Klassiker der österreichischen Literatur
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Suchen Sie eine Übersicht der bedeutendsten Werke der österreichischen Literaturgeschichte? In meiner Liste der Klassiker der deutschen Literatur finden Sie die herausragendsten deutschsprachigen Bücher aus der Welt der Belletristik, einschließlich Romane, Dramen, Lyrik, Novellen, Erzählungen, Komödien, Jugend- und Kinderbücher, Märchen und mehr. Dabei werden Autoren und Autorinnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und der ehemaligen DDR sowie alle weiteren deutschsprachigen Schriftsteller berücksichtigt.
Zusätzlich möchte ich Ihnen eine separate Liste der Klassiker der österreichischen Literatur vorstellen, die um viele weitere wesentliche Werke aus Österreich ergänzt wurde.
Die Auswahl dieser Bücher basiert auf der Bewertung prominenter Literaturkritiker.
Die Bücher sind nicht nach Wertigkeit, sondern in der chronologischen Reihenfolge ihres Erscheinens sortiert.
Von Marcel Behling
Franz Grillparzer: Der arme Spielmann
Autor: Franz Grillparzer, österreichischer Schriftsteller
Ein einsamer Geiger erzählt beim Volksfest seine Lebensgeschichte – geprägt von Liebesunglück, Rückzug und Armut. Grillparzer verwebt Melancholie und Kunstreflexion zu einer bewegenden Novelle über das stille Außenseitertum. Ein Meisterwerk des Biedermeier – feinfühlig, selbstironisch und tief human.
Adalbert Stifter: Der Nachsommer
Autor: Adalbert Stifter, österreichischer Schriftsteller
Ein junger Mann entdeckt in der Begegnung mit einem weisen Gutsbesitzer die Schönheit von Ordnung, Bildung und Natur. Stifter schildert in ruhiger Sprache eine Welt der Harmonie und Selbstvervollkommnung. Ein Schlüsselwerk des österreichischen Bildungsromans – kontemplativ, detailverliebt und zeitlos.
Marie von Ebner-Eschenbach: Krambambuli
Autorin: Marie von Ebner-Eschenbach, mährisch-österreichische Schriftstellerin
Ein Förster rettet einen streunenden Hund – und wird am Ende von dessen Loyalität tief enttäuscht. Ebner-Eschenbach erzählt eine schlichte, berührende Geschichte über Treue, Trieb und das Spannungsfeld zwischen Mensch und Tier. Eine klassische Erzählung, die unter die Haut geht – kurz, eindringlich und moralisch vielschichtig.
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!
Autorin: Bertha von Suttner, österreichische Friedensforscherin und Schriftstellerin
Die Adelige Martha schildert ihre Erlebnisse inmitten mehrerer europäischer Kriege und wird zur entschiedenen Pazifistin. Suttner verknüpft autobiografische Elemente mit politischem Engagement für Frieden und Humanität. Ein Meilenstein der Antikriegsliteratur – leidenschaftlich, aufrüttelnd und historisch bedeutsam.
Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl
Autor: Arthur Schnitzler, österreichischer Arzt, Erzähler und Dramatiker
Ein junger Offizier durchlebt eine Nacht voller Gedankenwirbel, nachdem er sich in seiner Ehre gekränkt fühlt. Schnitzler nutzt den inneren Monolog, um das fragile Selbstbild des Militärs und die Absurdität von Ehrvorstellungen offenzulegen. Ein psychologisches Glanzstück der Moderne – kritisch, ironisch und stilprägend.
Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie
Autor: Arthur Schnitzler, österreichischer Arzt, Erzähler und Dramatiker
Ein junger Komponist aus gutem Hause hadert mit seiner Rolle in der Gesellschaft, seiner jüdischen Herkunft und seinen Beziehungen. Schnitzler zeichnet ein genaues Bild der intellektuellen und sozialen Konflikte Wiens um 1900. Ein großbürgerlicher Gesellschaftsroman – fein beobachtet, melancholisch und voller innerer Spannungen.
Hugo von Hofmannsthal: Jedermann
Autor: Hugo von Hofmannsthal, österreichischer Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker
Der reiche Jedermann wird vom Tod gerufen – und muss erkennen, dass nur seine guten Werke ihn im Jenseits begleiten. Hofmannsthal verwandelt ein mittelalterliches Mysterienspiel in eine zeitlose Allegorie über Vergänglichkeit und Reue. Ein Klassiker des modernen Theaters – pathetisch, symbolträchtig und bis heute fester Bestandteil der Salzburger Festspiele.
Franz Kafka: Die Verwandlung
Autor: Franz Kafka, österreichisch-tschechoslowakischer, deutschsprachiger Schriftsteller
Gregor Samsa erwacht eines Morgens als Ungeziefer – und erlebt den schmerzhaften Zerfall familiärer Bindungen. Kafka erzählt eine verstörende Parabel über Entfremdung, Schuld und das Ausgeliefertsein. Ein Schlüsseltext der Moderne – rätselhaft, düster und unvergesslich.
Franz Kafka: Der Prozess
Autor: Franz Kafka, österreichisch-tschechoslowakischer, deutschsprachiger Schriftsteller
Josef K. wird verhaftet – ohne Anklage, ohne Erklärung, ohne Aussicht auf Gerechtigkeit. Kafka schildert den Albtraum einer bürokratischen Macht, die sich jeder Logik entzieht. Ein dunkles Meisterwerk über Schuld und Ohnmacht – eindringlich, surreal und beunruhigend aktuell.
Franz Kafka: Das Schloss
Autor: Franz Kafka, österreichisch-tschechoslowakischer, deutschsprachiger Schriftsteller
Ein Landvermesser erreicht ein Dorf, um eine Stelle im Schloss anzutreten – doch wird durch endlose Behördengänge und Ungewissheiten in die Isolation getrieben. Kafka lässt die Suche nach Sinn, Anerkennung und Zugehörigkeit in einem labyrinthischen Kosmos versanden. Ein existenzielles Rätselwerk – unergründlich, poetisch und tief verstörend.
Stefan Zweig: Sternstunden der Menschheit
Autor: Stefan Zweig, österreichischer Schriftsteller
Zweig erzählt in zwölf Miniaturen von entscheidenden Momenten der Weltgeschichte – von Waterloo bis zum ersten Kabel über den Atlantik. Mit erzählerischem Feingefühl verdichtet er große Geschichte zu packender Literatur. Ein populäres Meisterwerk der Geschichtsschreibung – bildhaft, inspirierend und voller Dramatik.
Fritz von Herzmanovsky-Orlando: Der Gaulschreck im Rosennetz
Autor: Fritz von Herzmanovsky-Orlando, österreichischer Schriftsteller und Zeichner
Ein absurder Kriminalfall in einer barock-versponnenen Parallelwelt voller Exzentriker, Geheimgesellschaften und Fantasiegebilde. Herzmanovsky-Orlando spielt mit Sprache, Stil und Wahnsinn wie kaum ein anderer Autor der Zwischenkriegszeit. Ein Kultbuch der österreichischen Groteske – extravagant, verspielt und unvergleichlich eigenwillig.
Vicki Baum: Menschen im Hotel
Autorin: Vicki Baum, österreichische Schriftstellerin
In einem Berliner Luxushotel kreuzen sich die Schicksale von Schauspielerin, Buchhalter, Baron und Arzt – für kurze Zeit, intensiv und schicksalhaft. Vicki Baum entwirft ein Gesellschaftspanorama mit Tempo, Stil und Gefühl. Ein Bestseller der Weimarer Republik – modern, unterhaltsam und überraschend zeitlos.
Friedrich Torberg: Der Schüler Gerber hat absolviert
Autor: Friedrich Torberg, Schriftsteller und Herausgeber, der sich stets als tschechischer Österreicher verstand
Der 18-jährige Gerber steht unter dem Druck der Reifeprüfung und eines tyrannischen Lehrers – und zerbricht daran. Torberg schildert eindrucksvoll die seelische Bedrängnis eines Jugendlichen im autoritären Schulbetrieb. Ein bewegender Bildungsroman – erschütternd, klug und bis heute relevant.
Joseph Roth: Hiob
Autor: Joseph Roth, österreichischer Schriftsteller und Journalist
Der fromme Lehrer Mendel Singer verliert seine Familie, seine Heimat, seinen Glauben – und ringt mit dem Leid wie der biblische Hiob. Roth erzählt mit einfacher Sprache und großer Empathie vom Schicksal der Ostjuden in einer Welt im Umbruch. Ein Meisterwerk über Verlust und Hoffnung – anrührend, religiös aufgeladen und literarisch kraftvoll.
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften
Autor: Robert Musil, österreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker
Ulrich, ein denkender Skeptiker, durchwandert das Wien der untergehenden k.u.k.-Monarchie – inmitten von Ideenfluten, Projektideen und seelischer Leere. Musil analysiert messerscharf eine Welt zwischen Auflösung und Utopie. Ein Jahrhundertroman der Reflexion – komplex, fragmentarisch und intellektuell brillant.
Hermann Broch: Die Schlafwandler
Autor: Hermann Broch, österreichischer Schriftsteller
Drei Romane zeigen den geistigen Verfall Europas von 1888 bis 1918 – durch das Leben dreier Männer in unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten. Broch verbindet Erzählung, Essay und Philosophie zu einer Analyse des Wertezerfalls. Ein großer Romanzyklus der Moderne – tiefgründig, formal innovativ und von hoher geistiger Dichte.
Joseph Roth: Radetzkymarsch
Autor: Joseph Roth, österreichischer Schriftsteller und Journalist
Drei Generationen der Familie Trotta spiegeln den Niedergang der Habsburgermonarchie – vom Glanz der Schlacht von Solferino bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Roth beschreibt mit melancholischer Eleganz das Ende einer Weltordnung. Ein großer österreichischer Jahrhundertroman – historisch, stilvoll und von tiefer Wehmut durchzogen.
Franz Werfel: Die vierzig Tage des Musa Dagh
Autor: Franz Werfel, österreichischer Schriftsteller jüdisch-deutschböhmischer Herkunft
Eine armenische Dorfgemeinschaft leistet im Jahr 1915 Widerstand gegen die Deportation durch das Osmanische Reich. Werfel schildert heroischen Mut, menschliche Not und kollektive Hoffnung im Angesicht des Genozids. Ein eindrucksvoller Roman über Zivilcourage und Erinnerung – packend, erschütternd und historisch bedeutend.
Ödön von Horváth: Ein Kind unserer Zeit
Autor: Ödön von Horváth, deutschsprachiger, in Österreich-Ungarn geborener Schriftsteller
Ein junger Soldat gerät in die ideologische Mühle eines faschistischen Regimes – und erkennt zu spät, wie sehr er seiner Menschlichkeit beraubt wurde. Horváth schildert nüchtern und eindringlich den Weg vom Mitläufertum zur Katastrophe. Ein düsterer Antikriegsroman – klar, anklagend und erschütternd aktuell.
Franz Werfel: Der veruntreute Himmel
Autor: Franz Werfel, österreichischer Schriftsteller jüdisch-deutschböhmischer Herkunft
Eine einfache Frau sammelt über Jahre Geld für das Seelenheil eines vermeintlich frommen Priesters – doch erlebt am Ende eine bittere Enttäuschung. Werfel entfaltet eine anrührende Geschichte über Glaube, Naivität und Selbsttäuschung. Eine meisterhafte Erzählung über religiöse Sehnsucht und menschliches Scheitern.
Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens
Autor: Stefan Zweig, österreichischer Schriftsteller
Ein junger Offizier verstrickt sich aus Mitleid in eine Beziehung zu einer gelähmten Frau – und erkennt zu spät die Konsequenzen seines Zögerns. Zweig seziert mit psychologischer Genauigkeit das Innenleben seiner Figuren. Ein tragischer Roman über Schuld, Feigheit und falsche Empathie – eindringlich, feinfühlig und zeitlos relevant.
Stefan Zweig: Schachnovelle
Autor: Stefan Zweig, österreichischer Schriftsteller
Auf einem Ozeandampfer begegnen sich ein exzentrischer Schachweltmeister und ein Mann, der das Spiel im Gefängnis gegen den Wahnsinn spielte. Zweig macht das Schachbrett zur Bühne für einen psychischen Ausnahmezustand. Eine der bekanntesten Novellen der Weltliteratur – beklemmend, klug und meisterhaft komponiert.
Hermann Broch: Der Tod des Vergil
Autor: Hermann Broch, österreichischer Schriftsteller
In den letzten Stunden des römischen Dichters Vergil entfaltet sich ein dichter Strom aus Gedanken, Visionen und existenziellen Fragen. Broch verbindet Geschichte, Philosophie und Sprachkunst zu einem monumentalen Werk. Ein radikaler Roman über Dichtung, Wahrheit und Sterben – fordernd, poetisch und einzigartig.
Martin Buber: Die Erzählungen der Chassidim
Autor: Martin Buber, österreichisch-israelischer Religionsphilosoph
Buber sammelt spirituelle Geschichten der chassidischen Tradition – voll Weisheit, Humor und tiefer Menschlichkeit. Die kurzen Texte zeigen eine innige, lebendige Religiosität, fern von Dogma und Hierarchie. Ein Klassiker jüdischer Erzählkunst – schlicht, berührend und voller innerer Wärme.
Ilse Aichinger: Die größere Hoffnung
Autorin: Ilse Aichinger, österreichische Schriftstellerin
Ein jüdisches Mädchen lebt im Wien der NS-Zeit in einer traumähnlichen, beklemmenden Zwischenwelt aus Angst und Sehnsucht. Aichinger erzählt poetisch und surreal vom Überleben und der Hoffnung wider alle Vernunft. Ein bewegender Roman des literarischen Widerstands – leise, verstörend und zutiefst menschlich.
Heimito von Doderer: Die Strudlhofstiege
Autor: Heimito von Doderer, österreichischer Schriftsteller
Ein eleganter Gesellschaftsroman über Wien in der Zwischenkriegszeit – verknüpft durch die symbolträchtige Strudlhofstiege. Doderer komponiert ein kunstvolles Geflecht aus Figuren, Erinnerungen und Zeitläufen. Ein Höhepunkt der österreichischen Nachkriegsliteratur – sprachlich virtuos, vielschichtig und nostalgisch.
Heimito von Doderer: Die Dämonen
Autor: Heimito von Doderer, österreichischer Schriftsteller
Wien zur Zeit des Austrofaschismus: Zwischen Nationalsozialismus, Bohème und Bürokratie entfaltet sich ein Panorama existenzieller Verirrung. Doderer erkundet in epischer Breite die "dämonischen" Kräfte der Geschichte und Psyche. Ein monumentaler Großroman – philosophisch, tiefgründig und erzählerisch mächtig.
Johannes Mario Simmel: Es muss nicht immer Kaviar sein
Autor: Johannes Mario Simmel, österreichischer Schriftsteller
Ein britischer Geheimagent kocht sich durch den Zweiten Weltkrieg – mit Rezepten, Charme und Ironie. Simmels Roman verbindet Spionage, Liebe und Kochkunst auf unterhaltsame Weise. Ein Kultbuch der Nachkriegsliteratur – leichtfüßig, spannend und mit feinem Augenzwinkern erzählt.
Hans Lebert: Die Wolfshaut
Autor: Hans Lebert, österreichischer Schriftsteller und Opernsänger
Ein österreichisches Dorf schweigt über seine Verbrechen während der NS-Zeit – bis ein Fremder die Wahrheit ans Licht bringt. Leberts düsterer Roman verwebt Schuld, Mythos und Wahnsinn in einer apokalyptischen Atmosphäre. Ein sprachgewaltiges Werk der Vergangenheitsbewältigung – unheimlich, symbolisch und kompromisslos.
Thomas Bernhard: Frost
Autor: Thomas Bernhard, österreichischer Schriftsteller
Ein junger Medizinstudent begleitet einen misanthropischen Maler in ein abgelegenes Dorf – und wird Zeuge seiner geistigen Zersetzung. Bernhards Debütroman besticht durch radikale Sprachwucht und existenzielle Tiefe. Ein früher Geniestreich – verstörend, brillant und voller abgründiger Komik.
Albert Drach: Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum
Autor: Albert Drach, österreichischer jüdischer Schriftsteller und Jurist
Ein jüdischer Emigrant wird zum Opfer kafkaesker Behördenwillkür – zwischen Schuldvermutung und Rechtlosigkeit. Drach schreibt mit beißendem Witz und bitterem Ernst gegen die Abgründe staatlicher Macht an. Ein literarischer Monolog über Justiz, Erinnerung und Identität – absurd, klug und verstörend präzise.
Ingeborg Bachmann: Malina
Autorin: Ingeborg Bachmann, österreichische Schriftstellerin
Eine Frau kämpft in Wien mit ihrer Vergangenheit, ihren Beziehungen – und mit der Zersplitterung ihres Ichs. Bachmanns Roman ist ein poetischer Abgrund über Trauma, weibliche Erfahrung und Sprachverlust. Ein feministischer Meilenstein der deutschsprachigen Literatur – vieldeutig, intensiv und formal radikal.
Peter Handke: Der kurze Brief zum langen Abschied
Autor: Peter Handke, österreichischer Schriftsteller und Übersetzer
Ein junger Österreicher reist durch die USA auf der Suche nach seiner entfremdeten Frau – und sich selbst. Handke verbindet Roadmovie, Sprachreflexion und Identitätssuche zu einem melancholischen Selbstporträt. Ein stiller Roman über Aufbruch, Entfremdung und innere Wandlung.
Friedrich Torberg: Die Tante Jolesch
Autor: Friedrich Torberg, Schriftsteller und Herausgeber, der sich stets als tschechischer Österreicher verstand
Mit liebevollem Spott und Wiener Schmäh erinnert sich Torberg an eine untergegangene jüdisch-österreichische Welt. Im Zentrum steht die legendäre Tante Jolesch – klug, bissig und voller Leben. Ein Kultbuch voller Anekdoten – charmant, traurig und zum Schmunzeln schön.
Elfriede Jelinek: Die Klavierspielerin
Autorin: Elfriede Jelinek, österreichische Schriftstellerin
In einem toxischen Mutter-Tochter-Verhältnis wächst Erika Kohut zur verbitterten Klavierlehrerin heran – zwischen unterdrückter Sexualität, sadomasochistischen Obsessionen und emotionaler Kälte. Jelinek seziert mit gnadenloser Sprache das Spannungsfeld zwischen Macht, Begierde und gesellschaftlicher Norm. Ein radikaler Roman über weibliche Unterdrückung – provozierend, düster und erschütternd.
Friederike Mayröcker: Reise durch die Nacht
Autorin: Friederike Mayröcker, österreichische Schriftstellerin
In poetisch aufgelöster Sprache entwirft Mayröcker einen inneren Monolog, der Kindheit, Verlust und Erinnerungsfragmente zu einem assoziativen Strudel verwebt. Der Text gleicht einer lyrischen Traumlandschaft, in der das Erzählen selbst zum Thema wird. Ein herausforderndes Meisterwerk der Sprachkunst – experimentell, intim und radikal subjektiv.
Peter Handke: Die Wiederholung
Autor: Peter Handke, österreichischer Schriftsteller und Übersetzer
Ein junger Mann begibt sich auf die Spuren seines verschwundenen Bruders in Slowenien – und findet in der Landschaft sein eigenes Ich. Handke erzählt von Erinnerung, Sprache und Herkunft mit hypnotischer Präzision. Eine stille, poetische Selbstsuche – nachdenklich, sprachgewaltig und von tiefer Innerlichkeit geprägt.
Christoph Ransmayr: Die letzte Welt
Autor: Christoph Ransmayr, österreichischer Schriftsteller
In einer archaisch-mythologischen Welt sucht Cotta nach dem verbannten Dichter Ovid – und findet stattdessen Spuren eines zersplitterten Universums. Ransmayr entfaltet eine eindrucksvolle Neuinterpretation der "Metamorphosen" voller Naturgewalt und Sprachmagie. Ein grandioser postmoderner Roman – bildgewaltig, klug und von zeitloser Schönheit.
Thomas Bernhard: Heldenplatz
Autor: Thomas Bernhard, österreichischer Schriftsteller
Ein jüdischer Universitätsprofessor nimmt sich in Wien das Leben – und hinterlässt eine bittere Abrechnung mit Österreichs verdrängter Nazi-Vergangenheit. Bernhards Theaterstück löste bei der Uraufführung einen Skandal aus und wurde zum Symbol literarischen Widerspruchs. Ein schonungsloser Monolog – anklagend, sarkastisch und erschütternd aktuell.
Robert Schneider: Schlafes Bruder
Autor: Robert Schneider, österreichischer Schriftsteller
Ein musikalisches Wunderkind wächst in einem abgelegenen Bergdorf auf – zwischen religiösem Fanatismus, Liebe und tragischer Einsamkeit. Schneiders Roman erzählt in archaischer Sprache vom Schicksal eines Außenseiters, der an seiner Begabung zerbricht. Ein moderner Klassiker – mystisch, kraftvoll und zutiefst berührend.
Josef Haslinger: Opernball
Autor: Josef Haslinger, österreichischer Schriftsteller
Ein rechtsextremer Terroranschlag erschüttert den Wiener Opernball – und legt ein Netzwerk aus Verschwörung und politischer Blindheit offen. Haslinger verknüpft Thriller-Elemente mit zeitkritischer Analyse österreichischer Gegenwart. Ein packender Gesellschaftsroman – politisch brisant, spannend und klarsichtig.
Robert Menasse: Schubumkehr
Autor: Robert Menasse, österreichischer Schriftsteller und politischer Essayist
Ein Wiener Beamter stürzt nach einer Scheidung in eine existenzielle Krise und irrt durch ein sinnentleertes Leben. Menasse porträtiert mit Ironie und Tiefgang die Absurditäten des Alltags und der Bürokratie. Ein Roman über Identitätsverlust und das Scheitern an der Moderne – klug, melancholisch und satirisch zugespitzt.
Österreichische Literatur des 21. Jahrhunderts
Als wichtigste österreichische Bücher des 21. Jahrhunderts führe ich solche Werke von Gegenwartsautoren auf, die von bekannten Literaturkritikern überwiegend extrem positiv rezensiert und als sehr bedeutend bewertet wurden. Hierdurch können sie bereits jetzt als "moderne Klassiker" gesehen werden und besitzen sogar das Potenzial, in fernerer Zukunft weiterhin in Klassiker-Listen der österreichischen Literatur aufzutauchen.
Josef Winkler: Natura morta
Autor: Josef Winkler, österreichischer Schriftsteller
In intensiver Sprachkunst verwebt Winkler die Motive von Tod, Körperlichkeit und katholischer Symbolik zu einer erschütternden Prosadichtung. Die Szenerie Italiens dient als Kulisse für einen inneren Abgesang auf Schönheit und Vergänglichkeit. Ein literarisches Totengedenken – düster, sinnlich und kompromisslos konsequent.
Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt
Autor: Daniel Kehlmann, deutsch-österreichischer Schriftsteller
Mit feinem Humor erzählt Kehlmann die Parallelbiografien von Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß – zwei Genies auf ganz unterschiedlichen Wegen. Der Roman verbindet historische Fakten mit literarischer Fantasie. Ein Weltbestseller – klug, witzig und voller erzählerischer Eleganz.
Robert Seethaler: Der Trafikant
Autor: Robert Seethaler, österreichischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler
Ein junger Mann beginnt 1937 eine Lehre in Wien – und begegnet dort Sigmund Freud sowie der aufziehenden Bedrohung durch den Nationalsozialismus. Seethaler erzählt einfühlsam vom Erwachsenwerden in dunklen Zeiten. Ein Roman über Freundschaft, Angst und den Mut zur Freiheit – ruhig, berührend und zeitgeschichtlich bedeutsam.
Robert Seethaler: Ein ganzes Leben
Autor: Robert Seethaler, österreichischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler
Andreas Egger führt ein schlichtes, entbehrungsreiches Leben in den österreichischen Alpen – geprägt von Natur, Krieg und Einsamkeit. In zurückhaltender Sprache entfaltet sich ein stilles Porträt eines "kleinen" Lebens mit großer Würde. Ein bewegender Roman – reduziert, eindringlich und voller leiser Größe.
Daniel Kehlmann: Tyll
Autor: Daniel Kehlmann, deutsch-österreichischer Schriftsteller
Tyll Ulenspiegel wandert als Künstler, Narr und Überlebender durch das Chaos des Dreißigjährigen Kriegs. Kehlmann verwebt historische Realität mit fantastischen Elementen zu einem literarischen Abenteuerspiel. Ein kluger, mitreißender Roman über Wahrheit, Macht und Überleben – bildreich, temporeich und voller Esprit.
Robert Menasse: Die Hauptstadt
Autor: Robert Menasse, österreichischer Schriftsteller und politischer Essayist
Ein EU-Beamter in Brüssel plant einen Festakt für Auschwitz – und wird Teil eines bürokratischen Verstrickungsspiels voller Intrigen. Menasse entlarvt mit Scharfsinn und Witz die Widersprüche europäischer Institutionen. Ein intelligenter, politischer Roman – satirisch, hochaktuell und meisterhaft konstruiert.
Arno Geiger: Unter der Drachenwand
Autor: Arno Geiger, österreichischer Schriftsteller
Ein verwundeter Soldat verbringt das Jahr 1944 in einem Erholungsort am Mondsee – zwischen Hoffnung, Angst und den Spuren des Krieges. Geiger erzählt in Tagebuchform und Briefen vom Menschsein in einer zerstörten Welt. Ein leiser, eindringlicher Roman über Krieg, Liebe und Überleben – poetisch, historisch und bewegend.
Monika Helfer: Die Bagage
Autorin: Monika Helfer, österreichische Schriftstellerin
In knapper, eindringlicher Sprache erzählt Helfer die Geschichte ihrer Großmutter – einer Frau am Rand der Gesellschaft im Ersten Weltkrieg. Es geht um Armut, Gerüchte, Herkunft und weibliche Stärke. Ein autobiografisch gefärbter Familienroman – zart, klug und von stiller Wucht.
Robert Seethaler: Der letzte Satz
Autor: Robert Seethaler, österreichischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler
Im Angesicht des Todes erinnert sich Gustav Mahler auf einer Schiffsreise an sein Leben, seine Musik und seine Ängste. Seethaler verdichtet große Themen in leisen Tönen. Ein kurzer, melancholischer Roman – lyrisch, feinfühlig und von tiefer Innerlichkeit.
Franzobel: Die Eroberung Amerikas
Autor: Franzobel (Franz Stefan Griebl), österreichischer Schriftsteller
Mit bitterbösem Humor und groteskem Furor erzählt Franzobel die Kolonisierung Amerikas aus Sicht der Gewalt, Gier und Absurdität. Der historische Roman entlarvt den "Mythos Entdeckung" als Blutspur. Ein wildes Sprachabenteuer – satirisch, brachial und radikal anders.
Monika Helfer: Vati
Autorin: Monika Helfer, österreichische Schriftstellerin
Helfer setzt die Familiengeschichte fort und porträtiert den verschlossenen Vater – geprägt vom Krieg, von Schuld und Sprachlosigkeit. Der Text oszilliert zwischen persönlicher Erinnerung und literarischer Reflexion. Ein stiller Roman über Herkunft, Schmerz und Vergebung – fein beobachtet und tief empfunden.
Monika Helfer: Löwenherz
Autorin: Monika Helfer, österreichische Schriftstellerin
Nach "Die Bagage" und "Vati" erzählt Helfer nun vom Tod ihres Bruders Richard – dem sensiblen Außenseiter mit dem großen Herzen. Eine zarte Hommage an ein ungewöhnliches Leben. Ein autobiografischer Roman voller Wärme, Trauer und leiser Schönheit.
Reinhard Kaiser-Mühlecker: Wilderer
Autor: Reinhard Kaiser-Mühlecker, österreichischer Schriftsteller
Ein junger Landwirt versucht, sich zwischen familiärer Pflicht, Heimatliebe und innerem Aufbegehren zu behaupten. Kaiser-Mühlecker schildert das ländliche Leben ohne Verklärung, aber mit literarischer Kraft. Ein Roman über Schuld, Herkunft und innere Zerrissenheit – intensiv, lakonisch und atmosphärisch dicht.
Robert Seethaler: Das Café ohne Namen
Autor: Robert Seethaler, österreichischer Schriftsteller und Schauspieler
Im Wien der 1960er eröffnet ein wortkarger Hilfsarbeiter ein kleines Café – ein Ort für Zufallsbegegnungen und stille Lebensgeschichten. Seethaler erzählt von einfachen Menschen mit großer Empathie. Ein ruhiger, liebevoller Roman über Aufbruch, Zugehörigkeit und die Kraft der kleinen Dinge.
Daniel Kehlmann: Lichtspiel
Autor: Daniel Kehlmann, deutsch-österreichischer Schriftsteller
Kehlmann erzählt die Geschichte des berühmten Regisseurs G. W. Pabst, der sich während des Nationalsozialismus zwischen Kunst und Opportunismus bewegt. Ein kluger Roman über Kino, Macht und moralische Ambivalenz. Meisterhaft komponiert – vielschichtig, historisch präzise und literarisch elegant.








