnehmung interessieren. Es regt zum Nachdenken an und bleibt auch nach dem Lesen noch lange im Gedächtnis.
Michael Chabon: Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay
Originaltitel: The Amazing Adventures of Kavalier & Clay
Autor: Michael Chabon, US-amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor
"Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay" von Michael Chabon ist ein episches Meisterwerk, das sich mit den Themen Kunst, Freundschaft, Liebe und dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt. Der Roman folgt den Leben von zwei jüdischen Cousins, Joe Kavalier und Sam Clay, die in den späten 1930er und 1940er Jahren in New York City leben. Joe, ein talentierter Zeichner, flieht vor den Nazis aus Prag und wird in Amerika Teil der aufkommenden Comic-Industrie. Sam, ein cleverer Schriftsteller, arbeitet als sein kreativer Partner und gemeinsam erschaffen sie den Superhelden "The Escapist", der ihnen schnell Ruhm und Reichtum einbringt.
Doch der Erfolg in der Welt der Comics kann die persönlichen und historischen Tragödien, mit denen die beiden kämpfen, nicht auslöschen. Joe muss sich mit seiner eigenen Identität und der Zerbrochenheit seiner Familie auseinandersetzen, während Sam mit seiner Liebe zu einer Frau und seiner eigenen Unsicherheit über die Zukunft hadert. Der Zweite Weltkrieg und die Frage der jüdischen Identität bilden einen Schatten über ihrem Leben und beeinflussen ihre Werke, Beziehungen und Entscheidungen.
Chabon gelingt es, eine fesselnde Geschichte zu erzählen, die auf mehreren Ebenen funktioniert: als bildgewaltige Erzählung über die Schaffung von Kunst, als historisches Drama und als tiefgehende Betrachtung von Freundschaft, Verlust und Identität. Der Roman vereint Humor, Tragik und Fantasie, was ihn zu einem einzigartigen Leseerlebnis macht.
"Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay" ist eine Feier der kreativen Kraft des Menschen und der Fähigkeit, inmitten von Widrigkeiten Bedeutung zu finden. Es ist eine berührende und zugleich unterhaltsame Erzählung, die nicht nur Comic-Fans begeistern wird, sondern auch Liebhaber von literarischen Abenteuergeschichten und tiefgründigen Charakterstudien.
Zadie Smith: Zähne zeigen
Originaltitel: White Teeth
Autorin: Zadie Smith, britische Professorin und Schriftstellerin
"Zähne zeigen" von Zadie Smith ist ein scharfsinniger und humorvoller Roman, der auf beeindruckende Weise die komplexen sozialen, kulturellen und ethnischen Verhältnisse der modernen Gesellschaft thematisiert. Der Roman beginnt in London und erstreckt sich über mehrere Jahrzehnten, indem er die Geschichten von zwei Familien verfolgt: die Iqbal-Familie, die aus Bangladesch eingewandert ist, und die Jones-Familie, die britische Wurzeln hat. Im Zentrum der Erzählung stehen die Mitglieder dieser beiden Familien, ihre Kämpfe mit Identität, Zugehörigkeit und den Nachwirkungen der Kolonialgeschichte.
Das Werk beginnt mit der Geschichte von Archibald Jones, einem englischen Wissenschaftler, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Frage nach dem Zustand der menschlichen Natur beschäftigt. Während sich die Erzählung entfaltet, werden die komplexen Geschichten seiner Kinder und Enkel – deren ethnische und kulturelle Hintergründe sowie ihre eigenen Kämpfe um Identität – tiefgründig beleuchtet. Das Familienepos wird von Zadie Smith mit einer Mischung aus Humor, scharfem gesellschaftskritischen Blick und einer einzigartigen Sprachgewalt erzählt.
"Zähne zeigen" behandelt auf meisterhafte Weise Themen wie Multikulturalismus, den Umgang mit Rassismus und den Aufstieg von religiösen und politischen Radikalisierungen. Dabei gelingt es der Autorin, die verschiedenen Perspektiven der Charaktere – von der zweiten bis zur dritten Generation – so zu verflechten, dass der Leser einen eindrucksvollen Einblick in die Herausforderungen der Identitätsfindung in einer globalisierten Welt erhält.
Zadie Smith versteht es, tiefgründige Themen mit Witz und einem klaren Blick für die Komplexität der menschlichen Natur zu kombinieren. "Zähne zeigen" ist ein mitreißendes und intelligentes Porträt der heutigen Welt, das sowohl nachdenklich stimmt als auch humorvolle Momente bietet. Es ist ein unverzichtbares Werk für alle, die sich mit Fragen der kulturellen Vielfalt, dem modernen Leben und den Herausforderungen einer globalisierten Gesellschaft auseinandersetzen möchten.
Margaret Atwood: Der blinde Mörder
Originaltitel: The Blind Assassin
Autorin: Margaret Atwood, kanadische Schriftstellerin und Dichterin
"Der blinde Mörder" von Margaret Atwood ist ein fesselnder, vielschichtiger Roman, der geschickt verschiedene Erzählstränge miteinander verweben. In einer Mischung aus historischer Fiktion, Familiengeschichte und düsterer Fantasie erzählt Atwood die Geschichte von Iris Chase, einer alten Frau, die sich zurückblickend an ihr Leben erinnert, insbesondere an die Ereignisse, die den tragischen Tod ihrer Schwester Laura und den dramatischen Verlauf ihres eigenen Lebens prägten.
Der Roman setzt sich aus mehreren Erzählebenen zusammen. Die Hauptgeschichte wird von Iris in Form ihrer Erinnerungen und Tagebuchaufzeichnungen erzählt. Sie blickt zurück auf ihre Kindheit und Jugend in den 1930er Jahren, ihre Beziehung zu ihrer Schwester Laura und die komplexen Ereignisse rund um das Familienunternehmen der Chase-Dynastie. Im Zentrum steht jedoch nicht nur die Erzählung der Familiengeschichte, sondern auch ein mysteriöser Roman, den Laura hinterließ – ein Buch mit dem Titel "Der blinde Mörder", das Iris in ihre eigene Erzählung einbaut.
Der blinde Mörder entführt die Leser in eine fantastische Welt, die sich mit einer düsteren Liebesgeschichte, geheimen Abenteuern und der Frage nach Wahrheit und Täuschung beschäftigt. Atwood gelingt es, die fiktionalen und realen Elemente meisterhaft miteinander zu verweben. Der zentrale Akt des Romans, der geheimnisvolle Todesfall von Laura, bleibt über lange Strecken ein Rätsel, das die Leser bis zum packenden Schluss nicht loslässt.
"Der blinde Mörder" ist ein vielschichtiges Werk, das tief in die menschliche Psyche eintaucht. Es behandelt Themen wie Verlust, Trauer, Liebe, Verrat und die komplexen Beziehungen zwischen Frauen und Männern. Mit ihrer typischen Präzision und sprachlichen Eleganz gelingt es Atwood, sowohl die historischen als auch die emotionalen Dimensionen der Geschichte auf eine packende Weise zu präsentieren. Der Roman ist ein faszinierendes Porträt von Stärke und Verwundbarkeit und ein Spiegelbild der Herausforderungen und Härten des Lebens.
Für Leser, die an komplexen Erzählstrukturen und der Erkundung von Familiengeheimnissen interessiert sind, ist "Der blinde Mörder" ein literarisches Erlebnis.
Amitav Ghosh: Der Glaspalast
Originaltitel: The Glass Palace
Autor: Amitav Ghosh, indischer Schriftsteller
"Der Glaspalast" von Amitav Ghosh ist ein epischer, historischer Roman, der die Schicksale von Menschen über mehrere Generationen hinweg verfolgt und dabei eine eindrucksvolle Geschichte von Liebe, Verlust, Exil und der kulturellen Transformation in Südostasien erzählt. Der Roman spannt einen Bogen von Indien über Burma bis hin zu Singapur und beleuchtet die politischen und sozialen Umwälzungen der Region vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.
Im Zentrum der Geschichte steht der junge Inder Rajkumar, der als Waisenkind in Burma aufwächst. Der Roman beginnt mit einem dramatischen Ereignis, als die britischen Kolonialherren den burmesischen König Thibaw und seine Familie ins Exil nach Indien schicken. Rajkumar, der als Augenzeuge dieses Schicksals miterlebt, ist von der Macht und dem Glanz des Königshauses tief beeindruckt. Doch er ist auch von der Hoffnung auf ein besseres Leben getrieben und verfällt in eine lange, tragische Liebesgeschichte mit einer Frau namens Dolly. Ihre Verbindung und die verschiedenen Wendungen, die ihr Leben nehmen, sind der Herzschlag des Romans.
"Der Glaspalast" geht weit über eine einfache Liebesgeschichte hinaus. Ghosh beleuchtet die Geschichte eines aufstrebenden Imperiums und die Auswirkungen der Kolonialisierung auf die Menschen und Kulturen der Region. Der Roman beschäftigt sich mit Fragen der Identität, des Exils und der Anpassung an die Herausforderungen einer neuen, globalisierten Welt. Ghosh schafft es, historische Fakten und fiktive Erzählungen zu einem mitreißenden Ganzen zu verbinden und dabei die menschliche Seite der Geschichte in den Vordergrund zu stellen.
Der Titel des Buches, "Der Glaspalast", verweist auf die Metaphorik von Glanz und Zerbrechlichkeit. Der Glaspalast steht für den Traum von Reichtum und Macht, der sowohl berauschend als auch flüchtig ist. Ghosh beschreibt eindrucksvoll, wie die großen politischen und sozialen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts das Leben der Protagonisten bestimmen und sie vor immer neue Herausforderungen stellen.
Mit seiner bildhaften Sprache und seinem tiefgehenden historischen Wissen gelingt es Ghosh, eine fesselnde Erzählung zu schaffen, die den Leser in die turbulente Geschichte Südostasiens entführt. "Der Glaspalast" ist ein kraftvolles Werk über das Leben von Menschen, die inmitten von Umbrüchen und Katastrophen nach ihrer eigenen Identität suchen. Es ist ein herausragendes Beispiel für die Kunst des Erzählens und die Fähigkeit, komplexe historische und soziale Themen auf eindrucksvolle Weise zu vermitteln.
Für Leser, die an tiefgründigen, historischen Romanen interessiert sind, die sowohl persönliche Schicksale als auch größere gesellschaftliche Veränderungen behandeln, ist "Der Glaspalast" eine klare Empfehlung. Ghosh schafft es, ein umfassendes Bild einer ganzen Region zu zeichnen und gleichzeitig intime, bewegende Geschichten zu erzählen.
Ian McEwan: Abbitte
Originaltitel: Atonement
Autor: Ian McEwan, britischer Schriftsteller
"Abbitte" von Ian McEwan ist ein faszinierender und tiefgründiger Roman über Schuld, Reue und die zerstörerischen Auswirkungen eines Fehlers. Die Geschichte beginnt in den 1930er Jahren in England und folgt der jungen Briony Tallis, einer aufstrebenden Schriftstellerin, die durch eine fatale Fehlentscheidung das Leben ihrer Schwester Cecilia und ihres Geliebten Robbie Turner zerstört.
Briony, die im Alter von 13 Jahren noch eine kindliche Vorstellung von der Welt hat, wird Zeugin einer Situation, die sie missversteht und die sie später fälschlicherweise als Vergewaltigung interpretiert. Diese falsche Anschuldigung führt zu Robbie’s Inhaftierung und Zerstörung seiner Zukunft. Briony wächst im Verlauf des Romans heran, wird selbst zur Schriftstellerin und versucht, die tragischen Ereignisse ihrer Kindheit durch das Schreiben einer Geschichte zu bewältigen, die ihre Schuld und den Wunsch nach „Abbitte“ ausdrückt.
McEwan wechselt gekonnt zwischen verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen und gibt dem Leser einen Einblick in die Gedanken und Empfindungen der verschiedenen Protagonisten. Die Darstellung von Brionys innerer Zerrissenheit und ihrem Bedürfnis, sich für das Unrecht, das sie begangen hat, zu entschuldigen, ist ergreifend und intensiv. Auch die Auswirkungen der Täuschung auf Cecilia und Robbie, die unter dem Druck der falschen Anschuldigung und der Gesellschaft leiden, werden auf berührende Weise dargestellt.
"Abbitte" ist nicht nur eine Geschichte über das persönliche Drama von Schuld und Sühne, sondern auch eine Reflexion über die Macht der Fiktion und die Frage, wie Wahrheit und Wahrnehmung miteinander verflochten sind. McEwan erforscht das Thema der Erinnerung und der subjektiven Wahrheit und stellt die Frage, ob es überhaupt eine „Abbitte“ für die verheerenden Konsequenzen eines Fehlers geben kann.
Das Buch ist außerdem in einem historischen Kontext verankert und beleuchtet das Leben während des Zweiten Weltkriegs, das für die Charaktere eine zusätzliche Dimension des Leids und der Zerstörung hinzufügt. McEwan gelingt es, die persönliche Tragödie der Figuren mit den globalen Tragödien der Zeit zu verbinden und eine tief bewegende Geschichte zu erzählen.
"Abbitte" ist ein beeindruckendes literarisches Werk, das sich nicht nur mit der Frage der moralischen Verantwortung beschäftigt, sondern auch mit der Bedeutung von Vergebung und der Möglichkeit der Erlösung. Die meisterhafte Erzählweise McEwans und seine Fähigkeit, komplexe emotionale und psychologische Themen zu durchdringen, machen das Buch zu einer eindrucksvollen Lektüre für alle, die an tiefgehenden und vielschichtigen Geschichten interessiert sind.
Für Leser, die sich von einer literarischen Erzählung fesseln lassen möchten, die sowohl emotional als auch intellektuell herausfordernd ist, ist "Abbitte" eine unbedingte Empfehlung. Es ist ein Buch, das die Frage aufwirft, ob wahre "Abbitte" überhaupt möglich ist, wenn einmal alles zerstört wurde.
W. G. Sebald: Austerlitz
Autor: W. G. Sebald, deutscher Schriftsteller und Literaturwissenschaftler
Veröffentlichung: 2001
"Austerlitz" von W. G. Sebald ist ein außergewöhnlicher Roman, der sich mit den Themen Erinnerung, Verlust und die unaufhörliche Suche nach Identität beschäftigt. Der Erzähler, ein namenloser Ich-Erzähler, trifft im Londoner Bahnhof St. Pancras auf einen Mann namens Jacques Austerlitz, der von einer außergewöhnlichen Geschichte geprägt ist. Austerlitz, ein historischer Spezialist für Architektur und Stadtgeschichte, beginnt, dem Erzähler von seiner Vergangenheit zu berichten – einer Vergangenheit, die sowohl von Vergessen als auch von traumatischen Erfahrungen überschattet wird.
Austerlitz ist ein Mann, dessen Kindheit vom Zweiten Weltkrieg geprägt ist. In den frühen Jahren seines Lebens wird er als jüdisches Kind aus Prag nach Großbritannien verschickt, um den Gefahren des Nationalsozialismus zu entkommen. Seine Erinnerung an die Ereignisse seiner Kindheit ist bruchstückhaft und von einem Gefühl der Entfremdung und Isolation begleitet. Austerlitz wächst in Großbritannien auf, ohne zu wissen, wer er wirklich ist oder was ihm durch das Schicksal seiner Eltern und seiner Herkunft widerfahren ist. Die Auseinandersetzung mit seiner Identität und Vergangenheit, die immer wieder zu Fragmenten wird, ist die treibende Kraft des Romans.
Sebalds Erzählweise ist von einer melancholischen Tiefe und einer beinahe meditativen Langsamkeit geprägt. Der Roman ist nicht nur ein psychologisches Porträt eines Mannes, sondern auch eine Reflexion über die Weisen, in denen Erinnerungen und Geschichte unser Leben bestimmen und manchmal entgleiten. Sebald webt die persönliche Geschichte von Austerlitz geschickt mit größeren Themen der Geschichte des 20. Jahrhunderts zusammen, einschließlich des Holocausts und der Folgen des Zweiten Weltkriegs. Die Erzählung ist gespickt mit literarischen, historischen und kulturellen Bezügen, die die Komplexität von Austerlitz' innerem Leben widerspiegeln.
Die Struktur von "Austerlitz" ist ebenso einzigartig wie sein Inhalt. Der Roman verzichtet weitgehend auf die traditionellen Spannungsbögen und entfaltet sich in langen, ruhigen Abschnitten. Es gibt zahlreiche poetische Passagen, die sich mit der Wahrnehmung von Landschaften, Gebäuden und Fotografien befassen – Elemente, die sowohl als Metaphern für Austerlitz’ Suche nach der Wahrheit über seine Herkunft dienen, als auch als Stellvertreter für die gescheiterte Erinnerung an die Opfer des Krieges.
Sebald gelingt es, das Thema des kollektiven Gedächtnisses und der persönlichen Erinnerung auf eine Weise zu erforschen, die sowohl zutiefst ergreifend als auch intellektuell anspruchsvoll ist. "Austerlitz" ist ein Roman, der sich nicht nur mit den persönlichen Erlebnissen eines Mannes befasst, sondern auch mit den breiteren, historischen und kulturellen Kräften, die unsere Erinnerung und unser Verständnis von Geschichte formen.
Für Leser, die an literarischen Werken interessiert sind, die sich mit den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs, der Erinnerung und der Identität auf einer tief emotionalen und philosophischen Ebene befassen, ist "Austerlitz" ein unverzichtbares Werk. Sebalds meisterhafte Erzählkunst und seine Fähigkeit, Geschichte und Literatur zu vereinen, machen dieses Buch zu einer nachhallenden Lektüre.
Der Roman wurde von vielen Literaturkritikern als Meisterwerk gefeiert, mehrfach ausgezeichnet und erscheint regelmäßig auf Listen der wichtigsten Bücher des 21. Jahrhunderts.
Jonathan Franzen: Die Korrekturen
Originaltitel: The Corrections
Autor: Jonathan Franzen, US-amerikanischer Schriftsteller
"Die Korrekturen" von Jonathan Franzen ist ein ambitioniertes und vielschichtiges Familienepos, das die komplexen Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer Familie über mehrere Jahrzehnten hinweg untersucht. Der Roman folgt den Leben von Enid und Alfred Lambert, einem alternden Ehepaar aus der amerikanischen Mittelklasse, sowie deren drei Kindern: Gary, Chip und Denise. Jeder von ihnen lebt mit seinen eigenen, oft selbstverschuldeten Problemen, die zu einer Vielzahl von Entfremdungen innerhalb der Familie führen.
Enid, die Mutter, ist eine kontrollierende und manipulative Figur, deren obsessive Sorge um das Wohl ihrer Kinder gleichzeitig zu deren Rückzug und Isolation führt. Alfred, der Vater, leidet unter den Folgen einer Parkinson-Erkrankung, was nicht nur sein Leben, sondern auch das der ganzen Familie dramatisch verändert. Die drei Kinder sind mit den unterschiedlichen Anforderungen des Lebens konfrontiert, von beruflichen Misserfolgen bis hin zu den Herausforderungen der sexuellen Orientierung und der eigenen Identität.
Der Roman ist ein kritischer Blick auf die amerikanische Gesellschaft zu Ende des 20. Jahrhunderts, geprägt von Konsumwahn, gesellschaftlichen Erwartungen und einer steigenden Entfremdung zwischen den Generationen. Franzen gelingt es meisterhaft, die Innenwelten seiner Figuren zu durchdringen und sie als komplexe, oft widersprüchliche Wesen darzustellen. Es geht ihm nicht nur um die Darstellung individueller Konflikte, sondern auch um die Frage nach den gesellschaftlichen und kulturellen Normen, die diese Konflikte hervorbringen.
Franzen nutzt einen auf den ersten Blick eher traditionellen Erzählstil, indem er das Leben der Familie Lambert aus unterschiedlichen Perspektiven schildert, wobei jeder der fünf Hauptfiguren seine eigene Geschichte erhält. Die Erzählweise ist dabei vielschichtig und setzt immer wieder auf humorvolle, aber auch scharfsinnige gesellschaftliche Kommentare. Dabei gelingt es Franzen, auf der einen Seite eine Geschichte über familiäre Bindungen zu erzählen, auf der anderen Seite jedoch auch das Scheitern dieser Bindungen in einer zunehmend entfremdeten Welt aufzuzeigen.
"Die Korrekturen" ist ein Roman, der sich nicht scheut, komplexe und oft düstere Themen zu behandeln, von der Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen bis hin zu den Schattenseiten des amerikanischen Traums. Die Tragikomik des Werkes zieht den Leser immer wieder in ihren Bann – ein Wechselspiel zwischen tiefgreifender Reflexion und bissigem Humor. Es ist ein Werk über das Streben nach Korrektur, sei es in den Beziehungen zwischen Menschen oder im eigenen Leben.
Für Leser, die an präzisen und facettenreichen Darstellungen menschlicher Beziehungen und gesellschaftlicher Strukturen interessiert sind, ist „Die Korrekturen“ ein unverzichtbares Meisterwerk. Franzen beweist mit diesem Buch einmal mehr seine Fähigkeit, das Universelle in den kleinen, oft übersehenen Details des Lebens zu finden und den Leser auf eine tiefgehende, manchmal schmerzvolle, aber immer lohnende Reise in die Seele der amerikanischen Familie mitzunehmen.
Christian Kracht: 1979
Autor: Christian Kracht, Schweizer Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist
"1979" von Christian Kracht ist ein faszinierender und zugleich düsterer Roman, der die Geschichte eines deutschen Journalisten erzählt, der in einem geopolitischen Umfeld voller Umbrüche und Unsicherheit in den Iran reist. Die Erzählung ist ein literarisches Zeitdokument, das vor dem Hintergrund der iranischen Revolution und des dramatischen historischen Wandels spielt.
Der Erzähler, ein namenloser deutscher Journalist, wird von einer deutschen Zeitschrift in den Iran geschickt, um vor Ort über die politische Situation zu berichten. Doch seine Reise entwickelt sich zu einer existenziellen Reise, die nicht nur durch die Turbulenzen des nahen Ostens führt, sondern auch durch die Abgründe seiner eigenen Identität und seiner Zerrissenheit zwischen westlicher Überheblichkeit und der fremden Kultur des Orients. Der Iran, das Land im Umbruch, ist für ihn gleichermaßen faszinierend und beängstigend.
Die Geschichte entfaltet sich vor dem Hintergrund des Jahres 1979, einem Jahr der entscheidenden politischen Ereignisse, darunter der Sturz des Schahs und die Erhebung von Ayatollah Khomeini. Der Erzähler versucht, sich als Außenstehender einen Überblick zu verschaffen, doch die Wirren der politischen Umwälzungen und seine eigene innere Zerrissenheit machen es ihm nahezu unmöglich, die Ereignisse klar zu begreifen.
Kracht erzählt die Geschichte in einer dichten, fast halluzinatorischen Sprache, die den Leser immer wieder in den Sog des Unverständlichen zieht. Die Grenze zwischen Realität und Wahn, zwischen politischem Kalkül und persönlicher Krise verschwimmen zunehmend, und der Roman gewinnt an Komplexität und Tiefe. Dabei gelingt es Kracht, die politische Lage des Iran in den späten 1970er Jahren mit einem scharfsinnigen Blick auf die westliche Welt zu verbinden, die sich zu dieser Zeit zunehmend desillusioniert zeigte.
"1979" ist weniger ein reines historisches Dokument als vielmehr eine literarische Reflexion über den Zusammenbruch von Idealen und das Scheitern einer vermeintlich sicheren Weltordnung. Der Protagonist wird von den Ereignissen um ihn herum überrollt, und der Roman spiegelt eine Welt wider, die sich im Chaos verliert, während der Einzelne in seinen eigenen Ängsten und Zweifeln gefangen ist.
Für Leser, die an einer tiefgründigen, kulturgeschichtlichen Reflexion über die Auswirkungen politischer Revolutionen und den Verlust von Orientierung interessiert sind, ist "1979" ein unverzichtbares Werk. Christian Kracht gelingt es, die düstere, ungewisse Atmosphäre eines historischen Wendepunkts literarisch zu fassen und dabei eine tiefere Auseinandersetzung mit der westlichen Haltung gegenüber dem Osten und der Frage nach der eigenen Identität zu ermöglichen.
Jeffrey Eugenides: Middlesex
Autor: Jeffrey Eugenides, US-amerikanischer Schriftsteller
"Middlesex" von Jeffrey Eugenides ist ein epischer Roman, der sich über mehrere Generationen erstreckt und die Geschichte einer Familie aus Griechenland nach Amerika erzählt. Im Zentrum steht Calliope Stephanides, später Cal, die als intersexuelle Person geboren wird und deren Lebensweg die komplexen Themen Identität, Geschlechterrollen und das Streben nach Selbstverwirklichung thematisiert.
Der Roman beginnt mit der Geschichte von Calliopes Großeltern, die in den 1920er Jahren aus Griechenland in die USA einwandern und sich in Detroit niederlassen. Der Leser verfolgt die Entwicklung der Familie, die durch kulturelle und soziale Herausforderungen geprägt ist, während sich auch die Geschichte von Calliope entfaltet. Doch Calliope ist nicht wie die anderen Mädchen – sie wird mit einem physischen Zustand geboren, der sie weder eindeutig als männlich noch als weiblich klassifiziert. Dies führt zu einer intensiven und oft schmerzhaften Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Identität und der Frage, wie sie sich selbst und von anderen wahrgenommen wird.
Im Laufe des Romans erfahren die Leser, wie Cal als Kind von ihren Eltern als Mädchen aufgezogen wird, um später als Teenager mit der Entdeckung ihrer biologischen Wahrheit konfrontiert zu werden. Diese Reise zur Selbstakzeptanz ist von tiefen inneren Konflikten und äußeren Herausforderungen geprägt, sowohl innerhalb der Familie als auch in der Gesellschaft, die mit den traditionellen Vorstellungen von Geschlecht und Identität ringt.
"Middlesex" ist mehr als nur eine Coming-of-Age-Geschichte; es ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen der Geschlechteridentität, der kulturellen Assimilation und der historischen Veränderung. Eugenides gelingt es, die persönlichen Erlebnisse von Cal mit den großen historischen und sozialen Bewegungen des 20. Jahrhunderts zu verknüpfen, was dem Roman eine vielschichtige und globale Dimension verleiht. Der Roman erzählt auch von den Herausforderungen der griechischen Einwanderergeneration in Amerika und wie diese ihre eigene Identität und Kultur bewahren, während sie sich gleichzeitig in einer neuen und oft fremden Gesellschaft zurechtfinden müssen.
Eugenides‘ Erzählweise ist meisterhaft – der Roman ist sowohl humorvoll als auch bewegend, zugleich tiefgründig und zugänglich. "Middlesex" ist ein bemerkenswerter literarischer Triumph, der nicht nur die Erfahrung von Intersexualität behandelt, sondern auch universelle Themen von Familie, Zugehörigkeit und Selbstfindung anspricht. Die Geschichte ist eine kraftvolle Meditation über die komplexe Natur von Identität und die Freiheit, sich in einer Welt, die oft von Kategorien und Normen geprägt ist, selbst zu definieren.
Für Leser, die an tiefgründigen und zugleich emotional berührenden Geschichten interessiert sind, die sich mit den Fragen von Identität, Geschlecht und Kultur auseinandersetzen, ist "Middlesex" sehr empfehlenswert. Jeffrey Eugenides schafft es, die persönliche Reise von Cal in einen größeren, universellen Kontext zu stellen und bietet eine reichhaltige, berührende und aufschlussreiche Lektüre.
Orhan Pamuk: Schnee
Originaltitel: Kar
Autor: Orhan Pamuk, türkischer Schriftsteller
"Schnee" von Orhan Pamuk ist ein faszinierender und vielschichtiger Roman, der politische, kulturelle und religiöse Spannungen in der Türkei zu Beginn des 21. Jahrhunderts beleuchtet. Der Roman erzählt die Geschichte von Ka, einem Dichter aus Istanbul, der in die abgelegene Stadt Kars reist, um den Tod eines Kollegen zu untersuchen und sich gleichzeitig mit seiner eigenen inneren Krise auseinanderzusetzen. Was Ka jedoch nicht ahnt, ist, dass seine Reise in Kars ihn mitten in einen politischen und religiösen Konflikt führen wird, der die Stadt und seine Bewohner in den Abgrund zu stürzen droht.
Die Erzählung von "Schnee" ist sowohl ein intellektuelles als auch ein emotionales Abenteuer, da sie sich mit Fragen der Identität, der politischen Macht, der Religion und des kulturellen Wandels beschäftigt. Ka, der sich zunächst als apolitischer Außenseiter betrachtet, wird in ein Spannungsfeld zwischen den politischen Kräften des Landes hineingezogen. In Kars trifft er auf eine Vielzahl von Charakteren, die unterschiedliche ideologische Positionen vertreten: von laizistischen Intellektuellen bis hin zu religiösen Fundamentalisten. Gleichzeitig ist die Stadt Kars von einer harten Schneedecke überzogen, was die Atmosphäre des Romans mit einer beklemmenden Kälte und Isolation verstärkt.
Im Zentrum des Romans steht Ka, dessen Suche nach Antworten sowohl eine äußere als auch eine innere Reise darstellt. Während er sich mit den politischen und religiösen Konflikten auseinandersetzt, reflektiert Ka über seine eigenen persönlichen Zweifel und Sehnsüchte, insbesondere im Hinblick auf seine unerwiderte Liebe zu einer Frau namens İpek. Der Roman untersucht auch die kulturellen Spannungen zwischen Ost und West und stellt die Frage, wie die moderne Türkei ihre Identität in einer sich schnell verändernden Welt finden kann.
"Schnee" ist ein meisterhaft geschriebenes Werk, das die komplexe politische und kulturelle Landschaft der Türkei und die Entfremdung ihrer Bürger in einer postmodernen Welt aufgreift. Pamuk verwendet dabei eine Vielzahl von Erzähltechniken, von philosophischen Dialogen bis hin zu surrealen Elementen, die die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen lassen. Die Schneedecke, die über Kars liegt, wird zu einem Symbol für die Erstarrung der Gesellschaft und der politischen Verhältnisse, aber auch für die Unfähigkeit der Charaktere, ihre eigenen Konflikte zu lösen.
Die Themen des Romans sind ebenso zeitlos wie relevant. "Schnee" behandelt universelle Fragen über die menschliche Freiheit, die Bedeutung des Glaubens und die Suche nach Wahrheit in einer Welt, die von Konflikten geprägt ist. Pamuks tiefgründige Erzählweise und seine komplexe Charakterzeichnung machen den Roman zu einer fesselnden Lektüre, die sowohl intellektuell herausfordert als auch emotional berührt.
Für Leser, die an politischen und philosophischen Erkundungen interessiert sind, ist "Schnee" ein lesenswertes Werk. Orhan Pamuk gelingt es, die Spannungen zwischen individueller Identität und gesellschaftlicher Zugehörigkeit, Tradition und Moderne, sowie Glauben und Zweifeln auf brillante Weise zu thematisieren und damit einen kraftvollen Beitrag zur Literatur des 21. Jahrhunderts zu leisten.
Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
Originaltitel: סיפור על אהבה וחושך
Autor: Amos Oz, israelischer Schriftsteller, Journalist und Intellektueller
"Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" von Amos Oz ist ein bewegender, intimer und tiefgründiger Roman, der sowohl die Geschichte einer Familie als auch die der Entstehung des modernen Staates Israel erzählt. In diesem autobiografischen Werk schildert Oz seine Kindheit und Jugend im Jerusalem der 1940er und 1950er Jahre, die er durch die Linse seiner persönlichen Erfahrungen und Familiengeschichte reflektiert. Der Autor fängt dabei die komplexen politischen, sozialen und emotionalen Turbulenzen seiner Zeit ein und verwebt sie mit den tiefen, persönlichen Erinnerungen an seine Eltern, deren Leben und Schicksal eng mit der Geschichte des Landes verbunden sind.
Das Buch beginnt mit der Erzählung von Oz’ Mutter, Fania, einer intellektuellen und leidenschaftlichen Frau, deren Leben von tiefen psychologischen Wunden und einer schwierigen Beziehung zu ihrem Ehemann, der tragischen Figur von Amos Oz' Vater, geprägt war. Die Geschichte entfaltet sich vor dem Hintergrund der Erschaffung des Staates Israel und zeigt, wie diese politische Transformation nicht nur das Land, sondern auch das Leben und die Perspektiven der Menschen tiefgreifend beeinflusste. Die jüdische Gemeinschaft in Palästina ist in Aufbruchsstimmung, aber auch von Konflikten, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit durchzogen.
Amos Oz beschreibt die schmerzliche Erfahrung, mit einer Mutter aufwachsen zu müssen, deren depressive Zustände und späterer Selbstmord den Jungen prägen und die ihn gleichzeitig in die Weiten einer emotionalen und intellektuellen Welt führen. Der junge Amos versucht sich zu verstehen und gleichzeitig mit der Welt um ihn herum, die durch Krieg und politische Umwälzungen zerrissen wird, ins Reine zu kommen. Es geht um die Suche nach einer Identität, um das Bedürfnis nach Liebe und das Verstehen von Schmerz und Verlust, das über persönliche Tragödien hinausgeht und ein universelles, menschliches Thema berührt.
Der Roman ist nicht nur eine persönliche Erinnerung, sondern auch eine tiefgehende Betrachtung der kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Strömungen in Israel zur Entstehungszeit des Staates. Oz wechselt geschickt zwischen persönlicher Erzählung und einer breiteren geschichtlichen Betrachtung, ohne die Emotionen und die Tiefe der menschlichen Erlebnisse aus den Augen zu verlieren. Das Werk ist ein einzigartiger Blick auf die israelische Gesellschaft in ihren frühen Jahren, eingefangen in einem literarischen Stil, der Poesie und Philosophie vereint.
"Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" ist ein nachdenklicher und vielschichtiger Roman, der die Herausforderungen von Verlust und Liebe, Identität und Zugehörigkeit sowie die Auswirkungen politischer Umwälzungen auf das persönliche Leben auf eindrucksvolle Weise thematisiert. Amos Oz schafft es, das Drama einer Einzelperson mit dem historischen Kontext zu verbinden und dem Leser eine intime Perspektive auf die Schwierigkeiten der israelischen Gesellschaft zu bieten. Dabei ist der Roman nicht nur eine Geschichte der politischen Entwicklung, sondern auch eine universelle Reflexion über das menschliche Leben und das Streben nach Wahrheit.
Für Leser, die an einer tiefgehenden und emotional berührenden Erzählung interessiert sind, die sowohl persönlich als auch historisch relevant ist, ist "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" ein meisterhaftes Werk. Es bietet eine seltene und eindrucksvolle Mischung aus autobiografischem Bericht und philosophischer Betrachtung – ein literarisches Meisterwerk, das sowohl Literaturfreunde als auch politische Interessierte gleichermaßen anspricht.
Edward P. Jones: Die bekannte Welt
Originaltitel: The Known World
Autor: Edward P. Jones, US-amerikanischer Schriftsteller
"Die bekannte Welt" von Edward P. Jones ist ein beeindruckender, vielschichtiger Roman, der tief in die Geschichte der afroamerikanischen Sklaverei und die komplexen sozialen und moralischen Dilemmata einer Gemeinschaft eintaucht. Das Werk ist eine literarische Meisterleistung, die mit einer breiten Perspektive auf das Leben von Sklaven und freien Afroamerikanern in der amerikanischen Südstaaten-Gesellschaft des 19. Jahrhunderts beeindruckt.
Die Geschichte spielt im fiktiven Virginia der Mitte des 19. Jahrhunderts und konzentriert sich auf die Figur des Henry Townsend, eines ehemaligen Sklaven, der durch seine Arbeit als Händler und Plantagenbesitzer ein gewisses Maß an Wohlstand erreicht hat. Trotz seines Erfolges bleibt Henry in einer tiefen inneren Zerrissenheit, da er als freier Mann weiterhin in einer Welt lebt, in der die Institution der Sklaverei eine alles beherrschende Rolle spielt. Seine Versuche, sich von der Vergangenheit zu befreien und zu einer moralischen Integrität zu finden, geraten immer wieder in Konflikt mit den gesellschaftlichen Normen und den Zwängen seiner eigenen Geschichte.
Der Roman erzählt nicht nur von Henry, sondern verwebt auch die Geschichten zahlreicher anderer Charaktere, die in irgendeiner Weise mit ihm verbunden sind – von Sklaven über freie Afroamerikaner bis hin zu den weißen Plantagenbesitzern. Diese Erzählungen eröffnen ein weitreichendes Panorama der afroamerikanischen Erfahrung im Süden der Vereinigten Staaten. Durch diese Vielzahl von Perspektiven beleuchtet Jones sowohl die individuellen Schicksale als auch die systemischen Probleme der Sklaverei und die schwierigen, oft zwiespältigen Entscheidungen, die die Menschen in dieser Zeit treffen mussten.
Ein zentrales Thema des Buches ist die Frage von Macht, Besitz und Identität. Jones stellt immer wieder die Frage, inwieweit es möglich ist, sich von den Fesseln der Vergangenheit zu befreien – insbesondere, wenn man selbst, obwohl frei, andere in die gleiche Sklaverei führt. Der Roman setzt sich intensiv mit den moralischen Konflikten auseinander, die mit dem Besitz von Menschen und dem Streben nach Wohlstand verbunden sind. Die Charaktere sind komplex, ihre Motivationen ambivalent und ihre Entscheidungen oft von tiefen inneren Kämpfen geprägt.
"Die bekannte Welt" ist aber nicht nur eine Geschichte über Sklaverei und Freiheit, sondern auch ein literarisches Meisterwerk, das in seinem Erzählstil und seiner Struktur überzeugt. Jones wechselt zwischen verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitrahmen, sodass der Leser schrittweise immer tiefer in die Geschichte und die Psyche der Charaktere eindringt. Diese Erzählweise ist anspruchsvoll, aber gleichzeitig sehr bereichernd, da sie dem Buch eine besondere Tiefe und Komplexität verleiht.
Für Leser, die an einer tiefgründigen und bewegenden Auseinandersetzung mit der amerikanischen Geschichte und der Frage von Freiheit, Identität und moralischer Verantwortung interessiert sind, ist "Die bekannte Welt" ein außergewöhnliches Werk. Edward P. Jones gelingt es, eine fesselnde und emotionale Geschichte zu erzählen, die sowohl literarisch herausragend als auch historisch relevant ist. Das Buch fordert den Leser dazu heraus, über die Schatten der Vergangenheit nachzudenken und die moralischen Fragen, die es aufwirft, in den Kontext der Gegenwart zu stellen. Es ist ein unverzichtbares Werk für alle, die sich mit der Geschichte der Sklaverei und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft beschäftigen möchten.
Siri Hustvedt: Was ich liebte
Originaltitel: What I Loved
Autorin: Siri Hustvedt, US-amerikanische Schriftstellerin
"Was ich liebte" von Siri Hustvedt ist ein anspruchsvoller Roman, der sich mit Themen wie Kunst, Verlust, Erinnerung, Identität und den Verflechtungen des menschlichen Bewusstseins auseinandersetzt. Der Roman ist eine kunstvolle Erzählung über die Komplexität der Beziehungen zwischen den Menschen und der Art und Weise, wie Kunst die Realität spiegelt und zugleich transformiert.
Der Erzähler des Romans ist Leo Hertzberg, ein New Yorker Kunsthistoriker, der von seiner Liebe zur Kunst und der Welt der modernen Malerei durchdrungen ist. Die Geschichte beginnt mit Leos Rückblick auf sein Leben, insbesondere auf seine Beziehungen zu zwei wichtigen Personen: seinem besten Freund und Künstler Bill Wechsler sowie Bills Frau, der Psychologin Erica. Durch Leos Erzählung erfahren wir nicht nur von seiner eigenen Karriere und seinem persönlichen Leben, sondern auch von den intensiven, oft schwierigen Beziehungen, die er im Laufe der Jahre gepflegt hat.
Das Herzstück des Romans ist die Geschichte von Bill, einem talentierten, aber zunehmend desillusionierten Maler, und seiner Begegnung mit einer geheimnisvollen jungen Frau, die sowohl sein Leben als auch das Leben von Leo und seiner Familie radikal verändert. Diese Begegnung löst eine Reihe von Ereignissen aus, die sich bis in die nächste Generation fortsetzen und Leos Wahrnehmung der Welt, seiner eigenen Geschichte und seiner Beziehungen zu anderen in Frage stellen.
Ein zentrales Thema in "Was ich liebte" ist die Frage nach der Bedeutung von Kunst und ihre Fähigkeit, Emotionen, Gedanken und Erinnerungen zu bewahren. Hustvedt stellt die Idee in den Raum, dass Kunst nicht nur als ein äußeres Werk existiert, sondern tief mit der inneren Welt der Menschen verwoben ist, die sie erschaffen. Durch die Auseinandersetzung mit Kunstwerken und den Beziehungen, die sie erzeugen, eröffnet der Roman den Lesern eine Betrachtung darüber, wie Kunst und die Menschen, die sie schufen, sich mit den Herausforderungen des Lebens und der menschlichen Psyche auseinandersetzen.
Der Roman ist durchzogen von philosophischen Reflexionen, insbesondere über die Natur des Gedächtnisses, der Wahrnehmung und der Subjektivität der Wahrheit. Leo, als Erzähler, ist ein unzuverlässiger Erzähler, da seine Erinnerungen und Wahrnehmungen von den Ereignissen immer wieder von Zweifeln und Unsicherheiten durchzogen sind. Diese Instabilität der Erinnerung und die Unfähigkeit, endgültige Wahrheiten zu erfassen, sind immer wiederkehrende Themen, die Hustvedt in ihrem Werk aufgreift.
"Was ich liebte" ist ein faszinierendes und zugleich herausforderndes Werk, das die psychologischen und intellektuellen Dimensionen des menschlichen Lebens auf eine intime und kunstvolle Weise erforscht. Siri Hustvedt gelingt es, eine fesselnde Erzählung zu entwerfen, die mit Tiefe und Emotionalität die Komplexität der menschlichen Existenz und der Beziehungen zwischen den Menschen einfängt. Der Roman spricht nicht nur Kunstliebhaber an, sondern auch all jene, die sich mit Fragen der Erinnerung, Identität und des menschlichen Bewusstseins auseinandersetzen möchten.
Für Leser, die sich für die Verbindung zwischen Kunst, Psychologie und zwischenmenschlichen Beziehungen interessieren, ist die Erzählung eine außergewöhnliche literarische Erfahrung. Hustvedts Stil ist anspruchsvoll und poetisch, und das Buch regt dazu an, über die eigene Wahrnehmung von Liebe, Verlust und die Bedeutung von Kunst nachzudenken. Es ist ein Werk, das den Leser lange begleitet und zu weiterem Nachdenken über die Natur des menschlichen Lebens anregt.
Khaled Hosseini: Drachenläufer
Originaltitel: The Kite Runner
Autor: Khaled Hosseini, US-amerikanischer Schriftsteller und Arzt
"Drachenläufer" von Khaled Hosseini ist ein tief bewegender Roman, der die Themen Freundschaft, Verrat, Sühne und Vergebung inmitten der politischen Turbulenzen Afghanistans behandelt. Die Geschichte beginnt in Kabul in den 1970er Jahren, als Amir, der Sohn eines wohlhabenden und respektierten Mannes, und Hassan, der Sohn des treuen Familiendieners, eine enge und fast brüderliche Freundschaft teilen. Doch ihre Freundschaft wird von den sozialen und ethnischen Ungleichgewichten, die die Gesellschaft prägen, überschattet. Amir, ein paschtunischer Junge, fühlt sich durch seine Vorliebe für das Schreiben und den Drang, die Anerkennung seines Vaters zu gewinnen, innerlich zerrissen. Hassan, ein Hazara, ist loyal und aufopferungsvoll, doch ihm bleibt aufgrund seiner Herkunft eine untergeordnete Stellung in der Gesellschaft.
Die Tragödie tritt ein, als Amir in einer entscheidenden Situation zuschaut, wie Hassan Opfer eines grausamen Übergriffs wird. Anstatt zu helfen, verhält sich Amir feige und lässt seinen Freund in diesem entscheidenden Moment im Stich. Diese Unfähigkeit, sich für Hassan einzusetzen, verfolgt Amir für den Rest seines Lebens und beeinflusst seine Entscheidungen und Beziehungen, selbst als er später in die USA emigriert. Jahre später, nach der sowjetischen Invasion und dem Aufstieg der Taliban, wird Amir mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als er einen Anruf erhält, der ihn zurück nach Afghanistan ruft.
Dort erfährt er von Hassan’s tragischem Schicksal und erkennt die schrecklichen Auswirkungen seiner eigenen Taten. Amir begibt sich auf eine Reise der Sühne, die ihn mit der brutalen Realität des Krieges und der Zerstörung seines Heimatlandes konfrontiert. Auf seinem Weg muss er sich mit den Folgen seiner Taten und den verheerenden Konsequenzen seiner eigenen Feigheit auseinandersetzen, um sich schließlich dem zu stellen, was er getan hat, und um den Weg zur Erlösung zu finden.
Der Roman ist mehr als nur eine Geschichte über persönliche Schuld und Reue – es ist ein Porträt eines von Krieg und gesellschaftlicher Ungerechtigkeit zerrissenen Landes. Hosseini beschreibt ein Afghanistan, das von der Schönheit seiner Landschaften und der Tiefe seiner Kultur geprägt ist, aber gleichzeitig von den zerstörerischen Kräften politischer Umwälzungen und sozialer Spaltungen geprägt wird. Der Roman entfaltet sich als eine bewegende Erzählung über die unvergänglichen Verbindungen zwischen Menschen, die von Vergangenheit und Geschichte geprägt werden, und über die schwierige, aber mögliche Reise zur inneren Heilung.
Shirley Hazzard: Das Große Feuer
Originaltitel: The Great Fire
Autorin: Shirley Hazzard, australisch-amerikanische Schriftstellerin, Kurzgeschichtenschreiberin und Essayistin
"Das große Feuer" von Shirley Hazzard ist ein elegantes und zutiefst bewegendes Werk, das die komplexen Beziehungen zwischen zwei Menschen und die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf ihre Leben untersucht. Die Geschichte dreht sich um den englischen Soldaten Aldred Leith, der nach dem Krieg in Japan ankommt. Leith, ein hochdekorierter Kriegsheld, ist des Kämpfens und der Gewalt müde und sucht einen Ort des Friedens und der Heilung. In Japan begegnet er den Geschwistern Helen und Benedict, die sein Leben auf unerwartete Weise verändern.
Helen ist eine junge, außergewöhnlich intelligente Frau, die von einer tiefen inneren Unruhe geprägt ist. Sie ist von einem komplexen Familienhintergrund beeinflusst und lebt in einem Zustand emotionaler Isolation. Benedict, ihr Bruder, ist ein brillanter, jedoch eigenwilliger Mann, dessen eigenes Leben von seinen persönlichen Dämonen beherrscht wird. Im Zusammensein mit diesen beiden Figuren entwickelt sich eine zarte, aber schmerzlich komplexe Liebesgeschichte zwischen Leith und Helen.
Das Buch erkundet die Unvorhersehbarkeit von Liebe und Leidenschaft, die gleichzeitig heilsam und destruktiv wirken können. Leith ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Helen und der Einsicht, dass ihre Vergangenheit und ihre emotionalen Belastungen ihre Beziehung zu einer unmöglichen Herausforderung machen. Dabei geht es nicht nur um die individuelle Liebe, sondern auch um das Verhältnis der Charaktere zu den übergeordneten Fragen des Lebens, der Moral und des Krieges.
Hazzard stellt in dem Buch die Frage, wie Menschen in der Nachkriegszeit mit den Narben der Vergangenheit leben und welche Opfer für das Streben nach persönlichem Glück nötig sind. Ihre Sprache ist ruhig und präzise, wobei sie komplexe psychologische Zustände und menschliche Beziehungen mit außergewöhnlicher Sensibilität beschreibt. Das Buch vermittelt auf eindrucksvolle Weise, wie das Streben nach Erlösung und die Suche nach einem sinnvollen Leben durch die Last der Vergangenheit erschwert werden, und beleuchtet die Tragödien und Dilemmata des menschlichen Herzens.
Eine brillante Untersuchung über Liebe, Verlust und den Widerstand gegen den Zeitgeist der Geschichte, eine zutiefst bewegende Geschichte, die in der Stille der kleinen Momente des Lebens ihre größte Bedeutung findet.
Roberto Bolaño: 2666
Autor: Roberto Bolaño, chilenischer Schriftsteller
"2666" von Roberto Bolaño ist ein monumentales, vielschichtiges Werk, das sich über zahlreiche Erzählstränge und Themen erstreckt und die düsteren Schatten der modernen Welt untersucht. Das Buch, das als sein Meisterwerk gilt, wurde posthum veröffentlicht und ist ein episches, beinahe unüberschaubares Unterfangen, das mit seiner Komplexität und Tiefe die Grenzen des Genres sprengt. Es ist sowohl eine Kriminalgeschichte als auch eine reflexive Betrachtung über das Leben, die Literatur, die Gewalt und die menschliche Existenz.
Das Werk ist in fünf Teile untergliedert, die miteinander verwoben sind, jedoch auch eigenständige Handlungen aufweisen. Der erste Teil folgt einer Gruppe von Literaturwissenschaftlern, die dem mysteriösen und unnahbaren Schriftsteller Benno von Archimboldi nachjagen, dessen Werke und Leben ein Rätsel darstellen. Diese Suche führt sie von Europa bis nach Mexiko, wo das Buch in den folgenden Teilen tiefer in die Geschichte eines von Gewalt geprägten Landes eintaucht.
Der zweite Teil von "2666" konzentriert sich auf die brutalen Morde an Frauen in der fiktiven mexikanischen Stadt Santa Teresa, die stark von der realen Stadt Ciudad Juárez inspiriert ist. Bolaño schildert die quälende Unbestimmtheit der Morde und den scheinbar gleichgültigen Umgang der Gesellschaft mit den Opfern. Die Ermittlungen bleiben fragmentarisch und unvollständig, was das Gefühl der Ausweglosigkeit und der Entfremdung verstärkt.
Im dritten Teil widmet sich das Buch den Auswirkungen der Morde auf verschiedene Charaktere – unter anderem auf Journalisten, Kriminalbeamte und Angehörige der Opfer – und beleuchtet die psychischen und sozialen Belastungen, die durch die wiederholte Konfrontation mit dem Grauen entstehen. Bolaño verwebt diese Einzelgeschichten zu einem umfassenden Bild der Entfremdung und des Verlustes, das die zentrale Frage nach der menschlichen Erfahrung und ihrem Umgang mit Gewalt aufwirft.
Der vierte Teil vertieft sich weiter in das Leben von Archimboldi, wobei sich immer mehr Hinweise auf sein Leben und seine Werke ansammeln. In einer Art literarischer Entdeckungsreise entfaltet sich der Charakter des Archimboldi als eine mysteriöse Figur, die in seiner Abgeschiedenheit und seinem Schweigen der Schlüssel zu vielen der Rätsel des Buches zu sein scheint.
Im abschließenden Teil von "2666" geht es schließlich um die Erkundung der zerstörerischen Auswirkungen von Gewalt, die im gesamten Werk allgegenwärtig sind. Bolaño endet mit einer düsteren, fast halluzinatorischen Reflexion über die Faszination für das Grauen und die Grenzen des Wissens und der Darstellung.
Ein Werk von außergewöhnlicher Ambiguität und Komplexität. Es ist nicht nur ein Roman über Mord und Literatur, sondern auch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem, was es bedeutet, in einer Welt zu leben, die von Gewalt und Entfremdung geprägt ist. Es ist ein erschütterndes, philosophisches und meisterhaft geschriebenes Buch, das einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt und in der Weltliteratur eine herausragende Stellung einnimmt.
Jane Gardam: Ein untadeliger Mann
Originaltitel: Old Filth
Autorin: Jane Gardam, englische Schriftstellerin
"Ein untadeliger Mann" von Jane Gardam ist ein eindrucksvolles und vielschichtiges Porträt eines Mannes, dessen Leben von Geheimnissen und unerforschten Aspekten geprägt ist. Das Buch, das erstmals 2004 veröffentlicht wurde, ist ein feinfühliger und tiefgründiger Roman, der Themen wie Moral, das menschliche Verlangen nach Nähe und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen aufgreift.
Im Mittelpunkt des Romans steht der ehemalige Richter Edward Feathers, der von allen als "der untadelige Mann" betrachtet wird – ein Prinzipienmensch, der sowohl in seiner beruflichen Karriere als auch in seinem Privatleben stets als vorbildlich gilt. Doch hinter diesem makellosen äußeren Bild verbirgt sich eine tiefere, schmerzhaftere Geschichte, die durch die Perspektive verschiedener Charaktere nach und nach entfaltet wird.
Der Roman ist in mehreren Abschnitte unterteilt, die unterschiedliche Blickwinkel auf Feathers Leben und seine Beziehungen bieten. Besonders stark wird die Figur von Feathers durch die Perspektiven seiner Frau Betty und seiner langjährigen Weggefährtin, der geheimen Verehrerin, gezeichnet. Diese Figuren bringen uns Stück für Stück näher an die Komplexität seiner Persönlichkeit heran und enthüllen die menschlichen Schwächen und Dilemmata, die hinter dem Fassadenbild des „untadeligen Mannes“ liegen.
Das Buch beleuchtet Feathers als ein Produkt seiner Zeit und seiner gesellschaftlichen Stellung, aber auch als ein zutiefst verletzter und zerrissener Mann, dessen inneres Leben von Verlust und Enttäuschung überschattet wird. Dabei geht es nicht nur um die Frage, was es bedeutet, moralisch "untadelig" zu sein, sondern auch um die Fallstricke der Selbstwahrnehmung und der Projektionen, die wir auf andere werfen. Im Verlauf der Erzählung wird klar, dass niemand vollkommen ist und jeder Mensch, selbst der scheinbar "untadelige" Richter, seine eigenen Schwächen und Geheimnisse hat.
Ein feinfühliges und psychologisch tiefgehendes Werk, das sich mit den Herausforderungen des Lebens und der Bedeutung von Vergebung und Verständnis auseinandersetzt. Es ist ein Roman über die Last von Geheimnissen, die Verantwortung, die mit einem vorbildlichen Leben einhergeht, und die Erkenntnis, dass niemand wirklich „untadelig“ ist. Jane Gardam gelingt es, mit präzisem und eleganten Stil eine berührende Geschichte zu erzählen, die den Leser nicht nur über das Leben eines Mannes nachdenken lässt, sondern auch über die Natur von Beziehungen und menschlicher Unvollkommenheit.
Frank Schätzing: Der Schwarm
Autor: Frank Schätzing, deutscher Schriftsteller
"Der Schwarm" von Frank Schätzing ist ein fesselnder Thriller, der sich mit den verheerenden Auswirkungen eines mysteriösen, globalen Phänomens auseinandersetzt. Der 2004 veröffentlichte Roman kombiniert Wissenschaft, Ökologie und politische Spannung und wird häufig als eines der bedeutendsten Werke des deutschen Thriller-Genres bezeichnet.
Die Geschichte beginnt mit unerklärlichen Vorfällen, bei denen das Meer zu einem gefährlichen, aggressiven Gegner für die Menschheit wird. Unheimliche Ereignisse wie das plötzliche Auftreten von Meeresbewohnern, die sich gegen Menschen richten, und die mysteriösen Erscheinungen im Ozean, bei denen ganze Fischschwärme sich in zerstörerische Massen verwandeln, wecken die Aufmerksamkeit der globalen Wissenschaftsgemeinschaft. Diese Ereignisse führen zu einem Wettlauf gegen die Zeit, da die Menschheit versucht, das Phänomen zu verstehen und zu stoppen, bevor es zu einer noch größeren Katastrophe führt.
Im Zentrum der Handlung stehen eine Reihe von Experten aus verschiedenen Disziplinen, darunter Meeresbiologen, Umweltforscher und Ingenieure, die versuchen, das Geheimnis hinter den Angriffe der Meereswelt zu entschlüsseln. Bald erkennen sie, dass das Verhalten des Ozeans und seiner Bewohner Teil eines viel größeren und gefährlicheren Phänomens ist, das tief in der Natur der Erde verwurzelt ist und von Menschenhand nicht gestoppt werden kann. Es scheint, als hätten sich die Meeresbewohner gegen die Menschheit verschworen, als Reaktion auf jahrzehntelange Umweltzerstörung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen.
Schätzing nutzt in "Der Schwarm" die Erzählung, um eine packende Geschichte mit tiefgreifenden ökologischen und gesellschaftlichen Themen zu verweben. Der Roman regt dazu an, über die Verantwortung der Menschheit gegenüber der Umwelt nachzudenken und thematisiert die Gefährdung des Planeten durch den unkontrollierten Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Die Geschichte ist spannend und komplex und bietet eine Vielzahl von Perspektiven auf das Geschehen. Der Autor wechselt zwischen verschiedenen Handlungssträngen und Charakteren, was zu einer vielschichtigen Erzählweise führt. Schätzing gelingt es, den Leser in die düstere, von Naturgewalten bestimmte Welt zu entführen, die eine drastische Warnung vor den Folgen von Umweltverschmutzung und menschlicher Hybris darstellt.
"Der Schwarm" ist nicht nur ein packender Thriller, sondern auch ein Weckruf für die globale Umweltbewegung und eine eindrucksvolle Auseinandersetzung mit den potenziellen Auswirkungen des menschlichen Eingreifens in die Natur. Der Roman ist mitreißend und gleichzeitig nachdenklich, und lässt die Leser darüber nachdenken, wie weit die Menschheit gehen kann, ohne die natürlichen Grenzen der Erde zu überschreiten.
Alan Hollinghurst: Die Schönheitslinie
Originaltitel: The Line of Beauty
Autor: Alan Hollinghurst, britischer Schriftsteller
"Die Schönheitslinie" von Alan Hollinghurst ist ein tiefgründiger Roman, der sich mit den Themen Sexualität, Gesellschaft und politischer Veränderung in Großbritannien der 1980er Jahre auseinandersetzt. Der Roman wurde 2004 mit dem "Booker Prize" ausgezeichnet und gilt als eines der herausragenden Werke der zeitgenössischen britischen Literatur.
Die Geschichte folgt dem jungen Nick Guest, einem Student der Literaturwissenschaften an der Universität Oxford, der in das London der Thatcher-Ära eintaucht. Nick wird in das wohlhabende Zuhause des konservativen Parlamentsabgeordneten Hugh Danté aufgenommen, der ihm als Mentor dient. Bei den Dantés lebt er als Gästejunge und nähert sich besonders der Tochter des Hauses, die intrigante und charismatische Katherine. Doch es ist nicht nur die politische Welt und das Wohlstandsluxus, die ihn faszinieren, sondern auch seine eigene aufkeimende Sexualität.
Im Mittelpunkt des Romans steht Nick, der sich sowohl mit seiner eigenen Homosexualität als auch mit der gesellschaftlichen Schicht, in der er lebt, auseinandersetzen muss. Zu seiner Entfaltung der Sexualität gehört eine leidenschaftliche, aber auch komplexe und riskante Beziehung zu einem der Freunde des Hauses, dem attraktiven, aber gefährlichen Leo, was ihn in moralische Konflikte und gesellschaftliche Spannungen stürzt. Die Geschichte entfaltet sich vor dem Hintergrund der politisch bewegten 1980er Jahre, als Großbritannien tief in den Auseinandersetzungen um die konservative Regierung und die Auswirkungen der AIDS-Epidemie verstrickt ist.
"Die Schönheitslinie" untersucht nicht nur die gesellschaftlichen Klassen und das politische Klima, sondern auch die persönlichen Grenzen von Identität und Lust. Hollinghurst ergründet auf eindrucksvolle Weise, wie die Figuren die Herausforderungen ihrer Zeit erleben und sich gleichzeitig von den Fragen von Schönheit, Macht und Verführung leiten lassen. Der Titel des Romans bezieht sich dabei auf die metaphorische „Schönheitslinie“ im Leben der Figuren, die zwischen der Oberfläche der Welt und den inneren Konflikten, Sehnsüchten und Lügen verläuft.
Der Roman lebt von einer präzisen und eleganten Sprache, die es dem Leser ermöglicht, tief in die komplexen emotionalen und politischen Themen einzutauchen. Hollinghurst bietet eine scharfsinnige Analyse der britischen Gesellschaft und ihrer Eliten, wobei er zugleich intime Porträts von Individuen zeichnet, die sich mit der Doppelmoral ihrer Welt und den dunklen Seiten ihres Verlangens auseinandersetzen.
Ein meisterhaft erzählter Roman, der nicht nur mit seinen vielschichtigen Charakteren und packenden Ereignissen fesselt, sondern auch einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Normen und die politische Landschaft der 1980er Jahre in Großbritannien wirft. Der Roman ist ein bedeutendes Werk, das sowohl als sozialkritisches Drama als auch als intime Erkundung menschlicher Beziehungen und Identität glänzt.
Marilynne Robinson: Gilead
Autorin: Marilynne Robinson, amerikanische Romanautorin und Essayistin
"Gilead" von Marilynne Robinson ist ein ergreifender und philosophisch tiefgründiger Roman, der im Amerika der 1950er Jahre spielt. Das Buch gewann 2005 den "Pulitzer-Preis" für Belletristik und ist das erste Werk einer Trilogie, zu der auch die Romane "Home" und "Lila" gehören.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von John Ames erzählt, einem 76-jährigen protestantischen Pastor, der in der kleinen Stadt Gilead, Iowa lebt. Ames, dessen Gesundheit aufgrund einer Herzerkrankung schwinden soll, beginnt, in Form eines Briefes an seinen jungen Sohn zu schreiben. Der Brief ist als Erbe seiner Gedanken und Erfahrungen gedacht, da er befürchtet, nicht mehr lange zu leben. Ames möchte seinem Sohn die Erlebnisse und die Weisheiten seines Lebens weitergeben, besonders da er keine Hoffnung mehr hat, ihn als erwachsenen Mann zu erleben.
Im Mittelpunkt des Romans steht die tiefe spirituelle und emotionale Reflexion des Pastors über sein Leben, seine Liebe zu seiner Frau, seine Beziehung zu Gott und seine Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Ein zentrales Thema ist die Frage der Erlösung, des Glaubens und der Vergebung, die sich durch das gesamte Werk ziehen. Dabei hat Ames, der zeitlebens ein bescheidener und tief religiöser Mann war, mit der eigenen Vergebung für seine Fehler und der Bedeutung seines Lebens in der großen Geschichte zu kämpfen.
Ein weiterer wichtiger Teil der Handlung dreht sich um den unerwarteten Besuch von John Ames’ alten Freund John Ames Boughton, der nach Jahren in die Stadt zurückkehrt. Boughton, ein rebellischer und gescheiterter Mann, ist das Gegenteil von Ames: Er hat sich von der religiösen Gemeinschaft abgewandt und sich in sein eigenes, schwieriges Leben verstrickt. Die Spannungen und ungelösten Konflikte zwischen den beiden Männern spiegeln die inneren Kämpfe und die Auseinandersetzungen mit der Erlösung wider, die im Buch thematisiert werden.
"Gilead" ist eine ruhige und doch bewegende Erzählung über Glaube, Familie und die Suche nach Bedeutung in einem Leben, das dem Ende zuneigt. Marilynne Robinsons feinfühlige Prosa und die intime Erzählweise machen das Buch zu einem Meisterwerk der amerikanischen Literatur. Die Tiefe und Weisheit der Reflexionen von John Ames über das Leben, die Liebe und den Glauben hinterlassen beim Leser einen bleibenden Eindruck und regen zu eigenen philosophischen Überlegungen an.
Der Roman ist sowohl ein persönliches Testament als auch eine wehmütige Meditation über die Zeit und das Erbe, das wir hinterlassen. Durch die Stimme des alternden Pfarrers, der in seiner letzten Lebensphase seine Erinnerungen und Gedanken teilt, entfaltet sich ein Universum der Spiritualität, der Liebe und der menschlichen Zerbrechlichkeit. Ein zutiefst bewegendes Werk, das die Leser in seinen Bann zieht und sie dazu einlädt, über Fragen von Leben und Tod nachzudenken.
David Mitchell: Der Wolkenatlas
Originaltitel: Cloud Atlas
Autor: David Mitchell, britischer Schriftsteller
Literarische Achterbahnfahrt durch die Menschheitsgeschichte
Kazuo Ishiguro: Alles, was wir geben mussten
Originaltitel: Never Let Me Go
Autor: Kazuo Ishiguro, britischer Schriftsteller japanischer Herkunft
Meisterhafte und preisgekrönte Dystopie über Internatskinder als Organspender-Klone
Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt
Autor: Daniel Kehlmann, deutsch-österreichischer Schriftsteller
Intelligente, ineinander verwobene Doppelbiografie zweier Wissenschaftsgenies
Edgar Lawrence "E. L." Doctorow: Der Marsch
Originaltitel: The March
Autor: Edgar Lawrence "E. L." Doctorow, US-amerikanischer Schriftsteller und Publizist
Historischer Roman über Chaos und Barbarei des Amerikanischen Bürgerkriegs
Jonathan Safran Foer: Extrem laut und unglaublich nah
Originaltitel: Extremely Loud & Incredibly Close
Autor: Jonathan Safran Foer, US-amerikanischer Schriftsteller
Von Günter Grass’ "Blechtrommel" inspiriertes Porträt eines durch den 11. September traumatisierten Jungen und Liebeserklärung an die Stadt New York
Ian McEwan: Saturday
Autor: Ian McEwan, britischer Schriftsteller
Roman über die verunsicherte bürgerliche Existenz in Zeiten des globalen Terrors
Chimamanda Ngozi Adichie: Die Hälfte der Sonne
Originaltitel: Half of a Yellow Sun
Autor: Chimamanda Ngozi Adichie, nigerianische Schriftstellerin
Preisgekrönte Geschichte über Liebe und Verrat, Rassismus und Loyalität
Cormac McCarthy: Die Straße
Originaltitel: The Road
Autor: Cormac McCarthy, US-amerikanischer Roman-Autor
Finsterer Kreuzweg eines Vaters und seines Jungen durch ein Endzeitamerika
Thomas Pynchon: Gegen den Tag
Originaltitel: Against the Day
Autor: Thomas Pynchon, US-amerikanischer Schriftsteller
Geschichtspanorama von der Weltausstellung 1893 bis zur Nachkriegszeit ab 1918
Ngũgĩ wa Thiong’o: Herr der Krähen
Originaltitel: Wizard of the Crow
Autor: Ngũgĩ wa Thiong’o, kenianischer Schriftsteller und Kulturwissenschaftler
Amüsante Satire auf afrikanische Lebensumstände inmitten von Despoten mit aberwitzigem Größenwahn
Marisha Pessl: Die alltägliche Physik des Unglücks
Originaltitel: Special Topics in Calamity Physics
Autorin: Marisha Pessl, US-amerikanische Schriftstellerin
Temporeicher und komischer Debütroman mit einer Krimihandlung, deren Auflösung einen umtreibt
Liu Cixin: Die drei Sonnen
Originaltitel: 三體 / 三体
Autor: Liu Cixin, chinesischer Science-Fiction-Autor
Science-Fiction-Roman über ein Forschungsprojekt zur Kontaktaufnahme mit Aliens
Don DeLillo: Falling Man
Autor: Don DeLillo, US-amerikanischer Schriftsteller
Meisterhafter politischer Roman über das nationale Trauma von 9/11
Junot Díaz: Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao
Originaltitel: The Brief Wondrous Life of Oscar Wao
Autor: Junot Díaz, US-amerikanisch-dominikanischer Schriftsteller und Professor
Brillant erzählte Sehnsuchtsgeschichte
John Maxwell Coetzee: Tagebuch eines schlimmen Jahres
Originaltitel: Diary of a Bad Year
Autor: John Maxwell Coetzee, australischer Schriftsteller
Radikale Abrechnung mit der Gegenwart
David Grossman: Eine Frau flieht vor einer Nachricht
Originaltitel: אשה בורחת מבשורה
Autor: David Grossman, israelischer Schriftsteller und Friedensaktivist
Mitreißender Protest gegen den Krieg
Uwe Tellkamp: Der Turm
Autor: Uwe Tellkamp, deutscher Schriftsteller
Wenderoman rund um die letzten sieben Jahre der DDR aus Sicht des Bildungsbürgertums eines Dresdner Villen-Viertels
Volker Kutscher: Der nasse Fisch
Autor: Volker Kutscher, deutscher Schriftsteller
Als "Babylon Berlin" verfilmter Hardboiler-Krimi mit Sittengemälde der 20er-Jahre
Suzanne Collins: Die Tribute von Panem
Originaltitel: The Hunger Games
Autorin: Suzanne Collins, US-amerikanische Autorin
Dystopische Romantrilogie über eine Diktatur auf amerikanischem Boden
Hilary Mantel: Wölfe
Originaltitel: Wolf Hall
Autorin: Hilary Mantel, britische Schriftstellerin, Kritikerin und Juristin
Historischer Roman rund um höfische Machtspiele in England 1520
Herta Müller: Atemschaukel
Autorin: Herta Müller, deutsche Schriftstellerin
Ergreifender Roman über russische Straflager
Marie NDiaye: Drei starke Frauen
Originaltitel: Trois femmes puissantes
Autorin: Marie NDiaye, französische Schriftstellerin
Drei Lebensläufe widerspenstiger Frauen als Vorbild weiblicher Stärke
Haruki Murakami: 1Q84
Originaltitel: いちきゅうはちよん
Autor: Haruki Murakami, japanischer Schriftsteller
Meisterhaft-surreales Erzählpanorama mit Reflexionen über Gewalt und Religion
Karl Ove Knausgård: Kämpfen
Originaltitel: Min Kamp
Autor: Karl Ove Knausgård, norwegischer Schriftsteller
Sechs Bände umfassender, autobiografisch angelegter Romanzyklus ("Sterben", "Lieben", "Spielen", "Leben", "Träumen", "Kämpfen")
Jennifer Egan: Der größere Teil der Welt
Originaltitel: A Visit From the Goon Squad
Autor: Jennifer Egan, US-amerikanische Schriftstellerin
Mitreißende Zeitreise von den 70er Jahren bis zur digitalen Revolution
Michel Houellebecq: Karte und Gebiet
Originaltitel: La carte et le territoire
Autor: Michel Houellebecq, französischer Schriftsteller
Als literarische Sensation gefeiert: Künstlerroman, Thriller, Parodie, Zukunftsvision
Wolfgang Herrndorf: Tschick
Autor: Wolfgang Herrndorf, deutscher Schriftsteller, Maler und Illustrator
Ein schon zu einem modernen Klassiker gewordener und hochgelobter Roadmovie-Jugendroman über die ungewöhnliche Freundschaft der Außenseiter Maik und Andrej, die zusammen in einem gestohlenen Auto eine abenteuerliche Sommerreise durch Ostdeutschland unternehmen und allerlei schräge und existenziell lehrreiche Dinge erleben.
Ausgezeichnet mit dem "Deutschen Jugendliteraturpreis", dem "Clemens-Brentano-Preis" und dem "Hans-Fallada-Preis". Für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" schon so wichtig wie Grass' Blechtrommel.
Philip Roth: Nemesis
Autor: Philip Roth, amerikanischer Schriftsteller
Roman über eine Polio-Epidemie in Newark im Jahr 1944, das Verlangen nach Glück und Trost in einer trostlosen Welt
Vladimir Sorokin: Der Schneesturm
Originaltitel: Метель
Autor: Vladimir Sorokin, russischer Schriftsteller und Dramatiker
Ein fantastisches, heiter-verstörendes Wintermärchen im Erzählton des 19. Jahrhunderts über die allgemeine Orientierungslosigkeit
Elena Ferrante: Meine geniale Freundin ("Neapolitanische Saga")
Originaltitel: L'amica geniale
Autorin: Elena Ferrante (Pseudonym), italienische Schriftstellerin
4-bändiger Romanzyklus mit einem hochgelobten Gemälde einer Freundschaft im Neapel der 50er/60er Jahre
Im italienischen Original heißt der ganze Zyklus "Meine geniale Freundin", im Deutschen heißt heißt lediglich der erste Band so und der gesamte Zyklus die "Neapolitanische Saga". Die Titel der Einzelbände lauten hier:
1. Meine geniale Freundin (2011)
2. Die Geschichte eines neuen Namens (2012)
3. Die Geschichte der getrennten Wege (2012)
4. Die Geschichte des verlorenen Kindes (2014)
Alexis Jenni: Die französische Kunst des Krieges
Originaltitel: L'Art français de la guerre
Autor: Alexis Jenni, französischer Biologielehrer und Schriftsteller
Monumentaler Roman über die Veränderungen von Menschen durch Gewalt und Krieg
Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmenden Lichts
Autor: Eugen Ruge, deutscher Schriftsteller, Regisseur und Übersetzer
International gefeierter, autobiografischer Familien- und Deutschlandroman
Teju Cole: Open City
Autor: Teju Cole, nigerianisch-amerikanischer Schriftsteller, Fotograf und Kunsthistoriker
Stilistisch großartiger Roman über das Grundgefühl von New York
Julian Barnes: Vom Ende einer Geschichte
Originaltitel: The Sense of an Ending
Autor: Julian Barnes, englischer Schriftsteller
Roman über die Stationen des Lebens, bis sich irgendwann verstörende Hintergründe derselben offenbaren und dazu führen, dass die gewähnte Realität der Vergangenheit, die eigenen Erinnerungen und Wahrnehmungen ins Wanken geraten
Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Originaltitel: The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry
Autorin: Rachel Joyce, britische Schauspielerin und Schriftstellerin
Preisgekrönter Selbstfindungsroman über lebensverändernde Momente
Zadie Smith: London NW
Originaltitel: NW
Autorin: Zadie Smith, britische Professorin und Schriftstellerin
Unterhaltsames, scharfsinniges und rührendes Gesellschafts-Porträt
Christian Kracht: Imperium
Autor: Christian Kracht, Schweizer Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist
Abenteuergeschichte eines Aussteigers in den deutschen Südsee-Kolonien
Ben Fountain: Die irre Heldentour des Billy Lynn
Originaltitel: Billy Lynn's Long Halftime Walk
Autor: Ben Fountain, US-amerikanischer Schriftsteller
Gefühlvolle Groteske bzw. Realsatire über manipulierte Soldaten
Carol Rifka Brunt: Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
Originaltitel: Tell the Wolves I'm Home
Autorin: Carol Rifka Brunt, US-amerikanische Schriftstellerin
Poetischer New-York-Times-Bestseller über Freundschaft und Familie
Chimamanda Ngozi Adichie: Americanah
Autorin: Chimamanda Ngozi Adichie, nigerianische Schriftstellerin
Virtuos erzählte Liebesgeschichte zwischen drei Kontinenten
Swetlana Alexijewitsch: Secondhand-Zeit
Originaltitel: Время секонд хэнд
Autorin: Swetlana Alexijewitsch, weißrussische Schriftstellerin
Lebensroman über die Trümmer des russischen Sozialismus
Taiye Selasi: Diese Dinge geschehen nicht einfach so
Originaltitel: Ghana Must Go
Autorin: Taiye Selasi, britische Schriftstellerin und Fotografin
Sprachlich schöner und sehr berührender, afropolitischer Familienroman
Donna Tartt: Der Distelfink
Originaltitel: The Goldfinch
Autorin: Donna Tartt, US-amerikanische Schriftstellerin
Hochgelobter und tiefer Roman über Liebe, Tod und Leidenschaft
Mohsin Hamid: So wirst du stinkreich im boomenden Asien
Originaltitel: How to Get Filthy Rich in Rising Asia
Autor: Mohsin Hamid, pakistanischer Schriftsteller
Temporeiche Satire auf Ratgeberliteratur und zugleich fulminanter Bildungsroman rund um gesellschaftliche Veränderungen sowie einfühlsamer Liebesroman
David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar
Originaltitel: סוס אחד נכנס לבר
Autor: David Grossman, israelischer Schriftsteller und Friedensaktivist
Persönliche Abrechnung eines Komödianten mit sich selbst und der Gesellschaft
Nino Haratischwili: Das achte Leben (Für Brilka)
Autorin: Nino Haratischwili, Georgien stammende Theaterregisseurin, Dramatikerin und Schriftstellerin
Madame Nielsen: Der endlose Sommer
Originaltitel: Den endeløse sommer
Autorin: Madame Nielsen, dänische Performerin, Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin
Flirrendes Sprachkunstwerk über den Rausch eines Sommers
Michel Houellebecq: Unterwerfung
Originaltitel: Soumission
Autor: Michel Houellebecq, französischer Schriftsteller
Islamistische Zukunftsvision Frankreichs
Hanya Yanagihara: Ein wenig Leben
Originaltitel: A Little Life
Autorin: Hanya Yanagihara, US-amerikanische Journalistin und Schriftstellerin
Epos über Traumen, Güte, Liebe und Freundschaft von vier New Yorkern
Ralf Rothmann: Im Frühling sterben
Autor: Ralf Rothmann, deutscher Schriftsteller
Erschütternder, großartig geschriebener Antikriegsroman über die letzten Kämpfe 1945
Chigozie Obioma: Der dunkle Fluss
Originaltitel: The Fishermen
Autor: Chigozie Obioma, nigerianischer Autor
Vielfach preisgekrönter, moderner Klassiker über die Schönheit und Abgründe Afrikas
Johan Harstad: Max, Mischa und die Tet-Offensive
Originaltitel: Max, Mischa & Tetoffensiven
Autor: Johan Harstad, norwegischer Schriftsteller
Die jüngste "Great American Novel" - und was für eine: Vielgelobter, wuchtig-opulenter Mix aus Heimatroman, Einwanderungs- und Liebesgeschichte sowie Künstlerroman. Voller Emotionen, Detailverliebtheit und Erzählkunst gelingt Harstad eine Feier des Lebens und eine unvergessliche Geschichte über eines der großen Themen unserer Zeit: Heimat. Ein Buch mit hohem Suchtpotenzial, das noch lange nach der Lektüre nachwirkt.
Leïla Slimani: Dann schlaf auch du
Originaltitel: Chanson douce
Autorin: Leïla Slimani, französisch-marokkanische Schriftstellerin und Journalistin
Verstörend-demaskierender Weltbestseller einer grandiosen Erzählerin rund um unstillbare Begierden und soziale Not
Julian Barnes: Der Lärm der Zeit
Originaltitel: The Noise of Time
Autor: Julian Barnes, englischer Schriftsteller
Roman über Unterdrückung und Kreativität der Kunst in einer Diktatur
Michael Chabon: Moonglow
Autor: Michael Chabon, amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor
Gefeiertes Meisterwerk über auf dem Sterbebett erzählte Lebensgeschichten
Amor Towles: Ein Gentleman in Moskau
Originaltitel: A Gentleman in Moscow
Autor: Amor Towles, amerikanischer Schriftsteller
Meisterwerk über einen in Russland zu Hausarrest verurteilten Lebemann
Colson Whitehead: Underground Railroad
Originaltitel: The Underground Railroad
Autor: Colson Whitehead, US-amerikanischer Schriftsteller
Preisgekrönter Abenteuerroman über die Sklaverei in den USA
Fernando Aramburu: Patria
Autor: Fernando Aramburu, spanischer Schriftsteller, Dichter und Übersetzer
Preisgekrönter, von Kritikern gefeierter, epochaler Gesellschafts- und Familienroman
Natascha Wodin: Sie kam aus Mariupol
Autorin: Natascha Wodin, deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin
Preisgekrönter Erinnerungsroman
Robert Menasse: Die Hauptstadt
Autor: Robert Menasse, österreichischer Schriftsteller und politischer Essayist
Hochgelobter Gesellschaftsroman rund um das Brüsseler Beamtenmilieu
Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann
Autorin: Mariana Leky, deutsche Schriftstellerin
Hochgelobtes Dorfporträt und amüsant-tiefgründiger Roman über Liebe, Schmerz und Tod
Richard Ford: Zwischen ihnen
Originaltitel: Between Them
Autor: Richard Ford, amerikanischer Schriftsteller
Atmosphärisches Porträt des (Eltern-)Lebens in den USA Mitte des 20. Jahrhunderts
Paul Auster: 4 3 2 1
Autor: Paul Auster, US-amerikanischer Schriftsteller
Von der Kritik hochgelobte und kunstvoll erzählte Lebensgeschichte in vier Variationen
Haruki Murakami: Die Ermordung des Commendatore
Originaltitel: 騎士団長殺し
Autor: Haruki Murakami, japanischer Schriftsteller
Im Deutschen zweibändiger (Band 1: "Eine Idee erscheint" / Band 2: "Eine Metapher wandelt sich"), episch-genialer Künstlerroman über einen jungen Maler, der in eine Parallelwelt eintaucht
Daniel Kehlmann: Tyll
Autor: Daniel Kehlmann, deutsch-österreichischer Schriftsteller
Hochgelobtes und sprachmächtiges Epos vom Dreißigjährigen Krieg
Éric Vuillard: Die Tagesordnung
Originaltitel: L’ordre du jour
Autor: Éric Vuillard, französischer Autor und Filmemacher
Literaturpreisträger: Bild- und wortgewaltiger Roman über Verhandlungen im 3. Reich
Olivier Guez: Das Verschwinden des Josef Mengele
Originaltitel: La Disparition de Josef Mengele
Autor: Olivier Guez, französischer Journalist und Schriftsteller
Preisgekrönter, rasanter Politthriller über den bestialischen Auschwitz-Arzt
Ulrich Boschwitz: Der Reisende
Autor: Ulrich Boschwitz, deutscher Schriftsteller
1937 verfasster und 2018 erstmals in seiner deutschen Originalsprache veröffentlichter Roman über den Fluchtversuch eines Juden im 3. Reich und die damalige Atmosphäre
Arthur Koestler: Sonnenfinsternis
Autor: Arthur Koestler, ungarisch-britischer Schriftsteller
Weltberühmter, auf Deutsch verfasster Roman über die Mechanismen totalitärer und diktatorischer Systeme
Arno Geiger: Unter der Drachenwand
Autor: Arno Geiger, österreichischer Schriftsteller
Berührender Roman über die Gemütslage am Ende des Zweiten Weltkrieges
Michael Ondaatje: Kriegslicht
Originaltitel: Warlight
Autor: Michael Ondaatje, kanadischer Schriftsteller und Dichter
Nobelpreisverdächtiges Meisterwerk über Nachforschungen zu Familiengeheimnissen
Sigrid Nunez: Der Freund
Originaltitel: The Friend
Autorin: Sigrid Nunez, US-amerikanische Schriftstellerin
Als eine zurückgezogen in New York City lebende Schriftstellerin ihren besten Freund auf besonders tragische Weise an den Tod verliert, hinterlässt ihr dieser Apollo. Apollo ist eine riesengroße Dogge, achtzig Kilo schwer, und damit eigentlich viel zu überdimensioniert für ihr Apartment. Außerdem sind in ihm Hunde laut Mietvertrag auch gar nicht erlaubt. Doch schließlich schafft sie es in ihrer tiefen Trauer nicht, Nein zu sagen, zumal Apollos Herz durch den Verlust seines Herrchens ebenso gebrochen scheint. Eine erste verbindende Eigenschaft sowie der Startpunkt gemeinsamer Trauerbewältigung - und siehe da, nach und nach finden die beiden zusammen zurück ins Leben.
Nun sollte man eigentlich meinen, dass eine solche doch recht reduziert erscheinende Handlung wenig Stoff für einen Roman von Weltrang liefert. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, denn mit "Der Freund" ist Sigrid Nunez der ganz große literarische Wurf gelungen, der sie laut New York Times über Nacht zur Titanin der amerikanischen Gegenwartsliteratur macht. Dies gelingt ihr mit einem genialen Genre-Mix in ihrer glänzenden Erzählung. Da ist auf der einen Seite die berührende Geschichte der Gemeinsamkeiten trauernder Menschen und Tiere, die um die Themen Leben, Tod, Verlust, Freundschaft und Liebe kreist, ohne dabei jedoch ein einziges Mal in die Nähe von sentimentalem Kitsch zu geraten. Und andererseits sind da reihenweise interessante Einschübe mit Rückblenden über das Leben und die Beziehungen des Verstorbenen sowie schonungslos-entwaffnenden Betrachtungen des teilweise zum Zirkus verkommenen Literaturbetriebs.
Eine unser Empathievermögen steigernde Sammlung unverblümt-lebenskluger Beobachtungen und Reflexionen in Romanform, mit großer Musikalität in den Sätzen und kunstvollem Erzählstrom, der den Leser schnell in einen Sog zieht. Ein New York Times-Bestseller und Gewinner des National Book Award, anlässlich dessen deutschsprachigem Erscheinen im Januar 2020 sich Peter Pisa vom Kultur-Ressort des österreichischen "Kurier" fragte, ob nicht eines der besten Bücher bereits zu Jahresbeginn gefunden wurde. Weltliteratur.
Delia Owens: Der Gesang der Flusskrebse
Originaltitel: Where the Crawdads Sing
Autorin: Delia Owens, US-amerikanische Schriftstellerin und Zoologin
"New York Times"-Bestseller: North Carolina 1952. Die kleine Kya Clark muss mit nur sechs Jahren erleben, wie ihre Familie zerbricht und sie letztlich zurückgelassen und auf sich gestellt in der Einsamkeit einer Sumpfhütte unter einfachsten Bedingungen durchkommen muss. Hierbei wird die Natur ihr Freund, und der Leser bekommt wunderschöne Betrachtungen von Flora und Fauna geboten, die die Schönheit von Kyas Umgebung anschaulich werden lassen. 1969 wird dort dann jedoch eine männliche Leiche aufgefunden, und die Bewohner lenken den Verdacht sofort auf das "Sumpfmädchen", das das Opfer kannte und liebte. In mitreißender Weise erzählt der Roman in den Zeitebenen abwechselnd Kyas Aufwachsen vor und die Ermittlungen nach dem Todesfall.
Ein bewegendes und beliebtes Roman-Debüt, das eine einfühlsame Erzählung über das Erwachsenwerden unter widrigsten Umständen, die Liebe, Einsamkeit, Vorurteile, Geheimnisse und Gewalt der Natur sowie Kriminalgeschichte in einem ist.
"Der Gesang der Flusskrebse" wurde zum "Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhändler 2019" gekürt.
Antonio Scurati: M. Der Sohn des Jahrhunderts
Originaltitel: M. Il figlio del secolo
Autor: Antonio Scurati, italienischer Medientheoretiker und Schriftsteller
Genre: Historischer Roman, Politische Literatur, Antifaschismus
Ein schriftstellerisches Abenteuer: Scurati erzählt das Leben des italienischen Diktator Benito Mussolini in einem thrillerartigen Roman, der historisch belegte Begebenheiten, Dialoge und Reden in seiner Geschichte verwebt. Hierdurch wird der skrupellose Instinktpolitiker lebendig, der die Wirren nach dem Ersten Weltkrieg gnadenlos ausnutzt, um seine Macht auszubauen und den Faschismus als Staatsideologie zu installieren. Ein sprachmächtig und energiegeladen erzähltes Lehrstück über die Genese des Totalitarismus, das auch Verbindungslinien in unsere Gegenwart zu zeichnen vermag und damit als aktuelles literarisches Mahnmal gegen das Wiedererstarken autoritärer Politik dient.
Ausgezeichnet mit dem italienischen Literaturpreis "Premio Strega", ist "M" für den Schriftsteller und Journalisten Roberto Saviano ein Meisterwerk, auf das Italien seit Jahrzehnten warten musste.
Ian McEwan: Maschinen wie ich
Originaltitel: Machines Like Me
Autor: Ian McEwan, britischer Schriftsteller
Dystopie rund um einen Androiden, der bereits in den 1980er-Jahren käuflich erworben werden konnte und das Leben von seinem Besitzer Charlie durcheinanderwirbelt. So verschafft ihm der ständig lernende Roboter immer mehr Vorteile, bis hin zur Eroberung der schönen Nachbarin Miranda, in die sich Charlie verguckt hatte. Schließlich überflügelt der nahezu perfekte künstliche Mensch ihn jedoch - und verliebt sich ebenfalls in Miranda.
Eine sehr beliebte philosophische Geschichte über die Frage der Integrationsfähigkeit künstlicher Intelligenz in unser privatestes Leben und Themen wie Moral, Schuld sowie die Schöpfertätigkeit des Menschen. Gespickt mit vielen literarischen Anspielungen und Thematisierungen berühmter historischer Ereignisse, die sich jedoch interessanterweise in dem Roman leicht anders als in der Wirklichkeit abspielen.
Ocean Vuong: Auf Erden sind wir kurz grandios
Originaltitel: On Earth We're Briefly Gorgeous
Autor: Ocean Vuong, vietnamesisch-US-amerikanischer Schriftsteller
Ein vietnamesischer Immigrant aus den USA schreibt als Erwachsener einen langen, sehr gefühlvollen Brief an seine Mutter, schildert dabei die Widrigkeiten aufgrund seiner Herkunft, berichtet gleichermaßen von Gewalterfahrungen, wie von seiner ersten tragischen homosexuellen Beziehung. Schonungslos offen ist er dabei auch, weil er weiß, dass die Mutter ihn nie lesen wird, da sie Analphabetin ist.
Ein hochpolitischer Roman mit einer Entlarvung des „amerikanischen Traums“, anschaulichen Darstellungen von durch den Vietnamkrieg bis heute verletzten Seelen, sowie ein Ringen um die Verortung der eigenen Identität inmitten gesellschaftlicher Rollenzuschreibungen. All das liefert Vuong in seinem Debütroman vor dem Hintergrund der eigenen Biografie in einer oftmals lyrisch anmutenden Sprache ab, die zahlreiche Rezensenten begeistert.
Für die Literaturkritikerin Insa Wilke von der Süddeutschen Zeitung eine neue Form politisch engagierter Literatur, für Miryam Schellbach von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine „Great American Novel“, und für die ZEIT-Redakteurin Khuê Phạm schlichtweg das literarische Ereignis des Jahres.
Margaret Atwood: Die Zeuginnen
Originaltitel: The Testaments
Autorin: Margaret Atwood, kanadische Schriftstellerin und Dichterin
Der dystopische Roman "Der Report der Magd" von Margaret Atwood, der nach seinem Erscheinen 1985 längst zu einem modernen Klassiker wurde, schildert die Verwandlung der USA in eine theokratische Diktatur. In ihr wird die Bevölkerung gegängelt und überwacht, und so gruppiert sich deshalb auch eine Widerstandsbewegung. Schließlich fällt der Gottesstaat, doch wie und warum dies passiert, und was mit der Hauptfigur geschieht, dies bleibt offen. Und genau diese Fragen nimmt Atwood nun, Jahrzehnte später, mit "Die Zeuginnen" wieder auf, beleuchtet hierbei Entstehung und Sturz des Gottesstaates aus drei völlig unterschiedlichen Perspektiven von Zeitzeugen.
Ein beeindruckender, vielschichtiger Spionage-Pageturner, der dezent beginnt, sich dann aber langsam in meisterhafter Dramaturgie zum komplexen Thriller entwickelt. Zudem ein politisch brisanter Beitrag im Geiste von "1984" oder "Schöne neue Welt" gegen die Entstehung jeglichen Totalitarismus. Ein Plädoyer für das Bewusstsein, dass Demokratie, Freiheit und Individualismus keine Selbstverständlichkeit und stets neu zu verteidigen sind.
Aus gutem Grund Gewinner von "The Booker Prize 2019".
Eugen Ruge: Metropol
Autor: Eugen Ruge, deutscher Schriftsteller, Regisseur und Übersetzer
Bereits mit "In Zeiten des abnehmenden Lichts" gelang Eugen Ruge 2011 ein von internationalen Literaturkritikern hochgelobter und mehrfach ausgezeichneter Bestseller, der schließlich auch verfilmt wurde. Er zeichnet autobiografisch seine generationsübergreifende Familiengeschichte nach, die von Erlebnissen im Sowjet-Kommunismus bis hin zum Leben in der DDR dazu führte, dass in ihr der ursprüngliche Glaube an die sozialistische Utopie verblasste.
Mit "Metropol" schreibt Ruge diese bewegende Geschichte nun fort, indem er das Leben seiner Großmutter Charlotte ab 1936 in der Sowjetunion erzählt. Als Kommunistin dem Naziterror gerade noch einmal entkommen, wird sie zusammen mit ihrem Mann dort für eine kommunistische Organisation tätig. Doch trotzdem macht sich schon bald Stalins "Große Säuberung" brutal auch in ihrem Leben bemerkbar. Denn sie kannten einen der Verhafteten, und das reichte bereits aus, selber zu den Verdächtigen zu gehören.
Ein großer Epochenroman über die Zeit in der roten Diktatur, in der Menschen teils völlig grundlos verhaftet und reihenweise hingerichtet wurden, und in der deshalb der Alltag ständig von Angst, Einschüchterung, Denunziation, Verfolgung und Tod geprägt war. Ruge macht das Pendel zwischen Lebenslust und Todesangst, die Frage nach Loyalität in einer Willkür-Diktatur und schließlich die blutig enttäuschten Träume von idealistischen Kommunisten auf sprachlich sehr hohem Niveau anschaulich. Ein Pageturner mit Sogwirkung, der gleichermaßen in die Köpfe und Seelen von Tätern und Opfern schauen lässt und ein beklemmendes Stück Zeitgeschichte lebendig macht.
Lisa Taddeo: Three Women - Drei Frauen
Autorin: Lisa Taddeo, US-amerikanische Schriftstellerin, Journalistin
Von 0 auf Platz 1 auf den Bestsellerlisten der New York Times und Sunday Times!
Die US-amerikanische Schriftstellerin, Journalistin und zweimalige Literaturpreis-Trägerin Lisa Taddeo reiste mehrfach quer durch die USA und begegnete hierbei unzähligen Frauen zu sehr persönlichen Gesprächen. Drei davon, Lina, Maggie und Sloane, sind ihr dabei ganz besonders im Gedächtnis geblieben, so dass Taddeo die Geschichten ihres Begehrens, ihrer Ängste und Verletzungen zu einem vielschichtigen und brillant erzählten Roman verdichtet hat. In den drei Geschichten geht es um sexuelle Wünsche, aber darüber hinaus auch um letztlich jede Form weiblichen Verlangens im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Konventionen, Macht, Erotik und Selbstbestimmung.
Der schonungslos offene und auch gesellschaftliche Tabus thematisierende Text schlug bei vielen Literaturkritikern ein wie eine Bombe. Gelobt wird an ihm seine enorme gesellschaftliche Relevanz, da er das Zeug zu einem großen Debattenbuch sowie modernen Klassiker feministischer Literatur hat. Außerdem ist er dabei so packend geschrieben, dass Erzählart und Thema zusammen den Leser derart fesseln, dass dieser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Männer werden die Offenlegungen des weiblichen Innenlebens teils heftig bestürzen, während viele Frauen hierbei aus eigener Erfahrung wissend nicken werden.
Das aufwühlende Buch der Stunde über die Psychologie der weiblichen Sexualität.
Benjamin Myers: Offene See
Originaltitel: The Offing
Autor: Benjamin Myers, englischer Schriftsteller und Journalist
Genre: Gesellschaftsroman, Entwicklungsroman
Dem jungen Engländer Robert ist schon früh bewusst, dass er wie sämtliche Männer seiner Familie dazu bestimmt ist, Bergmann zu werden. Dabei liebt er es jedoch, sich in der Natur unter freiem Himmel zu bewegen, und statt von der Enge dunkler Bergstollen umgeben zu werden, möchte er lieber Tiere beobachten oder die Weite des offenen Meeres genießen. Und so begibt er sich kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges auf Wanderschaft in Richtung Meer, bis ihn unterwegs Dulcie, eine ältere, allein lebende Frau auf eine Tasse Tee einlädt. Aus einem kurzen Plausch mit der Einsiedlerin wird dann jedoch ein längerer Aufenthalt bei ihr, denn Dulcie mit ihren extrem unkonventionellen Ansichten über Beziehungen, die Familie und den Glauben zieht Robert völlig in ihren Bann. Während seine aus dem Elternhaus übernommenen Ansichten stark erschüttert werden, lernt er durch die Gespräche mit ihr eine ihm unbekannte neue Welt kennen und fühlt sich auf eigentümliche Art zu seiner "Lehrerin" hingezogen. Da er deshalb ihre Gastfreundschaft länger in Anspruch nimmt, möchte er sich jedoch nützlich machen und erledigt für sie Besorgungen, kümmert sich um ihr recht verwahrlostes Häuschen sowie den Garten. Im nahen Küstenort erfährt er dabei von einem schweren Schicksalsschlag, den Dulcie erleiden musste, außerdem legt er bei seiner Arbeit verschüttete und sehr schmerzhafte Erinnerungen von ihr frei. Und so zeigt Dulcie Robert durch ihre reiche Lebensweisheit neue Horizonte und Möglichkeiten für sein Leben auf, während er ihr umgekehrt hilft, die Verdrängung ihrer traumatischen Vergangenheit aufzubrechen.
Ein ruhiges Buch in poetischer Sprache, mit anschaulichen Landschaftsbeschreibungen und wunderbar nachvollziehbaren Charakterzeichnungen der Protagonisten, rund um die Themenkreise Vergangenheitsbewältigung, Freundschaft, Liebe, Verluste, Lebensziele und die Kraft der Literatur, angereichert mit einer Vielzahl lebenskluger Weisheiten, ohne dabei in Kitsch abzugleiten. Für die britische "Times" macht sich Myers durch den Roman als eine kraftvolle neue Stimme der Literaturwelt bemerkbar.
Delphine de Vigan: Dankbarkeiten
Originaltitel: Les Gratitudes
Autorin: Delphine de Vigan, französische Schriftstellerin
Genre: Trauerliteratur, Existenzialistischer Roman
Mischka war ihr Leben lang eine selbstständige Frau, doch nun raubt ihr das Alter langsam, aber unerbittlich ihre Wörter und Erinnerungen. Mit der Unabhängigkeit ist es dadurch vorbei, man muss sich in einem Seniorenheim um sie kümmern und schauen, was man gegen den fortschreitenden Gedächtnisverlust noch machen kann. Dies übernimmt der Logopäde Jérome, während die junge Marie ihr Besuche abstattet. Früher war es umgekehrt, da war Mischka immer für Marie da, wenn deren Mutter wieder einmal tagelang verschwand und Marie Zuflucht bei ihr suchte. Jetzt schmerzt Marie nicht nur der sichtbare Verfall ihrer Ersatzmutter mit dem großen Herzen, sondern auch deren Angst, dass sie einem Ehepaar, das ihr Leben rettete, nicht mehr ihren Dank dafür übermitteln kann, bevor dieses nicht mehr möglich ist. Aus diesem Grund gibt Marie eine Suchanzeige auf. Wird sich das Paar noch melden, solange Mischka noch genügend eigene Worte bilden kann?
Ein poetisch-dichter, trauriger und zugleich zauberhafter Roman über Empathie, Zuneigung und tiefe Dankbarkeit, die sich einstellt, wenn sich Alte und Junge gleichermaßen an die erinnern, die ihnen im Leben beistanden.
Elena Ferrante: Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
Originaltitel: La vita bugiarda degli adulti
Autorin: Elena Ferrante (Pseudonym), italienische Schriftstellerin
Genre: Coming-of-Age-Roman
Die 13-jährige Giovanna befindet sich im Neapel der Neunziger am Beginn ihres Weges zur Frau. Hierbei durchlebt die Tochter von Mittelschichts-Eltern die verschiedenen Veränderungen ihres Körpers und ihrer Stimmungen, und schließlich werden ihre schulischen Leistungen schlechter und familiäre Konflikte bahnen sich an. Dann spürt sie auch noch dem früheren Leben ihres Vaters nach und erkundet hierbei ein ihr bis dahin unbekanntes Neapel, das vulgär und verstörend wirkt. Und während sie versucht, die Geheimnisse ihrer Familienwurzeln zu lüften, muss sie schließlich auch noch schockiert beobachten, wie ein Familienfreund ihre Mutter heimlich sehr zärtlich berührt. Was hat es mit all dem auf sich und wem kann Giovanna überhaupt noch trauen?
Ein sehr dichter und komplexer Roman mit kantigen und realistischen Figuren, der grandios von elterlichen Heucheleien, den Stürmen der Jugendzeit und der Dramatik des Erwachsenwerdens erzählt. Für viele Literaturkritiker erneut ein großer Wurf der hochgelobten Bestseller-Autorin der "Neapolitanischen Saga".
Pascal Mercier: Das Gewicht der Worte
Autor: Pascal Mercier (Pseudonym von Peter Bieri), Schweizer Philosoph und Schriftsteller
Vom Autor des Weltbestsellers "Nachtzug nach Lissabon":
Genre: Philosophisch-existenzialistischer Roman
Der Engländer Simon Leyland wird Übersetzer und hat sich in den Kopf gesetzt, sämtliche Sprachen zu erlernen, welche rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Schon von Kindheit an hat er diese Faszination für Wörter und Sprachen, daher setzt er sich auch in seiner Berufswahl gegen den Willen seiner Eltern durch. Als seine Frau dann später auch noch einen Verlag im italienischen Triest erbt, scheint das Glück perfekt. Was gäbe es für ihn als Sprachfanatiker schließlich Schöneres, als in diesem Mittelmeer-Städtchen mit seiner beachtlichen literarischen Präsenz zu arbeiten? Doch dann bringt der Irrtum eines Arztes sein Leben plötzlich völlig durcheinander, bis er die vermeintliche Katastrophe für einen Neubeginn nutzen kann.
Nach dem "Nachtzug nach Lissabon" erneut ein sehr tiefgründig-philosophischer Roman rund um die Frage, was man mit der Zeit, die einem im Leben gegeben ist, angefangen hat. Wie nutzen wir unsere Freiheit, diese auszufüllen, und welche Freiheiten kann uns diesbezüglich die Literatur verschaffen? Neben der existenzialistischen Romanhandlung über den Lebensweg, den Schmerz und die Hoffnung der Hauptfigur v.a. auch eine Hommage an die Literatur und Linguistik, die uns auch eine Menge über den preisgekrönten Schriftsteller Pascal Mercier (sprich Peter Bieri) selber verrät.
Monika Helfer: Die Bagage
Autorin: Monika Helfer, österreichische Schriftstellerin
Genre: Gesellschaftsroman, Literatur über Herkunft und Familie
Zur Zeit des ersten Weltkrieges leben die armen Josef und Maria Moosbrugger, die man als Abseitige, als Bagage betrachtet, am Rand eines Bergdorfes. Nachdem Josef zur Armee muss, sind die zurückgebliebene Maria und die vier Kinder auf den Schutz und die Versorgung durch den Bürgermeister angewiesen. Dieser soll zudem auf sie aufpassen, da Maria über alle Maßen schön ist. Und tatsächlich lernt die als leichtlebig verschrieene Frau den ebenfalls schönen Georg aus Hannover kennen, der in die Gegend kommt und um sie wirbt. Schließlich wird sie schwanger, und obwohl Josef zur passenden Zeit Heimaturlaub hatte, entstehen so Gerüchte im Dorf. Ist Grete, wie die Tochter heißt, ein Kuckuckskind? Die unbarmherzigen Reaktionen der Dorfgemeinschaft mit ihrer grausam engen Weltsicht treffen die Familie nun mit voller Wucht, doch auch Josef wird nie mit Grete sprechen. Noch einmal mehr wird die Familie zur Bagage am Rand der Gesellschaft, zur Gruppe der Ausgestoßenen, die hierdurch und nach weiteren Schicksalsschlägen umso stärker zusammenhalten muss. Ihr Überlebenskampf nötigt so den anderen zwar zunehmend Respekt ab, doch Abschaum bleibt sie in deren Augen dennoch.
Mit Maria und Grete beschreibt die Autorin das schwierige Leben ihrer Großmutter bzw. Mutter, ihrer "Bagage", der sie mit diesem biografisch inspirierten Familiendrama ein literarisches Denkmal setzt. Eine fein konstruierte, wuchtige und berührende Erzählung über das Leben in einem abgelegenen Bergdorf vor 100 Jahren, über die eigene Herkunft, komplexe Beziehungen, Rollenzuschreibungen in Familien, gesellschaftliche Erwartungen in Dorfgemeinschaften und weitreichende Konsequenzen bei Abweichungen von der Norm. Und über das Gepäck, das uns unsere Familie fürs Leben mitgibt und nicht wenige für die Gesellschaft irgendwie komisch erscheinen lässt. Bei der überschaubaren Länge des Romans ein sehr intensives und meisterliches Destillat dieser Themenkreise. Für den Literaturkritiker Ulrich Rüdenauer von der Süddeutschen Zeitung schlichtweg große Kunst.
James Baldwin: Giovannis Zimmer
Originaltitel: Giovanni's Room
Autor: James Baldwin, US-amerikanischer Schriftsteller
Genre: Liebesgeschichte, Drama, Schwulenliteratur, Queere Literatur
Jetzt in einer Neuübersetzung von Miriam Mandelkow erschienen: 1956 schrieb der schwarze US-Autor James Baldwin in "Giovannis Zimmer" über die homosexuelle Liebe zwischen zwei weißen Männern – damals ein ungeheurer Tabubruch, der die Trennung seines Verlages zur Folge hatte. In dem Roman hält sich der Amerikaner David aus beruflichen Gründen im Paris der 1950er Jahre auf, lernt dort in einer Bar den selbstbewussten Giovanni kennen und stürzt sich in eine Affäre mit ihm. Das Geschehen löst in David unbändige Begierde, aber auch tiefe Scham aus. Als schließlich seine Verlobte ins Spiel kommt, bringt er nicht den Mut zu einem Outing auf, sondern beschwört vielmehr eine schicksalhafte Katastrophe herauf.
Ein Klassiker der queeren Literatur in einer kraftvollen Neuübertragung, die Baldwins poetisch-musikalischer Sprache gerecht wird. Eine ergreifende, dramatische, extrem intensive Geschichte über Verlangen, Scham, verzweifelte Liebe und innere Zerrissenheit, die jedem Leser im Gedächtnis bleibt.
Lætitia Colombani: Das Haus der Frauen
Originaltitel: Les victorieuses
Autorin: Lætitia Colombani, französische Schauspielerin, Regisseurin und Schriftstellerin
Genre: Gesellschaftsroman, Frauenliteratur, Biografischer Roman
Bereits in ihrem Weltbestseller "Der Zopf", in dem sie 2017 ergreifend drei außergewöhnliche Frauenschicksale miteinander verflochten hat, widmete sich Laetitia Colombani dem Thema weiblicher Stärke. Auch in ihrem neuen Roman bleibt sie diesem Thema treu:
Die erfolgreiche Pariser Staranwältin Solène erleidet einen Zusammenbruch, nachdem ein Mandant von ihr nach einem verlorenen Prozess vor ihren Augen Selbstmord verübt. Im "Palais de la Femme", dem "Haus der Frauen", in dem in Not geratene Frauen Zuflucht finden können, sucht sie neuen Halt, nachdem sie durch den tragischen Vorfall traumatisiert ihr ganzes Leben in Frage stellt. Schließlich wird sie dort zur fleißigen Briefschreiberin, indem sie für die anderen Frauen wichtige Korrespondenzen z.B. mit Behörden, Familienmitgliedern und Partnern erledigt. Hierdurch steigt kontinuierlich ihre Empathie für die geschundenen Seelen, aber auch ihr Glücksgefühl durch den gemeinsamen Zusammenhalt, durch den sie neuen Lebenssinn empfindet. Schließlich beginnt sie Recherchen über Blanche Peyron, die vor ca. 100 Jahren allen Widerständen zum Trotz diesen magischen Ort schuf, und erzählt ihre Geschichte.
Erneut eine sehr berührende und kraftvolle Geschichte rund um das Schicksal und die Stärke unterschiedlicher Frauen - und ein flammendes Plädoyer für mehr weibliche Solidarität.
Ingo Schulze: Die rechtschaffenen Mörder
Autor: Ingo Schulze, deutscher Schriftsteller
Genre: Gesellschaftsroman, Politischer Roman
Der 1953 in der DDR geborene Norbert Paulini verschlingt Bücher, seitdem er lesen kann. Besonders Klassiker haben es ihm angetan. So verwundert es nicht, dass der Bücherwurm ein renommierter Dresdner Antiquar wird, bei dem Gleichgesinnte viele Schätze aus der Welt der Bücher finden. Doch genauso wie mit der Literatur, ist Paulinis Leben auch mit der wechselhaften Geschichte Ostdeutschlands verknüpft. Ob vor oder nach der Wende – er nimmt die jeweils gegebenen Umstände hin und passt sich stets an. Hierbei ändern sich jedoch langsam seine politischen Einstellungen, bis der angesehene Büchermensch, der eigentlich harmlos erschien, eines Tages von der Polizei beschuldigt wird, an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt gewesen zu sein. Ist er vielleicht sogar zum Mörder geworden?
Dies alles wird uns in drei Teilen von verschiedenen Erzählern präsentiert, so dass wir es im Fortgang der Geschichte nicht nur mit unerwarteten Wendungen zu tun haben, sondern zudem stets auch mit einem Verwirrspiel durch den Verdacht auf möglicherweise subjektiv geprägte Darstellungen. Nicht zuletzt auch hierdurch ein raffiniert konstruierter, fesselnder Wenderoman, der uns herausfordert, inneren Entwicklungen während persönlicher Herausforderungen und politischer Veränderungen im Laufe eines Lebens nachzuspüren, letztlich bis hin zu den Radikalisierungen unserer Tage.
Wie sieht die richtige Verarbeitung der DDR-Vergangenheit aus? Auf welche ostdeutschen Befindlichkeiten müsste Rücksicht genommen werden, und was ist nur Klischee? Wodurch gleiten sogar Menschen aus dem Bildungsbürgertum langsam nach rechts ab? Wie sieht bei heiklen politischen Themen meine Selbstwahrnehmung im Vergleich zu dem Bild, das andere von mir haben, aus? Wie könnte die tiefe Spaltung Deutschlands wieder überwunden werden? Es sind solche Fragen, die sich dem Leser bei der Lektüre aufdrängen, scheinbare Gewissheiten erschüttern und zur erneuten (Selbst-)Reflexion herausfordern.
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2020!
Sandra Lüpkes: Die Schule am Meer
Autorin: Sandra Lüpkes, deutsche Buch- und Drehbuchautorin, Sängerin und Redakteurin
Genre: Coming-of-Age-Roman, Gesellschaftsroman, Historischer Roman
Das Pädagogenpaar Paul und Anni Reiner gründet zusammen mit weiteren idealistischen Lehrern 1925 auf der ostfriesischen Insel Juist ein reformiertes Internat. Schulgärten, Aquarien, Theater, Schulorchester, Rituale wie das morgendliche Nordseebad, Bootsausflüge, Wettkämpfe, gemeinsames Lernen von Jungen und Mädchen, mit Lehrern an der Seite statt auf einem autoritären Podest – all dies verspricht für sie eine schönere Zukunft der Pädagogik. Doch die moderne Projektidee kommt bei den eingesessenen Insulanern weniger gut an. Die seltsam anmutende "Kommune" des Kommunisten und seiner jüdischen Frau stellt für sie eine Provokation dar, die große Spannungen erzeugt. Als im Eiswinter 1928/29 alle zusammen vom Rest der Welt abgeschnitten werden, nähert man sich zwar ein wenig, doch die Schatten der Weltpolitik überlagern langsam jede Hoffnung, und das braune Gift sickert teilweise sogar in die Köpfe mancher Idealisten, die die Welt doch verbessern wollten…
"Die Schule am Meer" setzt der wahren Geschichte des Internats mitsamt seiner für die damaligen Verhältnisse revolutionären pädagogischen Fortschrittlichkeit ein literarisches Denkmal. Gleichzeitig bietet der Roman in diesem historischen Rahmen packende fiktionale Geschichten rund ums Erwachsenwerden der Schüler sowie die Herausforderungen und Kämpfe des Lehrpersonals in der schicksalsträchtigen Wendezeit von der Weimarer Republik bis zur Machtergreifung der Nazis.
Ein atmosphärisch dichter und nachdenklich machender Roman über Wagemut angesichts vieler Widerstände, Leidenschaft für Werte und Lebensziele, Reife, Ablehnung, Freundschaft, Liebe und Verrat in einer sehr bewegten Zeit der deutschen Geschichte.
Julia Holbe: Unsere glücklichen Tage
Autorin: Julia Holbe, luxemburgische Schriftstellerin
Genre: Coming-of-Age-Roman, Frauenliteratur, Literatur über Freundschaft
Jedes Jahr im Sommer treffen sich Lenica, Marie, Fanny und Elsa, um zusammen in einem idyllisch gelegenen Haus an der französischen Atlantikküste wundervolle Wochen am Meer zu verbringen. Und wir alle kennen dieses Lebensgefühl der Jugend insbesondere im Sommer. Das ganze Leben liegt verheißungsvoll vor einem, man genießt unbeschwert den Strand, das Wasser, die Luft, lange Gespräche mit den besten Freunden bzw. Freundinnen bis tief in die Nacht, die ganze Leichtigkeit des jungen Lebens eben. Doch dann kommt für Lenica, Marie, Fanny und Elsa dieser eine Sommer, dieser eine Abend, der alles ändert.
Als man sich viele Jahre danach zufällig mal wieder trifft, werden die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit wieder lebendig. Die ganzen schönen Momente, aber auch das, was alles beendete und dazu führte, dass man den Kontakt abbrach. Doch da die alte Verbundenheit sofort wieder spürbar ist, entschließt man sich, die alten Zeiten noch einmal zusammen aufleben zu lassen und wieder das alte Haus am Meer zu beziehen, auch, wenn nun eine Person dabei fehlt…
Ein einerseits schöner, leichter Roman über Liebe, Freundschaft und Träume, mit wundervollen Naturbeschreibungen, durch die der Leser den Sommerwind selber zu spüren meint, und gleichzeitig ein nachdenklich machendes Buch über Schuld, Verrat und schmerzhafte Wege des Schicksals. Eine kraftvolle Geschichte über die Fragen, was im Leben wirklich zählt, ob wir unsere Zeit nutzen, und ob uns unsere Erinnerungen immer die Wahrheit erzählen.
Hilary Mantel: Spiegel und Licht
Originaltitel: The Mirror and the Light
Autorin: Hilary Mantel, britische Schriftstellerin, Kritikerin und Juristin
Mit dem historischen Roman "Wölfe" (engl. "Wolf Hall"), der sich um den Aufstieg des englischen Staatsmannes Thomas Cromwell am Hofe Heinrichs VIII. dreht, gelang Mantel 2009 ein Sensationserfolg. Er erhielt mehrere Literaturpreise, gehört für die britische Zeitung "The Observer" zu den besten historischen Romanen aller Zeiten und für zahlreiche Literaturkritiker zu den besten Romanen des 21. Jahrhunderts. Auch die Fortsetzung "Falken" (engl. "Bring up the Bodies") wurde mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Nun erscheint mit "Spiegel und Licht" (engl. "The Mirror and the Light") nach 11 Jahren der langerwartete Abschluss der großen Trilogie.
In ihr erzählt Mantel die letzten Lebensjahre Cromwells, der einst aus dem Nichts in höchste Höhen der Macht aufstieg und die Vision einer modernen Nation, die sich tapfer und leidenschaftlich selbst erschafft, verfolgt. Hierbei respektiert Mantel zwar die Historie, nimmt sich jedoch die für eine wirklich große Geschichte notwendigen Freiheiten. Eine der spannendsten Aufsteigergeschichten überhaupt.
Für Andreas Platthaus von der FAZ der bislang größte Romanzyklus des 21. Jahrhunderts, für den Literaturkritiker Denis Scheck schlichtweg eine literarische Sensation.
Robert Seethaler: Der letzte Satz
Autor: Robert Seethaler, österreichischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler
Genre: Biografischer Roman, Trauerliteratur
Auf dem Deck eines Schiffes, das 1911 von New York nach Europa fährt, sitzt ein musikalisches Genie: Gustav Mahler. Von starken Schmerzen geplagt, muss er von einem Schiffsjungen gepflegt werden. Er lebte für die Musik, war nie richtig gesund, doch nun spuckt er schon Blut und langsam kündigt sich der Tod an. So lässt er nun auf seiner letzten Reise in fiebrigen Gedanken die vergangenen Jahre und sein ganzes Leben Revue passieren. Er denkt an in den Bergen verbrachte Sommer, an seine tote sowie an seine lebende Tochter, und an den Verlust der Liebe seines Lebens.
Das bewegende Porträt eines großen Künstlers, der in gekonnt verdichteten existenziellen Selbstgesprächen Abschied von der Welt nimmt, und dem hierbei wunderschöne und sehr peinigende Momente seiner Lebensstationen lebhaft vor Augen treten. Für den Chef des Ressorts Literatur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Andreas Platthaus ein Triumph der Literatur über den Tod.
Kate Elizabeth Russell: Meine dunkle Vanessa
Originaltitel: My Dark Vanessa
Autorin: Kate Elizabeth Russell, US-amerikanische Schriftstellerin
Genre: Coming-of-Age-Roman, Frauenliteratur
Die 15-jährige Vanessa geht mit ihrem Lehrer ins Bett. Und sie ist überzeugt davon, dass es Liebe ist und nur er sie wirklich versteht. Doch beinahe 20 Jahre später wird sie von einer anderen Schülerin gebeten, ihr zu helfen, weil der Lehrer sie missbraucht haben soll. Dies zwingt sie zur Reflexion ihrer eigenen Vergangenheit: War damals eigentlich alles wirklich so freiwillig, wie sie es empfunden hat? Was war das eigentlich für eine Beziehung? Und wie soll sie sich nun angesichts der aktuellen Vorwürfe verhalten?
Ein brillant geschriebener und verstörender Roman, der rund um sein Lolita-Motiv angebliche Gewissheiten erschüttert und neue Perspektiven in der MeeToo-Debatte eröffnet. Daher auch sehr schnell New-York-Times-Bestseller.
Haruki Murakami: Die Chroniken des Aufziehvogels
Originaltitel : ねじまき鳥クロニクル / nejimakidori kuronikuru
Autor: Haruki Murakami, japanischer Schriftsteller
Genre: Gesellschaftsroman, Sozialkritik, Beziehungsgeschichte, Erotik
Toru Okada ist 1984 etwa 30 Jahre alt und lebt in Tokio. Die Lebenskrise des Arbeitslosen ist perfekt, nachdem er spontan von seiner Frau verlassen wird. Zudem wird er mit wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und auch erotischen Realitäten konfrontiert, von denen er bisher nichts ahnte, und lernt seltsame Menschen kennen, die insgeheim miteinander verwobene Geschichten in sein Leben tragen. So offenbaren sich ihm langsam abgründige und schicksalshafte Kräfte unter der Oberfläche des alltäglichen Großstadtlebens... Eine schillernde Erkundung des Seelenlebens der Menschen in der globalisierten Welt!
Der Roman erschien übrigens im japanischen Original 1994/95 und in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Mister Aufziehvogel" 1998. Diese Übersetzung erfolgte jedoch nicht aus dem japanischen Original, sondern aus dessen amerikanischer Übersetzung, außerdem nahm der damalige Übersetzer mehrere Kürzungen des Textes vor. Die nun vorliegende neue deutsche Übersetzung von Ursula Gräfe hingegen erfolgt endlich ungekürzt aus dem japanischen Original.
Bernardine Evaristo: Mädchen, Frau etc.
Originaltitel : Girl, Woman, Other
Autorin: Bernardine Evaristo, britische Schriftstellerin
Haruki Murakami: Erste Person Singular
Originaltitel: Ichininsho tansu
Autor: Haruki Murakami, japanischer Schriftsteller
Nach dem epischen 1.000-Seiten-Künstlerroman "Die Ermordung des Commendatore" von 2017 wendet sich der Bestseller-Schriftsteller und langjährige Literaturnobelpreis-Anwärter Haruki Murakami wieder kürzeren Geschichten zu. In "Erste Person Singular" geht es um das Ich, um seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wer bin ich, wie wurde ich dazu, und wohin werde ich mich entwickeln? Diese Fragen beschäftigen den Ich-Erzähler von acht Erzählungen und Betrachtungen rund um Kindheit und Jugendzeiten, Affären, gescheiterte Beziehungen, den Tod, Musik, Literatur und Philosophie. In den Geschichten geht es nostalgisch, melancholisch, scharfsinnig beobachtend, tragikomisch und berührend zu, und auch dieses Mal verschwimmen wieder öfter die Grenzen zwischen realer und phantastischer Welt. Ein echter Murakami eben.
Elena Ferrante: Zufällige Erfindungen
Originaltitel: L'Invenzione occasionale
Autorin: Elena Ferrante, italienische Schriftstellerin
Die italienische Bestseller-Autorin Elena Ferrante hat Literaturkritiker(innen) mit ihrer "Neapolitanischen Saga" und weiteren Romanen regelrecht verzückt. Mit "Zufällige Erfindungen" stellt sie nun ihre meisterhafte Erzählkunst auch in kürzeren Texten unter Beweis. Ein Jahr lang ließ sie sich wöchentlich von einer britischen Tageszeitung eine Liste mit Themen schicken, von denen sie sich eines aussuchte und ihre Gedanken hierzu zu Papier brachte. Das Ergebnis sind 52 hochinteressante Kolumnen voller Witz und Hintersinn, z.B. über die erste Liebe, den Klimawandel, Geschichte, Philosophie, Sex oder das Geheimnis des Lebensglücks.
Benedict Wells: Hard Land
Autor: Benedict Wells, deutsch-schweizerischer Schriftsteller
In einem Kaff des Mittleren Westens der USA nimmt der 15-jährige Sam Mitte der 1980er Jahre einen Ferienjob an, um Problemen zu entfliehen, die ihm zu Hause das Leben schwer machen. Was dann folgt, erscheint wie ein wunderschöner spannender Traum. Er kann seine bisherige Außenseiterrolle abschütteln, knüpft Kontakte, verliebt sich und kommt Geheimnissen der Kleinstadt auf die Spur. Bis dann plötzlich ein Ereignis ihn dazu zwingt, mit einem Schlag erwachsen zu werden und diesen Sommer nie wieder zu vergessen.
Ein klug gestrickter Coming-of-Age-Roman mit einem sehnsüchtigen Blick zurück auf das Lebensgefühl der 80er Jahre und diese zauberhafte Sommerferienatmosphäre in der Jugend, der unterhaltsam-leicht sowie zugleich melancholisch und tiefsinnig daherkommt.
2022 mit dem "Deutschen Jugendliteraturpreis" ausgezeichnet.
Christian Kracht: Eurotrash
Autor: Christian Kracht, Schweizer Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist
Vor 25 Jahren erschien Krachts Roman "Faserland", der von einigen Literaturkritikern als richtungweisendes Schlüsselwerk kulturpessimistischer Popliteratur angesehen wird. Sein Ich-Erzähler, Sohn einer reichen Familie, schilderte hierin eine Reise durch Deutschland bis nach Zürich, wo er exzessive Alkohol-, Drogen- und Sex-Partys als Ausdruck einer dekadent-perspektivlosen Generation erlebte und neben dem Niedergang der bürgerlichen Gesellschaft auch seinen ganz persönlichen reflektierte.
Der lang erwartete neue Roman "Eurotrash" beginnt nun mit Erinnerungen des Erzählers an jene traumatische Geschichte, während er sich erneut auf die Reise Richtung Zürich macht. Wobei er dieses Mal jedoch nicht in erster Linie das eigene Ich erkundet, sondern vielmehr die Abgründe seiner Familiengeschichte, die auf tragische und komische Weise mit der Landesgeschichte verwoben ist. Eine wuchtige, sarkastisch-existenzialistische Fortsetzung von "Faserland".
"Eurotrash" gehört mit zu den wichtigsten Buchtipps 2021 von Elke Heidenreich, die sogar befindet, dass der Roman das Beste ist, was man derzeit lesen kann.
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021.
Kazuo Ishiguro: Klara und die Sonne
Originaltitel: Klara and the Sun
Autor: Kazuo Ishiguro, britischer Schriftsteller japanischer Herkunft
Das solarbetriebene Androiden-Mädchen Klara wartet in einem Spielzeuggeschäft darauf, endlich von einem jungen Menschen gekauft zu werden, den sie auf dem Weg ins Erwachsenenleben begleiten kann, denn dazu wurde sie schließlich konzipiert. Erwartungsvoll beobachtet sie die Kunden, die im Laden ein und ausgehen, bis sich ihr Wunsch schließlich eines Tages erfüllt. Doch schon bald nachdem sie von der schwerkranken Josie mitgenommen wurde, der sie nun als Freundin dienen soll, muss sie ernüchtert feststellen, dass es mit der angeblichen Verbundenheit der Menschen nicht allzu weit her ist.
Ein berührendes Plädoyer für Menschlichkeit und Liebe in einer technologisierten Zeit, in dem das Leistungs- und Algorithmusdenken der Menschen ihnen letztlich zum Verhängnis wird.
Leïla Slimani: Das Land der Anderen
Autorin: Leïla Slimani, französisch-marokkanische Schriftstellerin und Journalistin
Eine emotionale Familiengeschichte rund um eine Frau, die sich in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Freiheit und Selbstbestimmung sehnt, und damit ein aufklärerisches Plädoyer für grundlegende Frauenrechte, das zudem die Menschen, Landschaft und Epoche der Geschichte brillant vor Augen malt.
Chris Whitaker: Von hier bis zum Anfang
Autor: Chris Whitaker, englischer Schriftsteller
Mit seinem Mix aus Kriminalroman, Thriller, Familiengeschichte, Abenteuerstory, Western und Liebesdrama bietet der von Kritikern gefeierte Roman "Von hier bis zum Anfang" einen spannenden und herzzerreißenden Schuld-und-Sühne-Pageturner mit unvergesslichen Figuren.
Hervé Le Tellier: Die Anomalie
Autor: Hervé Le Tellier, französischer Schriftsteller
Höchstoriginelle und von Kritikern gefeierte Weltliteratur-Story über eine Boeing 787, die einen elektromagnetischen Wirbelsturm durchfliegt und danach zeitversetzt in zweifacher Ausführung in New York landet, wodurch die nun verdoppelten Passagiere mit sich selbst, ihren bislang gehüteten Geheimnissen und damit fundamentalen Fragen des Lebens konfrontiert werden.
Als bestes französischsprachiges Buch des Jahres 2020 mit dem renommierten Literaturpreis "Prix Goncourt" ausgezeichnet.
Jonathan Franzen: Crossroads
Autor: Jonathan Franzen, US-amerikanischer Schriftsteller
Fulminantes und von Kritikern gefeiertes US-Sozialepos rund um die Moral, Religion und Sehnsüchte einer Pastorenfamilie des Mittleren Westens in den 70er Jahren, in dem jedes Familienmitglied für sich eine neue Freiheit sucht, die allerdings diejenige der anderen bedroht.
Für Christian Bos vom "Kölner Stadt-Anzeiger" erzählt Franzen all dies wie "ein Dostojewski für unsere Zeit".
Annie Ernaux: Der junge Mann
Originaltitel: Le jeune homme
Autorin: Annie Ernaux, französische Schriftstellerin
Ein tabuloser Roman über eine skandalöse Liebesbeziehung zwischen einer Frau mit Mitte Fünfzig und einem dreißig Jahre jüngeren Studenten, die aufgebrachte Reaktionen der Öffentlichkeit nach sich zieht, die Protagonistin aber eine lebenslange Scham endlich überwinden lässt.
Die französische Kulturzeitschrift "Les Inrockuptibles" befindet, dass die frischgebackene Literaturnobelpreisträgerin mit diesem Werk all ihre früheren Bücher sehr schön verdichtet. Für Elke Heidenreich ein gut geschriebenes, kluges und präzises Buch.
Miranda Cowley Heller: Der Papierpalast
Originaltitel: The Paper Palace
Autorin: Miranda Cowley Heller, US-amerikanische Schriftstellerin
Die 50-jährige Elle Bishop führt eigentlich eine glückliche Ehe, steht dann aber plötzlich im Sommerhaus der Familie vor der drängenden Entscheidung, ob sie ihren Mann nicht doch für ihren unvergesslichen Jugendfreund verlassen und ein anderes Leben führen sollte.
Ein fesselndes und atmosphärisches Familiendrama über eine geheime Liebe, das Platz Nr. 1 der New-York-Times-Bestsellerliste erreichte und für Literaturkritikerin Christine Westermann auch deshalb eine unglaublich gute Geschichte bietet, da es mit einem spektakulären Ende aufwartet.
Hanya Yanagihara: Zum Paradies
Autorin: Hanya Yanagihara, US-amerikanische Journalistin und Schriftstellerin
Der fulminante und dystopisch-tiefgründige neue Roman der Weltbestseller-Autorin Yanagihara über Freiheit, Liebe, Schmerz und Verlustangst in drei bewegenden und miteinander verknüpften menschlichen Schicksalen der Jahre 1893, 1993 und 2093.
Für Thomas Andre vom Hamburger Abendblatt "das in der westlichen Hemisphäre nächste größte Ereignis der Literatur", für den Telegraph schon jetzt "ein zukünftiger Klassiker".
Michel Houellebecq: Vernichten
Originaltitel: Anéantir
Autor: Michel Houellebecq, französischer Schriftsteller
Im seinem neuesten (und wohl letzten) Roman verwebt die französische Literaturlegende Houellebecq terroristische Ereignisse nach einer Attentatsdrohung vor den französischen Präsidentschaftswahlen 2027 mit dem Privatleben eines Vertrauten des bedrohten Politikers, und liefert damit einen thrillerhaften politischen Roman und existenzialistische Reflexionen über die Familie, den Sinn des Lebens und die Liebe.
Für die Houellebecq-Biografin Julia Encke ein leidenschaftlicher Text, der Houellebecq auf der Höhe seiner Kunst zeigt.
Gabrielle Zevin: Morgen, morgen und wieder morgen
Originaltitel: Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow
Autorin: Gabrielle Zevin, US-amerikanische Schriftstellerin und Drehbuchautorin
Ein fulminanter Roman über Freundschaft, Liebe, Hoffnungen, Enttäuschungen, Erfolg und Scheitern, der von Sadie und Sam handelt, einem Freundespaar, das in den 90er Jahren zusammen ein Computerspiel entwickelt, das zu einem großen Hit wird und damit Rivalitäten auslöst, die ihre tiefe Verbundenheit bedrohen.
Für die New York Times ein süchtig machendes Lesevergnügen, für den US-amerikanischen Schriftsteller John Green eines der besten Bücher, das er je gelesen hat. In den USA von verschiedenen Medien und Literaturexperten zum Buch des Jahres 2022 gewählt.
Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie
Originaltitel: Lessons in Chemistry
Autorin: Bonnie Garmus, US-amerikanische Schriftstellerin
Elizabeth Zott möchte gerne eine wissenschaftliche Karriere als Chemikerin hinlegen. Doch dies bleibt ihr verwehrt, denn wir schreiben das Jahr 1961, und diverse Männer verbauen ihr zu dieser Zeit diesen Weg. Doch hiervon lässt sie sich nicht unterkriegen, und so startet sie kurzerhand eine Kochshow im Fernsehen. Während man(n) davon ausgeht, dass dies für sie angemessener sei und in der Sendung nur die üblichen Rezeptvorstellungen zu erwarten wären, belehrt Elizabeth alle eines Besseren. Denn für sie bedeutet Kochen die Veränderung von Zuständen, und dies ist nichts anderes als Chemie. Und so verblüfft die selbstbewusste und blitzgescheite Köchin alle Zuschauer mit ihrem "chemischen Blick" für das, was dort so alles in der Küche vor sich geht.
Ein sehr origineller, mit viel Witz und Tiefgang geschriebener Mega-Bestseller über Feminismus und Selbstbestimmung. Für den Kritiker Denis Scheck ein großer literarischer Spaß, und auch die Literaturexpertin Elke Heidenreich befindet, dass sie lange kein so unterhaltendes, witziges und kluges Buch gelesen habe.
Auszeichnungen und Preise: Lieblingsbuch unabhängiger Buchhandlungen 2022, Spiegel-Jahresbestseller 2022, British Book Awards Author of the Year 2023, Sunday Times Best Fiction Books of 2022, The New York Times 100 Notable Books of 2022, Barnes & Noble Book of the Year 2022, Waterstones Author of the Year 2022, Hay Festival Book of the Year 2022.
T.C. Boyle: Blue Skies
Autor: T.C. Boyle, US-amerikanischer Schriftsteller
Virtuos geschriebene, satirisch-provokante Klima-Dystopie, die mit viel schwarzem Humor davon erzählt, wie das Leben gewöhnlicher Leute ganz beiläufig auf den Abgrund zusteuert.
Für die Journalistin Severine Naeve vom "NDR" ein unfassbar komischer Roman, bei dem einem angesichts des Überlebenskampfes das Lachen hin und wieder im Halse stecken bleibt.
Jón Kalman Stefánsson: Dein Fortsein ist Finsternis
Originaltitel: Fjarvera þín er myrkur
Autor: Jón Kalman Stefánsson, isländischer Schriftsteller
Ein als Weltliteratur gefeierter Roman über einen Mann, der ohne jegliche Erinnerungen in einer Kirche tief in den Westfjorden Islands aufwacht. Er selber weiß nicht mehr, wer er ist, doch dabei hilft ihm dann eine Frau, die sich an ihn erinnern kann. Durch die Erzählungen anderer Menschen gelingt es ihm, sein eigenes Leben langsam zu rekonstruieren und sich somit Stück für Stück sich selbst zu nähern. Bis schließlich bei diesem schaurigen Puzzlespiel plötzlich nicht nur das Schicksal des namenlosen Ich-Erzählers immer klarer wird, sondern das aller Menschen des einsamen Fjords…
Für "Die Zeit" ein dunkles Meisterwerk, und auch der "Stern" befand nach dem Erscheinen des Romans Anfang 2023, dass es natürlich riskant sei, schon im Januar das Buch des Jahres zu küren, es bei diesem Werk jedoch angebracht wäre. Und Elke Heidenreich meint, dass Jón Kalman Stefánsson so erzählt, als ginge es um unser aller Leben.
Bret Easton Ellis: The Shards
Autor: Bret Easton Ellis, US-amerikanischer Schriftsteller
Soghafter Roman über den durch einen Serienmörder im Blutrausch zerstörten Traum einer schönen Jugend von wohlstandsverwahrlosten Luxus-Kids im Los Angeles der 1980er Jahre.
Ein von Literaturkritikern als fesselnd, düster, radikal, grausam, erschütternd und satirisch-böse beschriebenes und hochgelobtes Meisterwerk vom berühmten "American Psycho"-Autor, der menschliche Dekadenz und Abgründe gleichermaßen in den Blickpunkt rückt und damit gesellschaftliche Fassaden zum Einsturz bringt.
Giuliano da Empoli: Der Magier im Kreml
Originaltitel: Le Mage du Kremlin
Autor: Giuliano da Empoli, italienischer und Schweizer politischer Essayist, Journalist und Schriftsteller
Ein hochgelobter und abgründiger Bestseller-Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht und die Geschichte erzählt, wie ein Putin-Berater zur grauen Eminenz des Regimes wird und als Spindoktor für die mediale Inszenierung der Macht sorgt, bis er selber irgendwann dem gefährlichen System entkommen will, das er mit aufgerichtet hat.
Für die "ZEIT" ein glänzend erzählter Pageturner, für die "Neue Zürcher Zeitung" ein sensationeller Roman. In Frankreich ein Nr.1-Bestseller, ausgezeichnet mit dem "Grand Prix du Roman de l’Académie française" und Finalist für den "Prix Goncourt 2022".
Ken Follett: Die Waffen des Lichts
Originaltitel: The Armour of Light
Autor: Ken Follett, britischer Schriftsteller
Der neue Welt-Bestseller von Ken Follett aus der Kingsbridge-Reihe:
Spannender historischer Roman aus der Zeit ab 1770, in der das Leben der Menschen durch Revolutionen, Krieg, den technischen Fortschritt und das Streben nach Bildung und Meinungsfreiheit gründlich auf den Kopf gestellt wird.
Der Roman erscheint in einer besonders schönen Ausstattung.
Paul Auster: Baumgartner
Autor: Paul Auster, US-amerikanischer Schriftsteller
Ein melancholischer Roman über einen alternden Phänomenologen, der sich neben dem Verfassen philosophischer Werke zunehmend seinen Lebenserinnerungen widmet, insbesondere rund um den Verlust seiner großen Liebe, und damit weise Betrachtungen über Beziehungen, den Sinn des Lebens und die Endlichkeit allen Daseins liefert.
Für die Schriftstellerin und Journalistin Katja Schönherr wächst einem der in die Jahre gekommene Protagonist sofort ans Herz, zudem sei seine Trauer ebenso berührend wie seine Bemühung, seine letzten Lebensjahre mit Sinn zu füllen.
Nathan Hill: Wellness
Autor: Nathan Hill, US-amerikanischer Schriftsteller
Eine dramatische Geschichte über moderne Beziehungen, die tiefe Wahrheiten über das Leben und die Liebe offenlegt und auf satirische Art das vielschichtige Porträt einer ganzen Generation zeichnet.
Als Jack und Elizabeth 1993 zusammenkommen, stehen sie bereits vor einigen Herausforderungen. Kann das klappen, wenn seine Familie einen landwirtschaftlichen Hintergrund hat, während die Freundin aus gutem Hause studieren geht? Es kann. So scheint es jedenfalls in den ersten Jahren ihrer Ehe, die im Umfeld von Chicagos Kunstszene für die beiden sehr aufregend verlaufen. Doch zwischen Achtsamkeitsseminaren, Immobilienträumen und nicht-monogamen Bekanntschaften beginnt es dann später heftig zu kriseln. Und so müssen die älter gewordenen Protagonisten schauen, wie sie ihre Beziehung retten.
Laut "Ruhr Nachrichten"-Redakteur Andreas Schröter verschlingt man diesen New-York-Times-Bestseller aufgrund seiner Virtuosität von der ersten bis zur letzten Seite. Auch Svenja Flaßpöhler befindet im "Literarischen Quartett", dass es Hill als grandioser Erzähler versteht, eine große existenzielle Frage literarisch zu verarbeiten.
Haruki Murakami: Die Stadt und ihre ungewisse Mauer
Originaltitel: 街とその不確かな壁 / Machi to Sono Futashika na Kabe
Autor: Haruki Murakami, japanischer Schriftsteller
Ein melancholischer Roman über einen jungen Mann, der sich aus seiner Alltagswelt in eine traumartige Gegenwelt begibt, wodurch sich ganze Reihe existenzialistisch-philosophischer Fragen auftun, erzählerisch in faszinierender Weise angereichert mit Referenzen u.a. auf Immanuel Kant, Franz Kafka, E.T.A. Hoffmann, "The Matrix" und Computerspiele.
Für die Literaturkritikerin Iris Radisch ein typischer Murakami, der einen wieder in seinen Bann zieht, für den "Münchner Merkur" und die "Berliner Morgenpost" schlicht ein Meisterwerk.
Barbara Kingsolver: Demon Copperhead
Autorin: Barbara Kingsolver, US-amerikanische Schriftstellerin
Demon Copperhead wächst in Lee County in Virginia auf, inmitten einer ländlichen Umgebung und eines sozial abgehängten Milieus. Sein Vater ist bereits tot, seine Teenie-Mutter drogenabhängig. Es verwundert unter solchen Bedingungen nicht, dass auch Demon der Sucht verfällt, bevor er sich mühevoll wieder vom Stoff losreißen kann. Denn zumindest mit einem zähen Überlebenswillen hat das ansonsten sich unbarmherzig zeigende Leben ihn ausgestattet. Und so sucht er die deprimierenden "Startbedingungen" seines Lebens mit Optimismus und großer Entschlossenheit zu bezwingen.
Ein an Charles Dickens' "David Copperfield" angelehnter, wortgewaltig geschriebener und schmerzhaft-bewegender Millionen-Bestseller aus den USA. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis und dem "Women’s Prize for Fiction 2023". Für Denis Scheck großartige Literatur mit einem guten Blick für die Verfasstheit der Amerikaner, für die "Washington Post" der vielleicht beste Roman des Jahres.
Percival Everett: James
Autor: Percival Everett, US-amerikanischer Schriftsteller
Originelle Neukonstruktion des großen US-Klassikers "Huckleberry Finn" von Mark Twain, in der wir die Abenteuergeschichte dieses Mal jedoch nicht aus der Perspektive von Huck, sondern aus der seines Begleiters, eines entflohenen schwarzen Sklaven miterleben. Trägt dieser im Original den Namen Jim, der eine Verkleinerungsform von James darstellt, und fällt durch eine ziemlich kindliche Sprache auf, so ist beides auch in der Neufassung der Fall. Doch hier tritt er nur nach außen als der einfache Jim auf, während er tatsächlich James heißt und sehr intelligent und gebildet ist, zum Eigenschutz jedoch den Dummen spielt, damit die Weißen nicht auf ihn aufmerksam werden. Und so durchleben die beiden Protagonisten die fesselnden Mississippi-Abenteuer, wobei es bei Everett öfter deutlich brutaler und thrillerhafter als in der Vorlage zugeht und auch das Finale nicht ganz so versöhnlich ausfällt.
Die intelligent-subversive und wendungsreiche Neuerzählung begeistert mit ihrer Art, sich mit Rassismus, dem amerikanischen Mythos, Widersprüchen der Aufklärung und dem berühmten Literaturklassiker auseinanderzusetzen. Für Literaturexperte Denis Scheck ist "James" ein kluges Sprachfeuerwerk und hat Weltliteratur-Niveau, für die Schriftstellerin Fatma Aydemir ist das Buch ein Meisterwerk, das alles auf den Kopf stellen wird, für die Kritikerin Elke Heidenreich ist es ein hochspannend zu lesender Abenteuerroman für Erwachsene, und auch Rezensent Felix Stephan von der "Süddeutschen Zeitung" rechnet hier mit Literaturpreisen.
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Originaltitel: Det tredje riket
Autor: Karl Ove Knausgård, norwegischer Schriftsteller
In seinem apokalyptischen "Morgenstern"-Zyklus erzählt Karl Ove Knausgård vom Auftauchen eines neuen Sterns, der offensichtlich dunkle Kräfte freisetzt, die die Welt aus ihren Fugen geraten lassen. Nachdem die beiden ersten Bände der Romanreihe bereits Leser und Literaturkritiker begeisterten, legt der Autor mit "Das dritte Königreich" nun den dritten Teil der Serie vor. Auch in ihm scheint es so, als würde die Welt auf schauerliche Weise von irgendetwas oder irgendjemandem heimgesucht. Brütende Sommerhitze herrscht in Norwegen, als das Leben von immer mehr Menschen plötzlich ins Wanken gerät. Der Bestatter Syvert etwa wundert sich darüber, dass die üblichen Todesfälle plötzlich komplett abreißen. Die Teenagerin Line wird sogar in eine geheime und beängstigende Welt hineingezogen, in der so manches verstandesmäßig gar nicht mehr zu erfassen ist. Den Polizisten Geir beschäftigt ein makabrer Dreifachmord, der ihn zu einer solch abwegig erscheinenden Theorie führt, dass man darüber eigentlich mit niemandem sprechen kann. Die Künstlerin Tove erschafft Bilder, indem sie sich davon inspirieren lässt, wie die Sexualität und der Tod in den Volksmärchen behandelt werden – bis plötzlich eine Stimme zu ihr spricht. Auch im Leben dieser Menschen manifestieren sich unter dem geheimnisvollen Stern erneut irrational-düstere Vorgänge in Knausgårds neuester Schauerliteratur-Erzählung.
Tana French: Feuerjagd
Originaltitel: The Hunter
Autor: Tana French, irische Schriftstellerin
Ein vielschichtiger und atmosphärischer Roman über einen Mann, der während eines bedrohlichen irischen Rekordsommers mit einem vielversprechenden, aber gefährlichen Plan in ein Dorf kommt, während dort eine Teenagerin ihre Gründe dafür hat, Rache an ihm zu verüben.
Für die "TIME" eine fesselnde Story rund um Vergeltung, Aufopferung und Familie, geschrieben von der Queen der irischen Spannungsliteratur.
Übrigens biete ich auch noch eine erweiterte Liste sehr lesenswerter Romane des 21. Jahrhunderts an.